Drucken
Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die heute anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 7. März 2013, Teil 1

 

Romana Reich

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Sehr interessant, wie unterschiedlich die Filmkritiken zu NACHTZUG NACH LISSABON ausfallen. Allgemein wird in Deutschland der Filmkritik vorgeworfen, daß sie andere Maßstäbe habe, als das Publikum. In Maßen ist das immer und überall so, aber die Kritik sei eben hierzulande abgehoben.

 

NACHTZUG NACH LISSABON

 

Das kann man bei diesem Film nach dem Weltbestseller des Schweizer Professors für Philosophie, damals Berlin, der sich als Romancier den Namen Pascal Mercier gab, geradezu studieren. Der Film wurde im Wettbewerb der Berlinale außer Konkurrenz gezeigt. Er vereint großes europäisches Kino über miese europäische Geschichte mit internationalen Filmstars, die nicht nur berühmt sind, sondern auch gut, auch wenn es durchaus in Filmen problematisch ist, wenn in Rückblenden – das Prinzip dieses Romans und des Films – die Darsteller junge und ältere Versionen (u.a. Mélanie Laurent, Lena Olin, August Diehl, Bruno Ganz) bieten, die sich weder ähnlich sehen, noch – leider öfter - eine innere Verwandtschaft spüren lassen.

 

Die Geschichte selbst ist bekannt: Ein in die Jahre gekommener, erschöpfter und ausgebrannter, wohl aber selbst immer noch für die Literatur brennender Lehrer (adäquat: Jeremy Irons) im beschaulichen Bern, verhindert den Selbstmord einer jungen Frau, Portugiesin, durch die er in den Besitz eines Buches eines dichtenden und philosophierenden Portugiesen gelangt, dessen Phrasen ihm eigene Gedanken und Gefühle evozieren. Spontan nimmt er direkt und ohne Gepäck den Zug nach Lissabon.

 

Das ist eine klassische Ausgangssituation, in der ein Außenseiter in die inneren Strukturen einer Gruppe von Menschen einer vergangenen Zeit – hier die des beginnenden Faschismus in Portugal - gerät, die erst durch sein Auftreten und Weiterforschen selbst die Vergangenheit verstehen lernen und wer für wen stand. Dazwischen immer wieder poetische Passagen des Autors, die wenig zu tun haben mit dessen wirklichen Leben, denn nach seiner Unterstützung der Widerstandsbewegung hat er den bürgerlichen Beruf des Arztes ergriffen. Sein hippokratischer Eid zwingt ihn, den Diktator und Schlächter nach seiner schweren Verletzung zu retten, was ihn für die Genossen zum Verräter macht.

 

Da er früh gestorben ist, dient die Suche des Lehrers der Rekonstruktion seines Lebens, wozu er die alten Geschichten mit den Leuten von heute aufarbeitet und so nebenbei auch mit der fürsorglichen Augenärztin (Martina Gedeck !) in eine Liebesgeschichte fällt, wenigstens könnte es so weitergehen, denn wir verlassen den Lehrer gerade bei seiner Überlegung, ob er vor dem bereitstehenden Zug, die Augenärztin an der Hand, die Rückfahrt nach Bern nicht lieber sein lassen solle.

 

Großkino soll sagen, daß die Bestandteile: Krimi, Liebe, Geschichte, Geheimnisse verrührt werden, daß es viele schöne Nahaufnahmen auf interessante Gesichter gibt, wo zwei Personen ihre Gefühle austauschen oder ihre Zwistigkeiten klären. Es passiert nichts Überraschendes, denn auf Überraschung ist das Konzept der Suche nach der Vergangenheit ja angelegt. Deshalb gibt der Film den Zuschauern genau das, was ein solcher Film verspricht. Das ist nicht wenig, aber sicher nicht ungewöhnlich apartes Kino.

 

SAFE HAVEN – WIE EIN LICHT IN DER NACHT

 

Verfilmung einer romantischen Liebesgeschichte von Nicholas Sparks durch Lasse Hallström, in denen sich Thrillerelemente mit Geistererscheinungen und Melodram kreuzen. Intelligent gemacht, wie die junge Frau ein neues Leben versucht, aber vom alten eingeholt wird.

 

SHOOTOUT – KEINE GNADE

 

Sylvester Stallone mimt den Profikiller, wie man das früher so machte. Die Geschichte ist mager, aber die Machart gut und der Profikiller zeigt den guten Kern.

 

INFO I:

Pascal Mercier

Nachtzug nach Lissabon

Gekürzte Lesung

6 CDs, Laufzeit ca. 450 Min.

ca. € 14,99 sFr 21,90 (unverb. Preisempf.)

ISBN: 978-3-86909-122-8

Erscheinungstermin: 15. Februar 2013

 

INFO II:

Pascal Mercier hat bisher vier Romane veröffentlicht. Als am 23. Juni 1944 in Bern geborener Peter Bieri allerdings weit mehr geschrieben. Denn der Schweizer Philosoph und Schriftsteller Peter Bieri mit dem fachlichen Schwerpunkt der Kognition und des Gehirns als Philosophische Psychologie, der Erkenntnistheorie und Moralphilosophie hatte ab 1993 bis 2005 einen Lehrstuhl für Sprachphilosophie an der Freien Universität Berlin inne und nutzte sein Pseudonym lange, ohne daß einer von dem Mann wußte, der dahintersteckte.

 

Walter Kreye ist ein bewährter Sprecher und durch zahlreiche Film- und Fernsehrollen bekannt. Erzählt zu den renommiertesten Darstellern Deutschlands. Er spielte an bedeutenden Bühnen wie dem Staatstheater Stuttgart, dem Thalia Theater Hamburg sowie der Schaubühne Berlin und ist in zahlreichen Film- und TV-Produktionen wie Katze im Sack, Nichts als Gespenster, Mondscheinkinder und Der Alte zu sehen. Für seine bei Hörbuch Hamburg erschienenen Lesungen der Per Petterson-Romane erhielt er begeisterte Kritiken. Für Hörbuch Hamburg las er auch Lea und Perlmanns Schweigen von Pascal Mercier.

 

http://nachtzug-nach-lissabon.de/  

www.hoerbuch-hamburg.de  

 

Artikel über das Hörbuch:

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/buecher/1360-zum-filmstart-des-weltbestsellers-am-7-maerz-2013

 

 

http://weltexpresso.tj87.de/index.php/kino/1392-night-train-to-lisbon