fm Je Tu Il Elle Lecture & Film:  Das Kino von Chantal Akerman im Deutschen Filmmuseum DFF

Jacqueline Schwarz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Ja, wir sagen es gleich, nicht so einfach, einem Vortrag auf Englisch zu folgen, aber darum soll dies am Anfang stehen, damit dann keiner voller Erwartungen ins Kino des Deutschen Filmmuseums geht - und dann wenig versteht. Denn man muß nicht nur Englisch können, oft auch Amerikansich und dann auch noch in der Fachsprache: Film. Aber es gibt auch noch weitere Möglichkeiten, sich mit der interessanten Chantal Akerman zu beschäftigen.

"Die Einzigartigkeit von Akermans JE TU IL ELLE"
Lecture von Patricia White in englischer Sprache
Film JE TU IL ELLE (BEL/FR 1974, Chantal Akerman)
am Donnerstag, 07. Februar, 20:15 Uhr (Filmbeginn ca. 21:15 Uhr)

Donnerstag, 07. Februar, 20:15 Uhr
(Lecture & Film)
Filmbeginn: ca. 21:15 Uhr

Mittwoch, 13. Februar, 18 Uhr
(Nur Film)

Der Vortrag zeichnet die Bedeutung von JE TU IL ELLE für Chantal Akermans OEuvre und das Kino im Ganzen nach, indem er autobiographische Elemente in Akermans Werk und Auftritte der Regisseurin vor der Kamera auf dieses außergewöhnliche Spielfilmdebüt zurückführt.

Patricia White ist Eugene Lang Research Professorin und hat den Lehrstuhl für Film and Media Studies am Swarthmore College (USA) inne.

JE TU IL ELLE  Ich du er sie
Frankreich/Belgien 1974. R: Chantal Akerman
D: Chantal Akerman, Niels Arestrup, Claire Wauthion. 86 Min. DCP. OmeU

Die ersten Augenblicke des Films zeigen eine Frau, gespielt von Akerman selbst, die mit einfachen Alltagsdingen beschäftigt ist. Nach einiger Zeit verlässt sie das Haus und fährt per Anhalter mit einem LKW-Fahrer zu einer Freundin. Die Liebesszene zwischen den beiden Frauen bleibt ein Meilenstein in der filmischen Darstellung lesbischer Liebe.

Lecture & Film: Die Erfinderin der Formen. Das Kino von Chantal Akerman

Bis Juli 2019 widmet sich die Lecture & Film-Reihe dem Œuvre von Chantal Akerman. Mit Godard wird das Kino historisch, mit Akerman fängt es neu an: Das Werk der belgischen Regisseurin, Installationskünstlerin und Schriftstellerin Chantal Akerman (1950 – 2015) ist eine ausführliche und vielgestaltige Antwort auf die Frage, was im Kino noch möglich ist – jenseits der fast ausschließlich männlichen Heldengeschichte von Griffith bis Hitchcock, als deren Erben die Nouvelle Vague sich verstand. Akermans Filme sind im Kino ohne Vorbild und prägen mit ihren bahnbrechenden feministischen Sichtweisen seit ihrem Erscheinen die Ausdrucksmöglichkeiten des Films. Akermans Ästhetik der Alltagserfahrung, ihr Überschreiten der Genregrenzen zwischen Spielfilm, Dokumentarfilm und Experimentalfilm, ihr Sinn für Dauer und Zeiterfahrung jenseits der Stechuhr-Dramaturgie des herkömmlichen Spielfilms, machen sie zu einer Neuerfinderin der Formen des Kinos. Zugleich ist Akerman seit den 1970er Jahren eine Pionierin der filmischen Installation – mehr als zwei Jahrzehnte bevor diese Form im Kunstbetrieb dominant wird. Als Tochter von Holocaust-Überlebenden ist Chantal Akerman zudem eine singuläre Zeitzeugin der historischen Brüche und Verwerfungen des 20. Jahrhunderts; die Auseinandersetzung mit jüdischem Leben durchzieht ihre Filme auf vielfältige und subtil reflektierende Weise. Immer wieder umkreist Akermans Schaffen besonders die Beziehung zu ihrer Mutter und die Frage der Familienzugehörigkeit. Wie kaum einer Regisseurin vor ihr gelingt es ihr, autobiographisches Material zum Stoff des Kinos zu machen.

Foto:
© DFF

Info:
Vergangene Vorträge sind auf dem YouTube-Kanal von DFF zu finden:
 www.youtube.com/deutschesfilmmuseum

Das vollständige Programm unter www.chantal-akerman.de

Eine Veranstaltungsreihe des Kinos des DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum und des Instituts für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität gemeinsam mit dem Exzellenzcluster „Die Herausbildung normativer Ordnungen“ und dem DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“, in Kooperation mit der hessischen Film- und Medienakademie