fm dawson city 92 Mae Marsh in Polly of the Circus 1917 Nächste Woche im Überblick im Deutschen Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt

Helga Faber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Die Mischung an unterschiedlichen Filmen, die im Kino des Filmmuseums am Sachsenhäuser Ufer zu sehen ist, ist schon erstaunlich, sie ist überraschend und in ihrer Bandbreite zum Luftholen, so Unterschiedliches kann man sehen. Es sind Filme, die man nirgends sonst sehen kann, es sind Filme, die wiederaufgeführt werden oder ganz neue Filme, die dann, meist durch ihre Regisseure vorgestellt werden.

Dienstag, 22. Januar, 20:00 Uhr
DAWSON CITY: FROZEN TIME
USA 2017. R: Bill Morrison
Dokumentarfilm. 120 Min. DCP. OF
DAWSON CITY: FROZEN TIME erzählt die Geschichte einer Sammlung von 533 Filmen aus den 1910er bis 1920er Jahren. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts fanden im nordkanadischen Dawson City Filmvorführungen statt, und bald wurde die Stadt zur letzten Station einer Vertriebskette, die Prints und Wochenschauen in das Yukon-Territorium schickte. Die Filme wurden selten, wenn überhaupt, zurückgegeben. Durch einen schier unglaublichen Zufall blieben viele der Filme mehr als 50 Jahre im Permafrost tief im Yukon-Territorium begraben. Die heute berühmte Dawson City Collection wurde 1978 entdeckt, als ein neues Freizeitzentrum gebaut wurde und ein Bulldozer die Filmspulen ausgrub. Der Film besteht zur Gänze aus vorgefundenem Material aus der Sammlung.

Zu Gast: Bill Morrison im Gespräch (engl.) mit Bernd Herzogenrath


Mittwoch, 23. Januar, 19:00 Uhr
WORKSHOP: Filmstoffe entdecken mit Anita Pavani
Anita Pavani beliefert seit vielen Jahren mit ihrer Firma Anita Pavani Stoffe (Heuchelheim) Modedesigner, Künstler, Bühnen, Museen und die Filmindustrie (u.a. die Harry-Potter-Filme, GAME OF THRONES). Auch Barbara Baum bezog von ihr hochwertige Stoffe für THE HOUSE OF THE SPIRITS (PT/DE/DK/US/FR 1993, R: Bille August, diesen Monat im Kino S. 26) und andere Filme. Im Workshop gibt Anita Pavani anhand zahlreicher Stoffproben Einblick in die Herstellung und Verarbeitung von Kostümstoffen und ihre Zusammenarbeit mit Barbara Baum.

Ort: Foyer der Sonderausstellung (3. OG)
Eintritt: 10 Euro
Inklusive Führung und Umtrunk


Donnerstag, 24. Januar, 20:15 Uhr (Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr)
Lecture & Film: Das Kino von Chantal Akerman

Körper in Bewegung im Raum
Lecture von Chen Sheinberg
in englischer Sprache
TOUTE UNE NUIT ist ein Film der Körpersprache, in dem kleine Gesten von Begehren und Verlust in stilisierter Form in unterschiedlichen Paarkonstellationen an verschiedenen Orten einer nächtlichen Stadt wiederholt und variiert werden. Chen Sheinbergs Vortrag geht der Frage nach, wie Chantal Akerman körperliche Bewegung als Stilmittel einsetzt. Er liest die Bewegung von Figurengruppen innerhalb des Bildausschnitts in unterschiedlichen Situationen als Ergebnis von Akermans einzigartiger filmischer Choreographie. Zugleich widmet der Vortrag dem Ton als Element dieser Choreographie besondere Aufmerksamkeit.

Chen Sheinberg ist Regisseur, Kurator und Dozent in Tel Aviv. Seine filmischen Arbeiten wurden in der Londoner Whitechapel Gallery und an den Festivals Rotterdam und Oberhausen gezeigt. Für das Center for Contemporary Art in Tel Aviv kuratierte er u.a. Filmreihen über Hollywood und die Avantgarde sowie eine Retrospektive der Werke von Chantal Akerman.

