Bildschirmfoto 2018 05 16 um 20.52.19Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Mai 2018, Teil 1

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Eine WOHNKOMÖDIE sei dieser Film, sagt der Verleih, auf jeden Fall ist er der ungewöhnlichste Film, der mir im Bereich von Wohnen und Familie bisher unterkam.

Und nachdem ich lange nicht wußte, wohin die Reise geht, fand ich diese Idee der Kinder, die allesamt Scheidungskinder sind und genug davon haben, dauernd packen zu müssen, um ihre Tage zwischen Mutter und Vater aufzuteilen, geradezu genial: Sie ziehen zusammen diese Kinder , wohnen in der eigenen Wohnung und ihre Eltern können sie jeweils besuchen.

Bildschirmfoto 2018 05 16 um 20.52.39Wir erleben durch die Augen des 13jährigen Bastien (Teilo Azais), wie seine Mutter Sophie (Julie Gayet) das dritte Mal heiratet und er ihr die Trauringe bringt. Er wundert sich, wie glücklich seine Mutter ist, wo er doch weiß, wie das ausgeht, diese Ehe. Denn Glück ist immer nur ein vorübergehender Zustand, das hat er in seinem Kinderleben schon erfahren. Er kann ja rechnen, wobei er hier nur die leichteste Rechenart braucht, die Addition. Wenn man nämlich die Kinder zusammenzählt, die seine Mutter mit den verschiedenen Ehemännern bekommen hat und dann die dazuzählt, die diese Ehemänner mit früheren oder späteren Ehefrauen produziert haben, dann kommen da zusammen: sechs Halbschwestern/-brüder, acht Erziehungsberechtigte und ebenso viele Zuhause. Fast alle Kinder haben eigene Zimmer und dann gleich mehrfach. Also eigentlich keins. Denn ein eigenes Zimmer bedeutet, daß man alle

Das ist schon eine logistische Leistung bei so vielen Personen überhaupt eine Regelung zu finden, wie die Kinder aufgeteilt werden und so sehen wir sie die Ranzen packen und das Wichtigste, was sie dabei haben wollen, unterm Arm hin- und hereilen, immer unterwegs, nie irgendwo richtig zu Hause. Dabei geht es ja erst einmal nur um die ständige Mobilität, es kommt ja hinzu, daß der Schulweg ständig wechselt und die Kinder wie Nomaden die Nachmittage durch die Stadt eilen, d.h. oft gebracht werden zu den Freizeitaktivitäten der besseren Gesellschaft, denn das muß auch deutlich sagen, daß sich solche Familienverhältnisse, die vielen Scheidungen und die vielen Kinder, sich nur Leute leisten können, die genug Geld haben. Die acht Kinder haben Ballettunterricht, aber lernen auch Instrumente wie Cello und Klavier und sogar Schachunterricht ist im Angebot. Alles das führt dazu, daß sie nicht nur dauernd unterwegs sind, sondern eigentlich überhaupt kein Zuhause hat.

Bildschirmfoto 2018 05 16 um 20.51.00Und die Idee, die die versammelten Kinder haben, wird ja auch nur deshalb so genial, weil sie einmal eine herrlich Wohnung zur Verfügung haben, die alle Ansprüchen an Größe und Bequemlichkeit genügt und weil sie zudem eine weitere logistische Leistung erbringen, in dem sie nun nämlich für die Eltern einen Betreuungsplan erstellen, denn natürlich müssen die Minderjährigen in ihrer Wohnung von denen betreut werden, die das gesetzliche Sorgerecht haben.

Der Film lebt davon, was nun alles passiert, wie Kleinigkeiten die gute Planung vereiteln, Pannen, Pleiten etc. Immer sind es die Kinder, für die das Zuschauerherz schlägt, weil sie einerseits wirklich solidarisches Verhalten lernen und praktizieren und weil sie andererseits ihre Eltern nicht auflaufen lassen, sondern diese zu lernfähigen Erwachsenen machen. Sicher, das ist ab irgendwann über- und durchschaubar, aber funktioniert lange lange mit viel Witz und Esprit.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller
Sophie       Julie Gayet
Philippe     Thierry Neuvic
Agnès        Julie Depardieu
Hugo          Lucien Jean-Baptiste
Babette      Claudia Tagbo
Claude       Philippe Katerine
Aurore        Chantal Ladesou
Paul           Arié Elmaleh
Madeleine  Nino Kirtadze
Marie          Caterina Murino
Bastien       Teilo Azaïs
Clara           Violette Guillon
Oscar          Lilian Dugois
Juliette        Chann Aglat
Leopoldine  Luna Aglat
Eliot             Benjamin Douba Paris
Gulliver        Sadia Diallo
Alice            Louvia Bachelier