f suspiria4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. November 2018, Teil 15

N.N.

Rom  (Weltexpresso) – Für die Rolle der Protagonistin Susie, die als Neuankömmling in die Markos Tanzgruppe eintritt, wählte Guadagnino die Darstellerin Dakota Johnson. Johnson, die vor allem für ihre Rolle der Anastasia Steele in der „50 SHADES OF GREY“-Trilogie bekannt ist, spielte bereits eine tragende Rolle in Guadagninos Erotikthriller A BIGGER SPLASH (2015). Bereits während dieser Produktion brachte der Regisseur ihr erstmals die Idee zu SUSPIRIA nahe.

f suspiria2„Er sagte, er habe den Plan, den Film neu zu erfinden, und fragte mich, ob ich erneut mit ihm zusammenarbeiten wolle“, sagt die Schauspielerin. „Wir waren da schon so vertraut miteinander, dass ich bei allem mitgemacht hätte, wo er Regie führt.“ Obwohl sie Argentos SUSPIRIA zum damaligen Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte, war Johnson sofort von den Themen des Films fasziniert: „Ich liebe Tanzfilme, ich liebe Filme über Frauen und das Hin und Her zwischen ihnen und ich liebe Filme über Hexerei“, so die Schauspielerin. „Das war schon immer ein sehr verlockendes Thema für mich.“ Als sie den Horrorklassiker schließlich sah, verstand Johnson sofort, warum er Guadagnino und so viele andere Kinoliebhaber beeinflusst hatte. „Er ist ein optisch so reizvolles Meisterwerk“, sagt sie. „Ich kann verstehen, wieso er das Horror-Genre bis heute beeinflusst hat. Er stammt definitiv aus einer anderen Zeit, aber ich würde ihn nicht als altmodisch beschreiben. Man ist immer noch verzückt.“

Die Schauspielerin verbrachte das Jahr vor der Produktion von SUSPIRIA damit, die Figur Susie zu entwickeln – sie formulierte ihre Vergangenheit, Zukunft f suspiria1und Beziehung zum Tanz. Als wir Susie zum ersten Mal treffen, hat sie sich von allem, was sie in Amerika kennt, abgewandt und kommt nach Berlin, als rufe sie ihr tiefstes Inneres dazu auf. „Susie kommt aus einer mennonitischen Familie und hat seit ihrer Geburt das Gefühl, dass ihre Seele nicht mit der Religion, den Leuten und den Regeln übereinstimmt“, sagt Johnson. „Sie will die Welt, die Sexualität und ihre Regungen erforschen. Sie hat diese Kraft in sich, von der ich nicht sicher bin, ob sie sich dieser überhaupt bewusst ist.“ Susie lernt sehr schnell und ihr Aufstieg innerhalb der Kompanie überrascht sie selbst und alle in ihrem Umfeld. „Sie ist wie ein kleines Lamm, das die Welt mit Ehrfurcht betrachtet. Vieles schockiert sie, aber sie ist nicht ängstlich“, meint Johnson. „Sie will diese Erfahrung machen. Sie will alles in sich aufsaugen. Das ist eine aggressive, nervenaufreibende Verhaltensweise für eine Frau im damaligen Berlin, und man fürchtet um ihre Unschuld."

Drehbuchautor David Kajganich merkt an, dass es schwierig ist, über Susies Charakter zu sprechen, ohne wichtige Wendungen der Handlung zu enthüllen: „Ich kann jedoch sagen, dass Dakota erwähnte, nach dem Dreh eine Therapie gemacht zu haben. Das hat mich nicht überrascht. Damit unser Film funktionieren konnte, musste Susie das Subjekt einer erschütternden Geschichte sein und gleichzeitig das Objekt einer anderen, noch dunkleren. Das war keine leichte Aufgabe.“ Jenseits der emotionalen Anforderungen, sagt Johnson, seien die Dreharbeiten zu SUSPIRIA eine bemerkenswerte Erfahrung gewesen, zum Teil wegen der überwiegend weiblichen Besetzung des Films und aufgrund des Fehlens einer konventionellen romantischen Handlung: „Es war die liebevollste Umgebung“, sagt sie. „Du gehst mit dem Gedanken hin: ‚Okay, ich werde diese psychotische Geschichte in einem verlassenen Hotel mit 40 Frauen drehen. Das wird Chaos geben!‘ Doch es gab so viel Unterstützung, Liebe und wahre, tiefe Verbindungen untereinander. Es war so befreiend und es machte mich stolz, der Welt diese Art des Geschichtenerzählens zu zeigen: Es muss keinen männlichen Hauptdarsteller oder eine männlich-weibliche Geschichte geben, um Liebe zu vermitteln."

