f augustzirnerSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. November 2018, Teil 4

N.N.

Berlin (Weltexpresso) - Bei Ihrer Figur, dem Therapeuten Max, laufen alle Fäden zusammen. Ihre Funktion in diesem Episodenfilm ist also ganz zentral. Ist das eine besondere Verantwortung?

Für den Therapeuten wäre es eine besondere Verantwortung. Für den Schauspieler ist es ein besonderes Vergnügen. Als Therapeut hat man – und das ist ja unter anderem das Thema des Films – eine besondere Verantwortung für all die Menschen, die man begleitet. Das Problem des Therapeuten Max ist, dass er zu viel Anteil nimmt, dass ihn die Verantwortung überfordert.


Liegt das vielleicht daran, dass dieser Max mit seinem eigenen Leben schon überfordert ist und oft gar nicht so genau weiß, wie er den anderen helfen soll?

Es gibt im Englischen den Begriff „compassionate“, der trifft es für mich am allerbesten. Max ist „mitfühlend“. Natürlich passiert gerade sehr viel mit ihm und um ihn herum. Aber das geht uns ja nicht anders als dieser von Sandra Nettelbeck erfundenen Figur. Man sitzt da und freut sich seines Lebens und weiß andererseits, was alles auf der Welt geschieht. Man versucht also permanent den Spagat zwischen der Freude des Da-Seins und der Besorgnis um das große Ganze. Ein Mensch in dieser Welt zu sein ist ganz schwer. Und das wird an Max deutlich.


Wussten Sie, wohin die Rolle des Max Sie führen würde?

Ich habe das Glück in meinem Berufsleben, dass ich immer an Projekte komme oder sie an mich, die mich weiterbringen. Ich erlebe meinen Beruf immer wieder als Selbsterkenntnis. Und hoffe und glaube, mit jeder Rolle ein bisschen zu wachsen.


Nach „Bella Martha“ und dem Kinderfilm „Sergeant Pepper“ spielten Sie bei Sandra Nettelbeck zum dritten Mal einen Therapeuten. Was glauben Sie, prädestiniert Sie dafür?

Es ist wohl der Typus. Und es ist die gegenseitige Achtung unserer Schwermut. In Deutschland gilt Schwermut ja gleich als schwer und deutsch – das ist die Tragik hierzulande. Denn Schwermut ist nicht nur ein wunderschönes Wort, es hat auch gar nichts mit schwerfällig zu tun. Schwermut kann auch sehr komisch sein.


Sie selbst sind in Amerika aufgewachsen, auch Sandra Nettelbeck hat lange dort gelebt – ist das etwas, das Sie verbindet?

Das könnte sein, dass es der Blick von außen ist, der uns verbindet. Auch das hat wieder etwas mit Schwermut zu tun. Im besten Falle nämlich schenkt sie uns einen Blick von außen. Sie sehen, ich fühle mich immer berufen, die Schwermut oder auch die Melancholie als etwas Kreatives und Inspirierendes zu verteidigen.


WAS UNS NICHT UMBRINGT ist jetzt die dritte Zusammenarbeit mit Sandra Nettelbeck. Was zeichnet sie als Regisseurin aus?

Sandra spricht mich an. Ich bin ja sonst eher ein Quatschmacher und Komödiant. Dieses Verspielte ist auch ein wichtiger Teil meiner Bühnenexistenz. Sandra aber ruft den etwas konzentrierteren August hervor.


Es ist der zweite „Hundefilm“ von Sandra Nettelbeck in dem Sie mitspielen. Wie ist das, verändert ein Hund das Klima am Set?

Ich selbst bin ja mit Hunden aufgewachsen, am Set aber ist das noch mal etwas ganz Besonderes. Alles dreht sich um den Hund. Für einen so narzisstischen Schauspieler wie mich ist das ganz furchtbar.


Glücklicherweise hatten Sie ja hier noch viele andere großartige Kollegen...

Das war so ein Glück! Allein Christian Berkel wieder zu begegnen! Es gibt einen Film, da spielt er meinen Therapeuten, nun ich hier seinen. Ihm und allen anderen zuzuschauen war ein Vergnügen! Es war ein wunderbares Wiedersehen auch mit Barbara Auer, Jenny Schily oder Oliver Broumis. Und auch mit den Kollegen, die ich vorher nicht kannte, bin ich heute ganz eng.


Ist es zu früh, zu fragen, welche Rolle WAS UNS NICHT UMBRINGT in Ihrem filmischen Werk einnehmen wird?

Da möchte ich Ihnen ein Beispiel nennen: Seit langem spiele ich in München am Theater „Nathan der Weise“ von Lessing. Als ich nach den Dreharbeiten zurück ans Theater bin und das erste Mal wieder auf der Bühne stand, war mein Nathan ein anderer. Das ist das Geschenk, das Sandra Nettelbeck mir mit dieser Rolle gemacht hat: dass ich das Geheimnis des Zuhörens kennengelernt habe, das aktive, nicht wertende Zuhören. Dafür bin ich sehr dankbar.

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG
Max              AUGUST ZIRNER
Sophie          JOHANNA TER STEEGE
Loretta          BARBARA AUER
Fritz              OLIVER BROUMIS
Sunny           JENNY SCHILY
Hannes         BJARNE MÄDEL
Mark             CHRISTIAN BERKEL
Henriette      VICTORIA MAYER
Isabelle         DEBORAH KAUFMANN
Ben               MARK WASCHKE
David            PETER LOHMEYER
Fabian          DAVID ROTT
Eleonor        LEONIE HÄMER
Esther          MARIE JECKE
Lars              KRISTO FERKIC
Laurie            LAUREN LEE SMITH
Robert          MICHAEL IHNOW

Abdruck aus dem Presseheft