ff manuela saenzBis 21. Novemberpräsentiert: Diego Rísquez – Eine Retrospektive im Filmforum Höchst

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am 13. Januar dieses Jahres ist der venezolanische Regisseur Diego Rísquez in Caracas verstorben. Bereits 1992 liefen Filme von ihm im Filmforum, im Jahr 2013 war er im Rahmen des Festivals „Venezuela im Film – Qué chévere“ im Kino zu Gast.

Erstmals wird in Deutschland mit einer Retrospektive vom 15. – 21. November an Rísquez und sein beeindruckendes Werk erinnert. Am 15. November um 19 Uhr wird die Retrospektive im Filmforum Höchst mit seinem Film “Reverón“ eröffnet.

Risquez war innovativ, geistreich und hartnäckig, sein Name und seine schillernde Persönlichkeit standenmaß geblich für das venezolanische Kino der Avantgarde seit Ende der 1970er Jahre.

Bereits 1981 erlangte der 30-jährige Regisseur mit seinem Filmdebüt "Bolivar, Sinfonia Tropikal" (1979) im Ausland Anerkennung. Es folgten"Orinoko, Neue Welt" (1984) und "Amerika, Terra Incognita" (1988), die alle während der Quinzaine des Réalisateurs in Cannes im Super-8-Format uraufgeführt und später auf der Berlinale gezeigt wurden. Zusammen bildete diese experimentelle Filmreihe die "Trilogia Americana".

Filmregisseur, Fotograf, bildender Künstler: Rísquez suchte in seinem Filmschaffen von Beginn an die Nähe zum Theater, der Kunst und Poesie. Er reihte sich ein in das Autorenkino, das ein Gegenkonzept in Sprache, Ästhetik und Plot zum Hollywoodkino schuf. “Für mich ist der Film vor allem Sprache, eine Art, die Welt wahrzunehmen. Deswegen erschien es mir absolut wichtig, dass sich ein Lateinamerikaner anders ausdrücken musste als ein Europäer oder Nordamerikaner“. (Diego Risquez 2013). Auf die experimentelle Serie um die Trilogie folgten die Filme "Manuela Saenz" (2000), "Francisco de Miranda" (2006), "Reverón" (2011) und "El Malquerido" (2015), Filme, mit denen er sich einem breiteren Publikum öffnete, „ohne dabei“, wie er selbst sagte, von seinen „ästhetischen Grundsätzen“ abzurücken. Ergänzend werden zwei frühe Kurzfilme von ihm und zwei neue über ihn gezeigt. Seine Amerika-Trilogie und „Reverón“ werden in 35 mm Archivkopien vorgeführt.

Die Retrospektive entstand in Zusammenarbeit mit der Filmgruppe „Venezuela im Film – Qué chévere“ und wurde unterstützt vom venezolanischen Filminstituts CNAC, der Cinemateca Nacional, Jorge Mirada,  dem langjährigen Produzenten Rísquez, und dem Generalkonsulat Venezuelas in Frankfurt. Die Aufführungsrechte der Filme überließ dem Filmforum Diego Rísquez‘ Tochter Amapola Risquez.
                                                               

Die Filme und Termine im Überblick

Reverón
Diego Rísquez, VEN 2011, 110 min, OmU, 35 mm
Do 15.11. um 19 Uhr (Eröffnung), Fr 16.11. um 18.30 Uhr

Diego Rísquez erzählt die Lebensgeschichte des venezolanischen Malers Armando Reverón in den Jahren 1920 und 1954. Reverón, der ebenso exzentrisch wie lebenslustig auftretende Künstler verliebt sich bei einem Volksfest im nahegelegenen Dorf in eine junge Frau. Fortan wird diese inspirierend auf seine Malerei wirken und bald auch zu ihm in sein abgelegenes Haus El Castillete ziehen. Juanita lernt mit dem Einsiedler umzugehen, obwohl ihr das nicht immer gelingt... Rísquez lässt sich vom wirklichen Leben des Künstlers inspirieren, erlaubt sich aber, eigene Akzente zu setzen. Daraus entsteht die Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Menschen, deren Leben sich im Spiegel der Leinwände abspielt.


El malquerido
Diego Rísquez, VEN 2015, 120 min, OmeU
Fr 16.11. und So 18.11.jeweils um 20.30 Uhr

EL MALQUERIDO erzählt das Leben des Bolero-Sängers Felipe Pirela (1941-1972). Als Kind träumt der kleine Felipe davon, Fußballer zu werden. Seine Mutter, die ihn alleine aufzieht, entdeckt indes sein Talent zum Singen und fördert ihn, wie sie nur kann. Es dauert nicht lange, da singt er im Orchester des Maestro Billy Frómeta. Sein Erfolg ist grandios. Felipe beschließt, sich als Solo-Sänger zu probieren, trifft auf einen Agenten, der in Felipe auch die Chance für seine Karriere sieht. Felipe nennt sich fortan Felipe Pirela. Und schafft den steilen Aufstieg. Doch zu welchem Preis? Risquez hat einen ambitionierten Film über den berühmtesten Bolero-Sänger Lateinamerikas vorgelegt.


