f cham1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. September 2018, Teil 2

Hanno Lustig

Köln (Weltexpresso) – Aus Spanien kennt man an Filmen mit ausgesprochener Komik eigentlich nur die von Pedro Almodovar, von dem man – leider, leider – zudem länger nichts gehört, bzw. gesehen hat. Bei diesem Film mit dem Untertitel: EINER FÜR ALLE UND ALLE FÜR EINEN handelt es sich um eine Komödie, die in französischem Fahrwasser sehr gut fährt.

Aber nein, es ist alles original Spanisch, denn tatsächlich kommt zur Komödie noch mehr als eine Spur gesellschaftlicher Realität hinzu, die nicht auf Kosten Schwächerer funktioniert, sondern die Schwachheit zur Stärke macht, wenn man entschlossen gemeinsam dagegen, bzw. dafür vorgeht. Aber der Reihe nach. Tatsächlich beginnt hier eine Geschichte, die erst mal völlig realistisch ist und zeigt, wie ein Unglück zum anderen kommt, worauf sich ein weiteres Unglück ereignet...

Marco (Javier Gutiérrez) kann davon ein Lied singen. Er ist Co-Trainer einer spanischen Basketballmannschaft und obwohl er sich total engagiert, bekommt nur der Haupttrainer das Lob ob der Erfolge ab, den er für völlig überschätzt hält. Er ist der Bessere und ist offiziell doch ein Nichts. Das allerdings nur in seinen eigenen Augen, weil er einfach nicht das Gute sieht, sondern immer nur das Schlechte. Mit so wenig Selbstbewußtsein ist er auch längst nicht mehr der Held für seine Frau Sonia (Athenea Mata) , die einen zufriedenen Mann braucht und vor allem ein Kind will. Er nicht. Die Trennung liegt in der Luft. Und als so alles zusammenkommt, dreht er durch, beschimpft er vor laufender Kamera seine Mannschaft, wird deshalb herausgeworfen, säuft sich voll, fährt so Auto und verursacht bei einer Polizeikontrolle prompt einen Unfall mit dem Polizeiauto. Erst Ausnüchterung, dann Prozeß. Der weise Richter sieht für Marco eine gemeinnützige Arbeit vor und für Marcos Kompetenz, eine Basketmannschaft zu trainieren, eine geeignete Gruppe....

Dabei wäre die Alternative für das arme Würstchen Marco, zwei Jahre ins Gefängnis zu gehen. Ach so, dann doch lieber diesen Verein AMIGO trainieren, obwohl dieser sich aus geistig Behinderten zusammensetzt. Er muß sich einverstanden erklären, aber von der ersten Sekunde an, betreibt er Obstruktion. Er redet dem so gutmütigen Vereinschef Julio (Juan Margallo) ein, daß eine Trainingsstunde pro Woche für das Basketballspielen reiche...Doch die Richterin kommt dahinter und legt fest, daß er mit vollem Einsatz für drei Monate die AMIGOS trainieren muß, ansonsten winkt die Haft...

Und beim Trainieren passieren dann so komische wie tolle Sachen, wobei nicht nur die Spieler die Nutznießer sind, sondern auch der Trainer etwas fürs Leben lernt. Grundsätzlich ist die Mannschaft der geistig Behinderten erst einmal völlig unfähig, sich aufeinander einzustellen; zudem fehlt ihnen auch das, was man Ballgefühl nennt, ohne das es nicht geht. Also heißt es, emsig zu trainieren. Und das tut die Mannschaft unter der Anleitung ihres Trainers, der nach kurzem schon merkt, daß sich was ändert, daß die Spieler tatsächlich lernen: sowohl das Spiel mit dem Ball, wie auch das Zusammenspielen. Und darum werden die nächsten Spiele schon gewonnen. Und wo Erfolge sind, da wird noch lieber trainiert und es kommen weitere Erfolge. So geht es erst mal den AMIGOS, wobei sich Marco wirklich ändert, die einzelnen Spieler als Menschen wahrnimmt – so kann er sogar einen von der Wasserphobie heilen, die Mannschaft hingegen ihn von seiner Klaustrophobie – die Methoden sind allerhand.

Die AMIGOS steigen in der Liga höher und höher. Sonja ist längst wieder dabei und da die Reisen so teuer sind, kommt sie mit einem Wohnmobil daher, das sie selber fährt, wobei der Zusammenhalt der einzelnen dadurch noch wächst. Doch sollen die Schwierigkeiten nicht verschwiegen werden. Und jetzt kommt es zum entscheidenden Spiel ausgerechnet auf den Kanaren. Die sind ja weit entfernt und nur stundenlang mit dem Flugzeug zu erreichen.

Doch Marco hat inzwischen gelernt, Schwierigkeiten als Herausforderungen für Lösungen zu empfinden...und er hat gelernt, was im Leben wichtig ist und was weniger wichtig.

Völlig zu kurz gekommen sind die Spieler, also die geistig Behinderten. Aber da helfen Worte nicht weiter. Das ist die Stärke des Film, der so unterschiedliche Menschen in einer gemeinsamen Aktion zu begeisterten Mitmenschen macht.

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG

Marco             Javier GutiÉrrez
Sonia              Athenea Mata
Amparo          Luisa Gavasa
Carrascosa    Daniel Freire
Richterin        Laura Barba
Julio               Juan Margallo

Basketballteam „Amigos“:
Jesús             Jesús Lago Solís
Roman           Roberto Sánchez
Fabián            Julio Fernández
Marín              Jesús Vidal
Juanma           José de Luna
Sergio             Sergio Olmos
Manuel            Stefan López
Benito             Alberto Nieto
Paquito           Fran Fuentes
Collantes        Gloria Ramos