f nakedSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. November 2018, Teil 8

N.N.

London (Weltexpresso) - Als 2009 Nick Hornbys Roman „Juliet, Naked“ erschien, waren die Hornby-Fans und Musikliebhaber Albert Berger und Ron Yerxa sofort Feuer und Flamme und traten an den Schriftsteller heran. Da die Handlung sowohl in England als auch in den USA spielt, bot sich das Projekt für eine amerikanische Produktionsfirma durchaus an. Tatsächlich waren die Filmrechte noch zu haben, und die Produzenten nahmen Kontakt zu Judd Apatow auf.

„Judd ist ein erfahrener Filmproduzent mit großem Interesse an Musik – also der ideale Partner für uns. Er war sofort von der Idee angetan und wollte mit uns ein Drehbuch entwickeln“, erzählt Berger. „Außerdem hatte Judd sämtliche Bücher von Nick Hornby gelesen und war auf dem neusten Stand“, fügt Ron Yerxa hinzu.

Für die Adaption von Hornbys Roman engagierten Albert Berger und Ron Yerxa das Ehepaar Jim Taylor und Tamara Jenkins. „Mit Jim arbeiten wir schon seit vielen Jahren zusammen und haben auch mit Jim und Tamara gemeinsam mehrere Projekte umgesetzt“, so Berger. „Judd Apatow war gleich einverstanden.“

Schon während der Entwicklungsphase hörte Judd Apatows Kollege Barry Mendel von JULIET, NAKED. „Judd erwähnte mir gegenüber das Buch und sein Treffen mit Ron und Albert. Da wurde ich neugierig, las den Roman und war hin und weg. Also kam ich zu dem Termin dazu und wir taten uns zu viert zusammen“, berichtet Mendel. „Das Drehbuch ist für uns alle bei jedem Film entscheidend. Die Adaption war eine für mich neue, willkommene Herausforderung, denn ich hatte bis dato keine Erfahrung mit Romanverfilmungen. Wie dreht man einen Film, der dem Buch treu bleibt, aber der auch für sich stehen kann? Diese Aufgabe hat mich besonders gereizt, denn leider muss man sagen, dass viele gute Bücher schlecht verfilmt wurden. High Fidelity (2000) und About a Boy oder: Der Tag der toten Ente (2002) sind da positive Gegenbeispiele: interessante Versionen der Romane, die man sich immer wieder gern ansieht.“

Während Jim Taylor und Tamara Jenkins systematisch die ersten Entwürfe des Skripts überarbeiteten, sahen sich die Produzenten nach einem geeigneten Regisseur um. Judd Apatow schlug Jesse Peretz vor, mit dem er über Jahre bei der Erfolgsserie Girls zusammengearbeitet hatte. Nach einem Treffen mit Albert Berger und Ron Yerxa kam Peretz an Bord. „Der Roman hat mich total gepackt“, sagt der Filmemacher. 

„Jesse war aus mehreren Gründen der ideale Kandidat – allein schon deshalb, weil er selbst mit der Rockband Lemonheads gespielt hat und die Musikwelt kennt“, meint Berger. „Wir waren sicher, dass er sich sowohl in den Musiker Tucker wie auch in den Fan Duncan hineinversetzen kann und klare Vorstellungen von den Alben ‚Juliet‘ und ‚Juliet, Naked‘ hat.“

„Jesse konnte sich aber auch gut in Annie und ihre Probleme einfühlen“, fährt Berger fort. „Er hatte alle drei Protagonisten und deren Konflikte fest im Blick: das Thema Elternschaft; die Frau, die mehr vom Leben will; der Einsiedler, der endlich wieder unter Menschen geht. Jesse fand zu allen Aspekten des Films einen Zugang und hat in jeder Hinsicht den richtigen, authentischen Ton für JULIET, NAKED getroffen – bis hin zum Szenenbild und den Kostümen.“

Jim Taylor und Tamara Jenkins waren inzwischen allerdings mit anderen Projekten beschäftigt. Also suchte das Team nach einem neuen Autor, der dem Drehbuch den letzten Schliff geben sollte. „Das Skript war toll, aber ich vermisste einige Details aus dem Roman, die ich unbedingt im Film sehen wollte“, erläutert Barry Mendel. „Im nächsten Schritt nahm sich Jesse Peretz das Drehbuch vor, und ich fand seine Analyse sehr anregend. Tuckers Verhältnis zu seinem Sohn Jackson musste ausgearbeitet werden. Und wir haben Jackson älter gemacht – sogar noch älter, als er in der Vorlage ist. In der Version von Jim und Tamara war er ein Kleinkind. Außerdem erfahren wir im Film mehr über Tuckers komplizierte Beziehung zu Lizzie, auch das war Jesses Idee. Lizzie ist böse auf ihren Vater, aber anders als im Roman wird im Film deutlich, dass sie ihm gern näher wäre.“

„Wie der passive Tucker Crowe endlich anfängt, sich um seine Kinder zu kümmern, zählt für mich zu den spannendsten Aspekten des Films“, sagt Jesse Peretz. „Tucker war seinen Kindern ein miserabler Vater – mit Ausnahme von Jackson vielleicht. Er hasst sich dafür, unternimmt aber auch nichts. Seine erwachsene Tochter Lizzie kam mir im Drehbuch zu kurz. Bei ihrer Figur haben wir uns im Vergleich zum Roman gewisse Freiheiten genommen, um Tucker auf die Sprünge zu helfen. Am Ende macht er einiges wieder gut, ohne dass es übertrieben oder unglaubwürdig wirkt. Das war wohl mein wichtigster Beitrag zum Drehbuch.“

„Jim und Tamara haben exzellente Arbeit geleistet, aber wir brauchten eine neue Stimme“, betont Albert Berger. So kam schließlich Jesse Peretz’ Schwester Evgenia als Autorin dazu. „Sie hatte einen wunderbaren Effekt auf das Projekt“, fährt Berger fort. „Evgenia brachte die nötige weibliche Perspektive ein – immerhin ist die Hauptfigur eine Frau! Sie hat das Ganze gestrafft und Jesses Anmerkungen wunderbar umgesetzt.“ 

Neun Monate später lag das endgültige Drehbuch vor und die Produktion war bereit für das Casting.

Foto:
© Verleih

Info:
Juliet, Naked (Großbritannien, USA 2018)
Originaltitel: Juliet Naked
Genre: Musikfilm, Tragikomödie, Romanze
Filmlänge: 105 Minuten
Regie: Jesse Peretz
Drehbuch: Evgenia Peretz, Jim Taylor, Tamara Jenkins; nach dem gleichnamigen Roman von Nick Hornby
Darsteller: Ethan Hawke, Rose Byrne, Chris O'Dowd, Azhy Robertson u.a.
Kinostart: 15.11.2018