ff exgpeterfischerexground filmfest in Wiesbaden, 16.-25. November, Teil 2

Claudia Schulmerich

Wiesbaden (Weltexpresso) - Daß vor dem Eröffnungsfilm erst die Eröffnung mit den dazugehörigen Reden kommt, weiß jeder. Aber daß – obwohl die Reden lang waren – alles kurzweilig blieb, konnte man zuvor nicht wissen. Erst einmal staunte man im Bericht der Festivalleiterin Andrea Wink über die Zahl von 2600 Filme, die zum Festival eingereicht wurden, von denen nun 180 aus 43 Ländern bis zum 25. November in der Caligari FilmBühne und dem Murnau-Filmtheater gezeigt werden.

ff exg.andrea winkDarunter sind 16 Weltpremieren, 11 Europapremieren und 27 Deutschlandpremieren. Kurzes Thema war auch die unterrepräsentierte, jetzt zunehmende Zahl von Frauen im Filmgeschäft, einige Regisseurinnen beweisen dies in den nächsten Tagen. Daß es andererseits bei ehrenamtlichen Arbeiten wie der Organisation des exground filmfests dann wieder die Frauen sind, die schalten und walten, ist auch bekannt. Vier Ehrenamtliche wurden wurden unter großem Beifall namentlich genannt.

Das Festival wurde mit seinen Schwerpunkten zusammengefaßt und der Regisseur des Eröffnungsfilms NEOMANILA – die Philippinen sind diesjährig Gastland - sehr freundlich begrüßt. Mikhail Red, der nach der ff exgredFilmvorführung über seinen Film sprach, hatte seinen Vater Raymond mitgebracht, der – Kundigen bekannt - selber einer der Pioniere des philippinischen Independentkinos ist und seit 1982 Filme herausbringt. Darunter sehr viele Kurzfilme. Überhaupt, darüber wird noch zu sprechen sein, sind die Philippinen ein ausgesprochenes Filmland, führend in Südostasien und einfach längst Weltkino.

Man sieht daran einmal wieder, daß in unseren Kinos hauptsächlich Hollywood regiert, dann gibt es den Heimvorteil deutscher (eigentlich ja deutschsprachiger) Filme, die auch einen Schwerpunkt des Wiesbadener Filmfest darstellen, wobei einem bei der Nennung von Wiesbaden sofort auch goEast einfällt , das Filmfestival des mittel- und osteuropäischen Films, das wieder im April stattfinden wird, und wie wichtig auch dieses ist, erkennt man daran, daß kaum einer dieser Filme aus dem Osten regulär in unsere Kinos kommt. Was uns über amerikanisches und deutsches Kino hinaus erreicht, sind Filme aus England und Frankreich, inzwischen leider selten aus Italien und manchmal aus Europas Norden. Aber Asien oder Afrika? Tote Hose.

Exground ist zudem auch bekannt für den nationalen und internationalen Kurzfilmwettbewerbe (wobei Mikhail Red einer der Juroren ist) und im 15. Jahr bringen die youth days die Lebensverhältnisse junger Leute anderenorts auf die Wiesbadener Leinwände. Respekt, daß es dem Team mit seinen 100 Helfern gelungen ist, allen nichtdeutschen Langfilmen deutsche Untertitel zu geben. Daran kranken nämlich sich . professionell verstehende Filmfestivals wie die Viennale in Wien gehörig.

ff exgpatrick bDer Hessische Minister für Wissenschaft und Kunst – natürlich gehört Kino in seinen Bereich und nicht in den des Finanzministers! - Boris Rhein war nicht anwesend, hatte aber ein Grußwort verfaßt und seinen Staatssekretär Patrick Burghardt geschickt, der übrigens im Januar sein einjähriges Jubiläum begeht und gleichzeitig einer der stellvertretenden CDU-Landesvorsitzenden ist (wir schreiben das, weil ja mit Boris Rhein weit über die Gerüchteküche hinaus ein potentieller Nachfolger von Ministerpräsidenten Volker Bouffier bereit steht und so die Zusammenarbeit und die Reihenfolge schon mal geübt werden kann). Burghardt fand passende Worte und ging auf die 280 nationalen und internationalen Gäste des Festivals ein, die wirklich beachtlich sind und einen Teil der Filme mit Anwesenheit begleiten, genauso wie die akkreditierten Journalisten, die hier miteingeschlossen sind.

ff exgmullerEin Heimspiel auch für Helmut Müller, den ehemaligen Oberbürgermeister Wiesbadens und jetzt Geschäftsführer des Kulturfonds FrankfurtRheinMain, der die finanzielle Hauptlast des Filmfests leistet und insbesondere den Länderschwerpunkt Philippinen möglich machte. Daß dort seit 120 Jahren Filme produziert werden, hat er auch im Programmheft betont und darauf hingewiesen, daß dies in einer der Veranstaltungen explizit ausgeführt wird (am Dienstag, 20. Nov. 20 Uhr im Murnau), genauso wie die sich verschärfende politische Situation der Menschenrechte auf den Philippinen am Donnerstag um 19 Uhr ebenfalls im Murnau Filmtheater zur Sprache kommen. Solch ein Filmfest passe genau in das Vorhaben des Kulturfonds, kulturelle Leuchttürme der Region nach außen zu tragen.

ff exgelisa cavelliDen meisten Beifall gab es bei dem Hinweis, daß dies ganze Festival nur aufgrund von immenser ehrenamtlicher Arbeit zustandekomme. Das allerdings ist wirklich gesondert zu erwähnen, denn es läuft alles sehr professionell ab. So auch die Trailer, hier von Filmstudenten, die inzwischen jedes Filmfestival hat und vor jedem Film gezeigt werden. Heute durfte man alle drei sehen, die produziert wurden und ehrlich gesagt, waren die alle drei sehr ansprechend. Aber es ist nur eine dann die Beste und dieser Kurzfilm von Elisa Cavalli aus Neapel ist wirklich kurzweilig und auf der Webseite zu sehen, die man überhaupt wegen der vielen Termine im Detail studieren sollte.

Wir auf jeden Fall tun es und bringen auch die Filmkritik zum Eröffnungsfilm und weiteren Filmen von den Philippinen.

Fotos:
Kinosaal, Andrea Wink, Raymond Red und Kurator Axel Estein sowie Mikhail Red, Patrick Burghardt, Helmut Müller, Elisa Cavalli
© Peter Fischer

Info:
exground filmfest in Wiesbaden, 16.-25. November
https://exground.com/
https://exground.com/programm/