Bolívar, sinfonía tropikal
Diego Rísquez, VEN 1979, 75 min, OmeU, 35 mm
Sa 17.11 um 17.00 Uhr, Mo 19.11 18.30 Uhr

„Der Film versucht eine Synthese der Geschichte Venezuelas. Zwei Schauspieler spielen die Rolle Simon Bolivars: Der eine verkörpert den Bolivar der Geschichtsbücher, den Helden und Herrscher zur Zeit Napoleons; der andere den romantischen Krieger, den Revolutionär, den Liebhaber, den Mann. Ich habe versucht, mich dem kollektiven Unbewußten des Volkes zu nähern, indem ich mich hauptsächlich von der venezolanischen Ikonographie während des Unabhängigkeitskrieges habe inspirieren lassen. Diese Symbolik mag einem Ausländer wirr vorkommen, aber sie gehört zu den Wurzeln eines jeden Venezolaners. Das Auge der Kamera hat den Pinsel des Malers ersetzt. Der Film ist eine poetische Alternative zum venezolanischen Kino.“ Diego Rísquez



Orinoko –Neue Welt
Diego Rísquez, VEN 1984, 100 min,OmU, 35 mm
Sa 17.11. und Di 20.11. um 18.30 Uhr

Der Fluss Orinoko ist die Hauptfigur, der Zeuge verschiedener Ereignisse, die sich auf seinen Wassern abgespielt haben. Diego Rísquez erzählt in seinem Film ausschließlich in Bildern und Tönen 300 Jahre Geschichte Venezuelas, von der „Entdeckung“ bis zur Unabhängigkeit im Jahre 1810. Er beginnt in einer Dorfgemeinschaft am Oberlauf des Orinoko. Unter Drogeneinfluss halluziniert der Schamane Yanomani die Ankunft von Christoph Kolumbus, sieht den englischen Piraten Walter Raleigh den Fluss befahren, ebenso wie Alexander von Humboldt und Aimé Bonplant, die von der Wasserstraße aus die „neue Welt“ erkunden. In Begleitung von Gestalten der lateinamerikanischen Mythologie - Halbgötter, Halbmenschen, Halbtiere - begibt sich der Film auf eine mythische Reise flußaufwärts, von der Entdeckung bis zur Unabhängigkeit im Jahre 1810.


Amérika, Terra incógnita
Diego Rísquez, Venezuela 1988, 90 min, OmU, 35 mm
Sa 17.11. um 20.30 Uhr, Mi 21.11. um 18.30 Uhr

Ein Eroberer kehrt mit Schätzen, exotischen Früchten und Tieren reich beladen aus der „Neuen Welt“ nach Europa zurück. In seiner Begleitung ist ein indianischer Häuptling, der am Hof des Königs für Aufsehen sorgt und sogleich die Prinzessin für sich gewinnt. Aus dieser Verbindung geht ein Nachkomme hervor, der mit Gold überschüttet wird. Eine filmische Vision darüber, wie sich die Geschichte Lateinamerikas auch hätte entwickeln können. Der Film verzichtet auf Dialoge und versucht, sich nur durch Bilder und Musik auszudrücken


Francisco de Miranda
Diego Rísquez, Venezuela 2006, 100 min. (OmeU)
So 18.11 18.30 Uhr, Mi 21.11 20.30 Uhr

1771: der junge Francisco de Miranda entschließt sich, in Richtung Spanien aufzubrechen, um der Königlichen Armee zu dienen. Hier offenbart sich die menschlichste Seite des venezolanischen Nationalhelden, denn seine Geschichte ist keine geradlinige, sondern charakterisiert durch das konstante Hin und Her zwischen seinen großen historischen Momenten und seinen leidenschaftlichsten Liebesgeschichten. Francisco de Miranda ist ein Weltenbummler, ein Idealist, ein unermüdlicher Leser, Abenteurer in Kriegen und Verfolgungen, er empfängt große Ehrungen, sitzt in düsteren Gefängnissen, ist Kunstliebhaber und liebt das Leben... Francisco de Miranda kämpfte in drei Revolutionen: in der amerikanischen, der französischen und der lateinamerikanischen. 40 Jahre war er in der ganzen Welt unterwegs, um Sympathisanten für die Unabhängigkeit von Venezuelas zu finden.


Manuela Sáenz
Diego Rísquez, Venezuela 2000, 97 min (OmeU)
Mo 19.11 und Di 20.11. um 20.30 Uhr

1856, ein Walfangschiff legt im Hafen von Paita, Peru, an, der Ort, an welchem sich Manuela Sáenz nach dem Tod von Simón Bolívar zurückgezogen hat. An Bord des Schiffes befindet sich German Melville, der ziemlich erstaunt ist, als er erfährt, dass die Geliebte von El Libertador noch lebt. Melville beschließt, Manuela Sáenz aufzusuchen. Und obwohl sie sich weigert, über sein Leben zu erzählen, veranlasst sie der Besuch, ihre Korrespondenz mit Simón Bolívar herauszusuchen. Die Lektüre der Briefe erlaubt es, in das Jahr 1822 zurückzublicken, als Manuela Sáenz nicht nur die Liebhaberin von El Libertador war.

Foto:
Manuela Sáenz
© Veranstalter

Info:
Mehr darüber und Trailer der Filme finden sich unter
www.filmforum-höchst.de

Filmforum Höchst
Emmerich-Josef-Str. 46a, 65929 Frankfurt a.M.
Eintritt 7 € (Frankfurt Pass 3,50 €)
Kartenreservierung unter Telefon 069 212-45714