Bildschirmfoto 2018 09 13 um 22.27.51Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. September 2018, Teil 9

Wolfgang Fischer

München (Weltexpresso) - Täglich sterben Frieden suchende Menschen an den europäischen Außengrenzen bei dem Versuch, sich über den Seeweg auf unseren Kontinent zu retten. Die Konfrontation eines Sportbootes mit einem überladenen, havarierten Flüchtlingsschiff mitten im Ozean ist unter Seglern ein viel diskutiertes Horrorszenario, das immer häufiger Wirklichkeit wird.

Was passiert, wenn eine Einhandseglerin (eine Sportseglerin, allein an Bord einer Jacht) in diese Situation gerät?

STYX geht dieser Frage fiktional nach und zeigt, angelehnt an reelle Vorfälle, wie dabei wirtschaftliche Interessen mit humanitären Grundsätzen konkurrieren, Überforderung Mitgefühl verdrängt und Desinteresse jede Hoffnung zerstören kann.


Der Film behandelt den individuellen Traum vom Paradies und umkreist die zentrale Frage nach der Bestimmung der eigenen Identität: Wer wollen wir sein, wer sind wir oder wer müssen wir sein?

STYX ist ein Kammerspiel auf hoher See, das dokumentarisch-realistisch die Heldenreise der weiblichen Hauptfigur erzählt. Die Heldin verbringt die Hälfte des Films allein an Bord einer 11 Meter Jacht auf hoher See. Dementsprechend spielen Dialoge mehrheitlich keine tragende Rolle. Vielmehr übernehmen die Geräusche und Rythmen der überbordenden Natur Rikes Counterpart, unterbrochen und strukturiert durch das regelmäßige Fiepen technischer Geräte. Während der entscheidenden Wendepunkte herrscht völlige Stille.

Der Film ist größtenteils unter reellen Bedingungen auf offenem Meer gedreht worden. Das Set begrenzt sich auf die tatsächliche, unveränderte Grundfläche einer 11 Meter Jacht. Ton und Geräusche sind original. Die Kamera hat durchwegs die Protagonistin im Fokus. Lediglich Anfang und Ende zeigen eine kontextuelle Verortung, in der die Hauptfigur verschwindender Teil eines sozialen Gefüges wird.

In diesen Phasen wird Susanne Wolff schauspielerisch von Kollegen unterstützt, alle zusätzlichen Figuren spielen sich selbst: Polizisten, Feuerwehrleute und Militärs gehen auch im realen Leben diesen Berufen nach.

In der zweiten Hälfte des Films ergänzt internationales Sprachengewirr die konstante Geräuschkulisse. Auch die Darsteller der Besatzung des havarierten Fischerbootes haben in der Realität ähnliches erlebt und sind über den Seeweg nach Malta geflüchtet.

Der Film ist durchgehend linear erzählt und gliedert sich in drei Hauptphasen:

Phase 1
Wir beginnen in Köln auf sicherem Terrain. Die Heldin beherrscht die Szenerie. Sie kann ihre Fähigkeiten einsetzen und sich auf die unbedingte Hilfe aller Beteiligten, sowie auf den reibungslosen Ablauf der Sicherungssysteme verlassen.

Phase 2
Mittlerweile ohne festen Boden unter den Füßen, ist die Heldin beim Segeln immer noch Herrin der Lage. Sie hat das Boot auch bei schwierigen Bedingungen unter Kontrolle. Sie steht auch mitten auf hoher See weiterhin über Funk in Verbindung mit ihrer Welt und kann mit deren Hilfsbereitschaft uneingeschränkt und jederzeit rechnen. Kleinere Hindernisse räumt sie selbst aus dem Weg.

Phase 3
Erst bei dem Zusammentreffen mit den Schiffsbrüchigen und der ausbleibenden Unterstützung durch Andere, verliert die Heldin sukzessive die Kontrolle über die Situation.


Susanne Wolff

Die Hauptfigur ist eine selbstbestimmte, erfolgreiche Frau mit Lebenserfahrung und zudem eine passionierte Wassersportlerin. Die mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin, Susanne Wolff, vereint die zentralen Eigenschaften der Hauptfigur in sich und ist selbst Blauwasserseglerin mit internationalen Segelschein.

Sie selbst sagt dazu: STYX war die intensivste Erfahrung im Film, die ich je gemacht habe - in jeder Hinsicht. Angefangen bei einer Reise mit Wolfgang Fischer nach Nairobi, um dort meinen jungen Schauspielkollegen zu casten, Trainingsstunden mit Notärzten und Profiseglern und dann natürlich der permanenten Konfrontation mit der Unberechenbarkeit des Wetters, des Meeres, der damit verbundenen nötigen Geduld und zusätzlich noch permanenter Seekrankheit ausgesetzt zu sein. Das Spannungsfeld zwischen der Darstellung der Professionalität einer Notärztin und Soloseglerin und der Freiheit der extrem langen Takes, empfand ich als die größte Herrausforderung.


Gedion Odour Wekesa
Hauptdarsteller Gedion Odour Wekesa geht noch zur Schule. Er lebt mit seiner Familie in Kibera, einem Slum in Nairobi. Im Drama Department des Förderprogramms von ONE FINE DAY e.V. erhält er Schauspielunterricht und hat sich für die Rolle des Kingsley unter 40 Jungen durchgesetzt. STYX ist sein Filmdebut.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller:
Susanne Wolff, Gedion Odour Wekesa
Abdruck aus dem Presseheft