f suspiria3Tilda Swinton berichtet, dass der Regisseur vor bereits mehr als 25 Jahren damit begann, ihr seine Ideen für den Film zu präsentieren. „Solange ich mich erinnern kann, haben wir SUSPIRIA geplant und darüber diskutiert. All die Jahre des Planens verleihen einem Projekt eine tiefe Leichtigkeit. Ich habe diesen langen Reifeprozess schon mit anderen Filmemachern erlebt und ich liebe ihn. Es bedeutet, dass sich die Arbeit so schrittweise und detailliert entwickelt, dass das Filmen eine einfache Sache wird.“ Swinton spielt Madame Blanc, die renommierte Leiterin der Markos Tanzgruppe. „Blanc ist eine geniale Tänzerin und Choreografin“, sagt Swinton, „eine charismatische und kraftvolle Lehrerin, die bei ihren Tänzerinnen wahre Liebe und Hingabe weckt. Doch ihr innerer Konflikt ist gewaltig: Um ihr Unternehmen zu erhalten, hat sie einen Pakt mit dem Übernatürlichen geschlossen und muss nun mit den Folgen leben. Sie fühlt sich durch die Hexerei, die sie einsetzt, selbst zutiefst gefährdet. Der turbulente Kontext des Berlins, das sie überlebt hat und in dem sie lebt, ist nach wie vor entfremdend. Schönsein und Fröhlichsein sind nicht mehr zeitgemäß: ‚Wir müssen jeder schönen Sache die Nase brechen.‘“

Mit der Welt des modernen Tanzes nicht vertraut, betrieb Kajganich umfangreiche Recherchen, um die Figur überzeugend zu schreiben: „Ich studierte Martha Graham, Mary Wigman, Pina Bausch, Sasha Waltz – all die Koryphäen“, sagt der Drehbuchautor. „Ich verbrachte in Berlin Zeit damit, Sasha zu folgen, sie ausführlich zu interviewen und Proben mit ihr und ihren Tänzern zu besuchen. Ich wollte sehen, wie jemand wie Blanc über Bewegung sprechen könnte, wie sie Tänzer betreuen und eine große Kompanie leiten könnte. Das hat mich das richtige Vokabular gelehrt“, fährt er fort, „aber als es darum ging, die richtige Stimme für Blanc zu finden, suchte ich in einer der großen Inspirationsquellen für diesen Film: dem Werk von Rainer Maria Fassbinder. f ingrid carvenEinige der stärksten Frauenfiguren der Filmgeschichte entstanden durch Fassbinders Zusammenarbeit mit seinen Schauspielerinnen – darunter die große Ingrid Caven, die Fräulein Vendegast in unserem Film spielt. Ich tat mein Bestes, um Blancs Wortwahl und ihre Art und Weise, Szenen zu besetzen, auf Fassbinderische Weise zu gestalten.“

Obwohl Blanc sich die Hingabe ihrer Tänzer verdient hat, steht sie innerhalb ihrer Hexenkohorte auf einer weniger stabilen Basis: „Blanc leitet die Tanzgruppe, jedoch nicht den Hexenzirkel und das bringt sie in eine komplizierte Situation“, sagt Kajganich. „Es war wichtig, dass sich das Publikum mit ihr identifizieren kann f suspiratilda swinton ist die strenge leiterin einer tanzakademie in der ein hexenzirkel sein unwesen treibt foto capelight picturesund es sich nie so anfühlt, als wäre sie aus einer anderen Welt. Da ist etwas überraschend Aufrichtiges in Blanc, sogar etwas Fürsorgliches, obwohl ihre Ecken durchaus sehr scharf sein können.“ Guadagnino hatte vollstes Vertrauen in die Fähigkeiten seiner beiden Hauptdarstellerinnen, das schroffe emotionale Terrain des Films zu meistern: „Beide sind unglaublich talentierte Darstellerinnen“, sagt der Filmemacher über Swinton und Johnson. „Ich denke, der Film muss eine extreme Reise sein. Aber um diese auf eine Art und Weise zu beschreiten, die nicht nur sensationell, sondern auch emotional extrem ist, muss man jemanden haben, der mit einem mitgeht und volles Vertrauen in eine kompromisslose Darstellung menschlicher Extreme hat. Sowohl Dakota als auch Tilda haben das in sich und wir drei haben viel Spaß daran, diese Extreme gemeinsam zu erreichen.“