TOUTE UNE NUIT
Belgien/Frankreich 1982. R: Chantal Akerman
D: Frank Aendenboom, Natalia Akerman, Aurore Clément. 90 Min. 35mm. OmU
Eine Sommernacht in Brüssel. Viele kleine Geschichten entfalten sich ohne offensichtlichen Zusammenhang. Ein roter Faden ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Paare treffen sich – oder trennen sich. Die Körper erscheinen mal durch die Hitze entflammt, mal erschöpft. Wann wird es endlich regnen? Akerman zeigt, was eine ganze Nacht lang passiert, wenn „nichts“ passiert. Dann bricht der Tag an, und das Leben geht weiter.

Das vollständige Programm unter chantal-akerman.de.

fm Glueck.ist .was .fuer .Weicheier Filmstill 01 1400Sonntag, 27. Januar, 20:15 Uhr
Was tut sich - im deutschen Film?
Anca Miruna Lăzărescu präsentiert GLÜCK IST WAS FÜR WEICHEIER

Einmal pro Monat widmet sich die Reihe „Was tut sich – im deutschen Film?“ dem aktuellen deutschen Kinogeschehen. Im Januar präsentiert Anca Miruna Lăzărescu, die Die Welt kürzlich als „die Hoffnung des deutschen Kinos“ bezeichnete, ihren neuesten Kinofilm GLÜCK IST WAS FÜR WEICHEIER (DE 2018). Der Film eröffnete im Oktober die Internationalen Hofer Filmtage, und insbesondere Nachwuchsdarstellerin Ella Frey sorgte mit ihrem Spiel für Furore. Das Deutsche Filminstitut & Filmmuseum zeigt GLÜCK IST WAS FÜR WEICHEIER als Preview vor dem eigentlichen Kinostart.

Anca Miruna Lăzărescu (geboren 1979 im rumänischen Timișoara) emigrierte 1990 gemeinsam mit ihren Eltern nach Deutschland. Während ihres Regiestudiums an der HFF München realisierte sie ihren Kurzfilm STILLE WASSER, der mehr als 80 Auszeichnungen auf internationalen Filmfestivals erhielt. 2016 legte sie mit DIE REISE MIT VATER (DE/RO/HU/SE) ihr Spielfilmdebüt vor, GLÜCK IST WAS FÜR WEICHEIER ist ihr zweiter abendfüllender Spielfilm. Zuletzt führte Lăzărescu Regie bei der HBO-Serie HACKERVILLE (DE/RO 2018), aktuell dreht sie eine deutsche Original-Serie für Netflix.

GLÜCK IST WAS FÜR WEICHEIER
Deutschland 2018. R: Anca Miruna Lăzărescu
D: Emilia Bernsdorf, Ella Frey, Martin Wuttke. 95 Min. DCP
Stefan Gabriel ist Bademeister und stets darum bemüht, das Leben positiv zu sehen. Während er versucht, etwas an die Gesellschaft zurückzugeben und sich als Sterbebegleiter engagiert, kämpfen seine beiden jugendlichen Töchter Jessica und Sabrina mit ihren ganz eigenen Problemen: Jessica wird oft für einen Jungen gehalten und muss ständig gegen ihre vielen Ticks ankämpfen. Sie würde gerne mit ihrer hübschen Schwester tauschen, die trotz schwerer Krankheit ihr Leben scheinbar voll im Griff hat. Je mehr sich Sabrinas gesundheitlicher Zustand verschlechtert, desto schlimmer werden auch Jessicas Ticks. Ein Plan muss her, und zwar schnell.

Nach dem Film spricht Rudolf Worschech (epd film) mit Anca Miruna Lăzărescu.

Vorfilm:
HIMMELFAHRT
Deutschland 2003. R: Ulrike Grote.13 Min. 35mm

Fotos:
© DIF