f suspiriadakotaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. November 2018, Teil 14

N.N.

Rom  (Weltexpresso) – Das Erste, was einem auffiel, war das Blut. Es strömte aus dem abgetrennten Kopf der Tänzerin und tropfte, wie eine unheimliche Halskette, über ihren Oberkörper, dann sammelte es sich in einem purpurroten Pool nahe zweier Füße, die noch immer en pointe standen. Über der Tänzerin stand auf dem Poster: „UN FILM DI DARIO ARGENTO.“ Und unter ihr stand nur ein eindrucksvolles Wort: „SUSPIRIA.“

Es ist unnötig zu erwähnen, dass der 10-jährige Luca Guadagnino fasziniert war. Der zukünftige Oscar®-Nominierte erspähte das schlichte Plakat zu Argentos Horrorfilm-Klassiker von 1977 an der Hauswand eines verschlossenen Kinos in Norditalien, während eines Aufenthalts in einem Sommerlager, in das ihn seine Eltern geschickt hatten. „Es war eine schwierige Zeit für mich“, gesteht er. „Ich war nicht der Beliebte, ich war der Schüchterne. Ich hatte bereits eine Leidenschaft für Dinge entwickelt, die die anderen Kinder eher nicht mochten, wie das Kino und das Morbide, das auf mich eine faszinierende Anziehungskraft ausübte.“ Das Plakat hinterließ einen bleibenden Eindruck. „Ich wusste nicht, worum es ging“, erinnert sich Guadagnino. „Ich wusste nicht, dass der Titel lateinisch ist. Aber das Bild war so mächtig, dass es mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Wir Kinder gingen täglich durch das Dorf, aber mir war nur wichtig, am Kino vorbeizugehen, damit ich das Poster erneut bewundern konnte. So entdeckte ich Dario Argento und SUSPIRIA und das formte einen der wichtigsten Teile meiner Identität, sowohl als Filmemacher als auch als Mann.“

Jahrelang wusste Guadagnino nichts weiter über SUSPIRIA, sondern kannte nur dieses aufsehenerregende Bild und den Namen des Regisseurs. Im Alter von 13 Jahren aber stieß er, als die Familie sich gerade zum Abendessen setzen wollte, auf eine Ausstrahlung von SUSPIRIA im italienischen öffentlichen Fernsehen. „Ich sagte: ‚Ich will nichts essen‘, ging und schloss mich ganz allein im Zimmer ein, um den Film zu schauen“, sagt er. Der Film war alles, was er sich vorgestellt hatte und noch vieles mehr: „Ich war verängstigt und zugleich begeistert von seiner verrückten Kühnheit, seinem formalen Wagnis, der Musik und der suggestiven Kraft der Hexenidee. Dieser Film hinterließ bei mir einen so gewaltigen Eindruck, dass ich dachte: ,Ich will ihn noch einmal sehen. Ich möchte mehr darüber erfahren.‘ Ich ging sogar in die Bibliothek, um Zeitungen aus der Zeit zu finden.“

Beeinflusst von Darios Film dauerte es nicht lange, bis Guadagnino anfing, über eine eigene Neuverfilmung des Werks nachzudenken: „In meine Notizbücher schrieb ich: ‚SUSPIRIA von Luca Guadagnino‘.“ Jetzt, nach dem bisher renommiertesten Film seiner Karriere, dem Oscar®-prämierten CALL ME BY YOUR NAME, hat Guadagnino seinen Traum endlich verwirklicht. Herausgekommen ist eine zutiefst persönliche Hommage an den Film, der ihn seit jungen Jahren begeistert und inspiriert.

Für Tilda Swinton, Hauptdarstellerin und langjährige Wegbegleiterin von Guadagnino, ist der neue SUSPIRIA eher eine „Cover-Version“, als ein Remake: „Wie wir aus der Musik wissen, klingen Cover-Versionen oft ganz anders als das jeweilige Original“, sagt die Schauspielerin. „Lucas Impuls, diesen Film zu machen, entstammt seiner tiefen Zuneigung zu Argentos unvergleichlichem Klassiker. Wir alle haben diese speziellen Antriebe. Ich freue mich so für Luca, dass er endlich das geschaffen hat, was er sich vor so vielen Jahren vorgestellt hat.“

Fotos:
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Info:
Darsteller
Susie Bannion              Dakota Johnson
Madame Blanc             Tilda Swinton
Sara                              Mia Goth
Dr. Josef Klemperer      Lutz Ebersdorf
Patricia                         Chloë Grace Moretz
Fräulein Tanner            Angela Winkler
Fräulein Vendegast      Ingrid Caven
Anke                            Jessica Harper
Olga                             Elena Fokina
Fräulein Huller              Renée Soutendijk
Fräulein Millius             Alek Wek
Fräulein Griffith            Sylvie Testud
Fräulein Balfour           Christine Leboutte
Pavla                            Fabrizia Sacchi