Marco Morabito, der auch A BIGGER SPLASH produzierte, sagt, dass die Leistungen der beiden Frauen sogar seine extrem hohen Erwartungen übertrafen. „Mit Tilda zu arbeiten, ist das reinste Vergnügen. Sie macht alles so einfach und liefert immer die beste Performance. Sie machte mich ständig sprachlos. Dakotas Interpretation ihrer Rolle ist wirklich bemerkenswert. Sie musste sich ständig ihrer dunklen Seite stellen und das steigerte ihre Leistung auf ein sehr hohes Niveau. Sie lieferte jede einzelne Szene mit einer seltenen Kraft. Ich habe Dakota noch nie so gesehen. Ich hoffe, dass ich die Chance haben werde, erneut mit ihr zusammenzuarbeiten.“

Kurz nach ihrer Ankunft in der Markos Tanzgruppe freundet sich Susie Bannion mit der Tänzerin Sara an, die von der aufstrebenden Mia Goth gespielt wird. Die Schauspielerin war begeistert, für Guadagnino vorsprechen zu dürfen, auch wenn dies zunächst über Skype geschah. „Ich war schon immer ein großer Fan von ihm“, sagt sie, „daher war bereits dieses Treffen eine große Sache für mich.“ Goth war fasziniert von der Art und Weise, wie sich ihr Charakter von einer Befürworterin der Kompanie in eine Skeptikerin verwandelt, deren Nachforschungen die Welt, die sie kannte, zerstören könnten. „Sara kommt aus privilegierten Verhältnissen und musste sich bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir sie kennenlernen, nie wirklich abmühen“, sagt die Schauspielerin. „Luca würde sagen, dass es ihre Neugierde und Besessenheit waren, die sie in die Schwierigkeiten brachten, in denen sie sich befand. Die Neugier war der Katze Tod.“

Der Regisseur schwärmt vorbehaltlos von seiner Schauspielerin: „Ich muss sagen, Mia ist großartig in dem Film.“ Wie auch ihre Schauspielkolleginnen war Goth begeistert, Teil eines Ensembles mit so vielen talentierten Schauspielerinnen zu sein: „Man hat nicht oft die Gelegenheit, so einen Film zu drehen. Wir haben uns gegenseitig unterstützt. Das sollte es öfter geben, denn ich denke, das Ergebnis ist wirklich unglaublich.“

Eine weitere junge Schauspielerin in einer Schlüsselrolle ist Chloë Grace Moretz, die den Film mit einer nervenaufreibenden Szene einleitet. „Luca und ich hatten über mehrere Jahre hinweg versucht zusammenzuarbeiten, aber aus dem einen oder anderen Grund hat es nie geklappt“, sagt Moretz. „Er hat mich wegen dieses Films angesprochen und Gott sei Dank hat es funktioniert!“ Moretz spielt Patricia, eine Tänzerin, die aus der Markos-Truppe geflohen ist, nachdem sie den dunkelsten Geheimnissen des Zirkels zu nahe gekommen war. Beim Treffen mit ihrem Psychotherapeuten wird Patricias intensive Angst als Paranoia missverstanden. Ihr späteres Verschwinden wirft in der Kompanie die Frage nach ihrer Motivation auf und was aus ihr geworden ist. „Sie war ein normales Mädchen – beliebt und geerdet – das Tänzerin werden wollte“, sagt die Schauspielerin. „Doch sie wird das Ziel bösartiger Machenschaften und stürzt ab.“ Moretz sagt, Guadagnino habe ihr erlaubt, sich der Rolle so zu nähern, wie sie wollte: „Nichts war tabu.“ Aber ein Aspekt kam als Überraschung in letzter Minute: „Mir war bis zwei oder drei Wochen vor Drehbeginn nicht bewusst, dass ich auch Deutsch sprechen musste! Ich beeilte mich, die Sprache zu lernen, und musste dann sowohl Englisch als auch Deutsch in die Szenen integrieren. Es hatte etwas sehr Hektisches, was wunderbar zur Stimmung beitrug.“


Fotos:
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Info:
Darsteller
Susie Bannion              Dakota Johnson
Madame Blanc             Tilda Swinton
Sara                              Mia Goth
Dr. Josef Klemperer      Lutz Ebersdorf
Patricia                         Chloë Grace Moretz
Fräulein Tanner            Angela Winkler
Fräulein Vendegast      Ingrid Caven
Anke                            Jessica Harper
Olga                             Elena Fokina
Fräulein Huller              Renée Soutendijk
Fräulein Millius             Alek Wek
Fräulein Griffith            Sylvie Testud
Fräulein Balfour           Christine Leboutte
Pavla                            Fabrizia Sacchi