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Kategorie: Film & Fernsehen
f yuli2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 17. Januar 2019, Teil 6

Paul Laverty

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ich war ehrlich mit den Produzenten und mit Carlos, als sie mich fragten, ob ich ein Drehbuch auf Grundlage der Autobiografie von Carlos schreiben würde. Ich sagte ihnen, dass ich nicht wisse, ob ich das machen könne. Ich hatte noch nie eine Adaption gemacht, und Carlos’ Buch „No Way Home“ war schon über 10 Jahre zuvor erschienen. Ich spürte von Grund auf, dass wir etwas mehr brauchten, etwas anderes.

Ich flog nach Havanna und begleitete Carlos und sein junges Tanzensemble zwei Wochen lang bei den Proben. So nah an diesem Prozess zu sein, hat mich umgehauen. Das sind einige der besten Tänzerinnen und Tänzer der Welt, und ihre Arbeit mit Carlos war sehr besonders. So ist die Idee entstanden: Warum erzählen wir nicht Teile der Geschichte durch den Tanz? Und könnte Carlos nicht sich selbst spielen? Lasst uns dieses unglaubliche Talent nutzen! Lasst uns nah dran sein, lasst uns die Körperspannung sehen, die Bewegung, lasst uns den Schweiß spüren. Wir wollten keine Kameratricks, keine Schauspieler. die sich zwei Monate lang abmühen, um ein paar Bewegungen zu lernen. Wir wollten die Faszination des Tanzes einfangen, in all seiner Schönheit und Disziplin. Ich hatte so etwas noch nie zuvor in einem Biopic gesehen, und ich dachte, das könnte eine tolle Herausforderung für Icíar sein, die den Mut und die Lust dazu hatte, die Grenzen auszutesten. Würden wir in der Lage sein, auf diese Weise das Ungreifbare zwischen Vater und Sohn spürbar werden zu lassen, eben nicht nur in Worten, sondern auch in Bewegungen, Andeutungen, Choreografie? Lässt sich die Ambivalenz des Erfolgs tanzen?

Auch das Kind Yuli war für mich entscheidend. Ich musste selbst mit neun Jahren von Zuhause weg ins Internat. Diesen tiefen, bohrenden Schmerz werde ich nie vergessen. Auch Carlos hat ihn nie vergessen, und so konnte ich schließlich einen Weg in sein außergewöhnliches Leben spüren. Und während dieser Tagtraum weiterging, wurde mir klar, dass das nicht nur eine Geschichte über Carlos und seine Familie war, sondern auch eine über Kuba, über dieses erstaunliche Land, das die Imagination der Welt aus allen nur denkbaren Gründen angezogen hat. Diese Geschichte war ein Geschenk mit vielen Schichten und Facetten. Es war magisch, Icíar mit so vielen unterschiedlichen Künstlern arbeiten zu sehen, den Tänzerinnen und Tänzern, der Choreografin Maria Rovira und dem brillanten Komponisten Alberto Iglesias, dessen Talent nie aufhört, mich zu beeindrucken.


PAUL LAVERTY Drehbuch

Geboren 1957 in Kalkutta. Philosophiestudium in Rom, Jurastudium in Glasgow. In den 80er Jahren ging Paul Laverty für mehrere Jahre nach Nicaragua und Mittelamerika, wo er für verschiedene Menschenrechtsorganisationen arbeitete. Aus diesen Erfahrungen entstand sein erstes Drehbuch CARLA’S SONG (1996; u.a. nominiert zum BAFTA Scotland Award), mit dem Paul Laverty seine bis heute währende Zusammenarbeit mit Ken Loach begann.

Es folgten u.a. die Drehbücher von MY NAME IS JOE (u.a. British Independent Film Award: Bestes Drehbuch), BREAD AND ROSES (2000), SWEET SIXTEEN (2002, Bestes Drehbuch – Festival de Cannes), AE FOND KISS (2004, u.a. nominiert zum Europäischen Filmpreis – Bestes Drehbuch), THE WIND THAT SHAKES THE BARLEY (2006, Goldene Palme – Festival de Cannes), IT’S A FREE WORLD (2007 – Bestes Drehbuch auf den Filmfestspielen in Venedig), LOOKING FOR ERIC (2009), THE ANGEL’S SHARE (2012, BAFTA Scotland Award und Amazonas Film Festival: Bestes Drehbuch), JIMMY‘S HALL (2014) und zuletzt I DANIEL BLAKE (2016, u.a. Goldene Palme – Festival de Cannes, BAFTA Award – Bester Film und nominiert zum Europäischen Filmpreis – Bestes Drehbuch).

Mit Icíar Bollaín arbeitete Paul Laverty bereits bei TAMBIÉN LA LLUVIA – UND DANN DER REGEN (2010; Drehbuch u.a. nominiert zum Spanischen Filmpreis Goya; ausgezeichnet mit dem Preis der Spanischen Filmkritik) und bei EL OLIVO – DER OLIVENBAUM (1996: Drehbuch nominiert zum Goya, dem Preis der Spanischen Filmkritik und dem Preis der Writer´s Guild of Great Britain). Für das Buch von YULI wurde Paul Laverty auf dem Festival Internacional de Cine in San Sebastián mit dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.

Foto:
© Verleih

Info:
Darsteller

Carlos Acosta            CARLOS ACOSTA
Pedro                         SANTIOAGO ALFONSO
Carlos Acosta (Kind) EDILSON MANUEL OLBERA NUÑEZ
Carlos Acosta (jung) KEYVIN MARTÍNEZ
Chery                        LAURA DE LA ZU
María                        YERLÍN PEREZ
Mario                        MARIO SERGIO ELÍAS
Berta                        ANDREA DOIMEADÍOS
Opito                        CÉSAR DOMÍNGUEZ
Lehrerin 1                 YAILENE SIERRA
Reiseführer               HÉCTOR NOAS
Enrique                     CARLOS ENRIQUE ALMIRANTE
Großmutter               YEYE BÁEZ
Mireya                       GILDA BELLO
Estefanía                   AMELIA FERNÁNDEZ
Marilín BETIZA BISMARK
Marilín (Kind) ANYELEY KWEI
Lehrerin 2 YANELIS BROOKS