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Kategorie: Film & Fernsehen
RBGSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 13. Dezember 2018, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Ruth Bader Ginsburg wurde 1933 geboren. Sie war eine der ersten Frauen, die an der Harvard Law School Jura studiert hat. Sie war auch eine der ersten Jura-Professorinnen der USA. Bekannt geworden ist sie allerdings seit den 1970er Jahren, weil sie gegen alle Widerstände bahnbrechende Gerichtsurteile zur Gleichstellung der Geschlechter erkämpft hat. Dadurch hat sie die Lebenswelt für sehr viele amerikanische Frauen verändert.

Seit 1971 spielte Ginsburg eine wichtige Rolle beim Start des Women’s Rights Projekt der American Civil Liberties Union. Viele Jahre war sie die führende Anwältin der ACLU. 1980 wurde sie von Präsident Jimmy Carter an das Bundesberufungsgericht (Court of Appeals) für den District of Columbia berufen. Präsident Bill Clinton berief sie 1993 als erst zweite Frau an den Supreme Court der USA. Heute hält dort eisern die Stellung - trotz ihrer inzwischen 85 Jahre.

Dies alles hat sie erreicht, obwohl oder gerade weil sie verheiratet war und 2 Kinder hat. Ihr Mann Marty Ginsburg, der ebenfalls Jurist war, hat sie allerdings während ihrer gesamten Karriere unterstützt, bis er 2010 gestorben ist.


In dem Film "RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit" zeichnen die Regisseurinnen Betsy West und Julie Cohen den Lebensweg von Ruth Bader Ginsburg nach.

In den USA ist Ruth Bader Ginsburg, besser bekannt unter ihrem Kürzel RBG, berühmt als lebenslange Kämpferin für die Gleichberechtigung von Frauen und Männer. Dabei hat sie während ihrer Zeit als Anwältin nicht nur Frauen verteidigt, die benachteiligt waren, sondern auch gegen Gesetze geklagt, in denen Männern nicht gleiche Rechte eingeräumt wurden. Ihre Hartnäckigkeit machte sie deshalb zu einer der wichtigsten Fürsprecherin der Frauenbewegung, aber auch zu einer Kämpferin für die verfassungsmäßigen Rechte von Minderheiten.

Als sie dann später als Richterin an den Supreme Court berufen wurde, hat sie nicht nur an richtungweisenden Urteilen mitgewirkt, sondern auch nicht selten das deutlich liberalere Minderheitenvotum vertreten (z.B. als es um das Nachzählen von Stimmen bei der Präsidentschaftswahl von George W. Bush im Jahre 2000 ging). Sie hielt sich allerdings während der ganzen Zeit aus den politischen Grabenkämpfen heraus. Dabei ist sie auch stolz darauf, dass sie als liberale Demokratin auch sehr gute Freunde unter den konservativen Richtern am Supreme Court hat.

Sie hat sich eigentlich nur einmal dezidiert politisch geäußert, als sie sich gegen Donald Trump aussprach. Da die obersten Richter auf Lebenszeit gewählt werden, wird sie jetzt solange weiterarbeiten, wie es ihr möglich ist, auch um eine Besetzung mit einem konservativen Kandidaten zu verhindern. Sie hält am Supreme Court als eine von nur noch vier von einem demokratischen Präsidenten ernannten Richtern und Richterinnen weiterhin die Stellung.

Die beiden Regisseurinnen haben den Film relativ chronologisch aufgebaut und zwar anhand der Gerichtsfälle an denen Ginsburg beteiligt war. Er wurde angereichert mit zahlreichen Interviews mit RBG, Freunden, Gegnern, Verwandten und Klienten, außerdem mit Fotos, Film- und Fernsehaufnahmen aus Archiven und aus Privatbesitz.

Besonders berührend sind Aufnahmen, die die 85jährige beim Training mit ihrem privaten Fitnesstrainer zeigen. Sie machen aber auch den eisernen Willen der alten Dame deutlich, die nach zwei Krebsoperationen wieder zu Kräften kommen will, um noch möglichst lange als Richterin am Obersten Gerichtshof der USA aktiv bleiben zu können. Als sie sich im November 2018 im Fitnessstudio drei Rippen gebrochen hat, hat sie nach drei Tagen wieder ihre Arbeit aufgenommen.

Auch wenn im Film viel über Gerichtsurteile gesprochen wird, ist es nicht notwendig, sich mit dem amerikanischen Rechtssystem auszukennen, denn den Regisseurinnen Betsy West und Julie Cohen gelang mit ihrem Film ein spannendes Portrait einer klugen und engagierten Frau, die seit vielen Jahren für die Gleichberechtigung der Geschlechter und von Minderheiten sowie für Gerechtigkeit kämpft und die inzwischen in den USA als Popkultur-Phänomen Kult ist.

"RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit" ist vor allem ein beeindruckendes Zeitdokument, das ein Zeichen für alternative Politik in den USA setzen sollte. Aus diesem Grund und wegen dieser interessanten Frau ist der Film auch in Deutschland absolut sehenswert.

Zusatz: Wie groß der Kult um Ruth Bader Ginsburg ist, zeigt sich darin, dass am 25. Dezember 2018 in den USA die Filmbiografie der Regisseurin Mimi Leder "On the Basis of Sex" herauskommen wird - zum 25. Jahrestag von Ruth Bader Ginsburgs Berufung an den Supreme Court. Die Hauptrollen wurden von Felicity Jones als Ruth Bader Ginsburg und Armie Hammer als ihren Ehemann Marty Ginsburg übernommen. Der Film soll unter dem Namen "Die Berufung - Ihr Kampf für Gerechtigkeit" ab dem 7. März 2019 in den deutschen Kinos gezeigt werden.

Foto: Ruth Bader Ginsberg © Koch Films GmbH

Info:
RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit (USA 2018)
Originaltitel: RBG
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 97 Minuten
Regie: Betsy West und Julie Cohen
Mit: Ruth Bader Ginsberg, Gloria Steinem, Bill Clinton, Harry Edwards u.a.
Verleih: Koch Films GmbH
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 13.12.2018