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Kategorie: Film & Fernsehen

Das LICHTER Filmfest Frankfurt International vom 19. bis 24. März 2013, Teil 11

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das LICHTER Filmfest Frankfurt International präsentiert ein neues Format: LICHTER Streetview bringt Bewegtbilder und Medienkunst in den öffentlichen Raum. Am 22. und 23. März zeigen ab Einbruch der Dunkelheit zwölf international agierende Künstler und Künstlerinnen rund um den Frankfurter Roßmarkt ihre Projekte.

 

Schnelle Netze, Smartphones und Tablet-PCs – die Auswirkungen der digitalen Revolution verändern alle Bereiche unseres Alltags, unsere Sehgewohnheiten und unsere Wahrnehmung des öffentlichen Raumes. Passend zum diesjährigen Festivalschwerpunkt „Stadt“ nutzt LICHTER erstmals die mediale Vielfalt, um Teile der Frankfurter Innenstadt mit Projektionen zu beleben und urbane Orte kreativ in den Fokus zu rücken.

 

Für LICHTER Streetview entwickelten acht ausgewählte internationale Künstlerinnen und Künstler Arbeiten, die Kino, Bewegtbild und Projektion in die Stadt tragen. Filmemacherinnen, Architekten, Kinomacherinnen, Künstler, Street- und Urban Art-

 

Aktivistinnen sind dazu eingeladen, sich von diesem Konzept anregen zu lassen und ihre Ideen im Rahmen des Festivals zukünftig zu verwirklichen.

 

Aktuelle Nachrichten zu LICHTER Streetview gibt es auf dem Blog zum Projekt unter

www.lichterstreetview.wordpress.com

 

Die Projekte bei LICHTER Streetview

on/off: Kopfkino

Das in Berlin beheimatete Netzwerk „on/off“ thematisiert die unentwickeltenPotenziale der Stadt und stellt die Frage nach ihrer Neuinterpretation und (Wieder-)Aneignung. Die performative Installation „Kopfkino“, die schon auf der Istanbul Biennale für Begeisterung sorgte, nutzt einfachste Materialien wie eine Autobatterie, einen Projektor und einen Einkaufswagen. Daraus entsteht ein mobiles Projektionsgerät, mit dessen Hilfe Bilder von Passanten auf die Straßen und Häuser der Stadt geworfen werden.

 

Nika Radic: 3 Windows

Die aus Zagreb stammende und in Berlin lebende Künstlerin Nika Radic erforscht die verschwimmenden Grenzen zwischen öffentlichem Raum und Privatsphäre, zwischen Intimität und Voyeurismus. Bereits vor Jahren eroberte die 3-Kanal- Installation „3 Windows“ den Stadtraum Berlins. Die Installation bereitete Schaulustigen das ambivalente Vergnügen, fremde Menschen hinter ihren Gardinen zu beobachten. Eine Situation, die auch als Anspielung auf Alfred Hitchcocks Klassiker „Rear Window“ von 1954 verstanden werden kann.

 

!Mediengruppe Bitnik: Surveillance Chess

In ihrer Arbeit „Surveillance Chess“ setzt sich die !Mediengruppe Bitnik mit der Überwachung des öffentlichen Raums auseinander. Ihre Dokumentation beschäftigt sich mit künstlerischen Aktionen, die über Störsender, die in Überwachungssysteme gehackt wurden, Bilder dieser Kameras manipulieren. Statt der in Echtzeit übermittelten Live-Bilder wird dem Sicherheitspersonal ein freundliches Angebot unterbreitet: Wie wäre es mit einer Partie Schach?

 

Random City Intervention

Unter dem Titel „Random Revolution“ präsentierte LICHTER 2012 erstmals eine gemeinsam mit Mitgliedern des OCCUPY:FRANKFURT Videoteams entwickelte Kurzfilmrolle. Mit „Random City Intervention“ führen wir dieses Programm fort, diesmal zusammen mit den Kuratoren von FIESER HACKTIVISMUS und LIBERATION MOVIES. „Random City Intervention“ entreißt Kurzfilme aus ihrem Kontext und bringt sie an filmische Un-Orte: auf öffentliche Plätze. Online wird zu Offline, ein Film wird zum Clip, der Kurzfilm zur öffentlichen Kulisse. Dabei geht diese Intervention der Frage nach, wem die Städte gehören, was sie belebt – und was sie erstickt.

 

NODE: An Strahlen

Im Ramen von „NODE13 – Forum für digitale Kunst“ stellten Florian Egermann (MESO) und Thomas Eichhorn (NODE) erstmals das Projekt „An Strahlen“ vor, das im Rahmen von LICHTER Streetview seine Fortsetzung finden soll. Dabei dienen ihnen Passanten als Projektionsfläche. Ein Video-Loop wird zunächst nur als Strahl wahrzunehmen sein, der sich zum bewegten Bild verwandelt, sobald das Publikum der Aufforderung folgt und sich selbst zur Leinwand macht.

 

Tagtool

Das Wiener Künstlerkollektiv Tagtool erfindet mit einem Live-Instrument für Projektionskunst ein ganz besonderes Universum bewegter Bilder. Mit dem „Tagtool“ wird eine Szene entworfen, mit der Zeit verändert und erweitert und auf Fassaden projiziert. Die Passanten haben die Möglichkeit selbst zu animieren oder zu malen. In einer Open Session entstehen so gemeinsam mit einem Akteur von Tagtool individuelle künstlerisch-visuelle Momente.

 

Sophie Burger und Fabian Eck: Mitternachtskino

„Die Idee, 2011 das Mitternachtskino in Frankfurt zu veranstalten, hatten wir, weil wir hier einen Ort vermissen, an dem experimentelle Filme gesehen und gezeigt werden können“: Sophie Burger initiierte das „Mitternachtskino“, weil Kino für sie mehr bedeutet als einsames Filme schauen. Und weil sie wirklich allen Interessierten Zugang ermöglichen möchte, findet das „Mitternachtskino“ an einem gut erreichbaren öffentlichen Ort statt und ist kostenlos. Dafür benötigt sie nicht mehr als eine Leinwand und einen Projektor.

 

Benjamin Gaulon: 2.4 Ghz

Benjamin Gaulon, auch bekannt unter dem Namen „Recyclism“, ist Künstler, Forscher und Dozent für Kunst und Design am National College in Dublin. Für das Projekt „2,4“ Ghz hat Gaulon Bilder von Überwachungskameras aus aller Welt gesammelt. Diese Aufnahmen werden auf kleinen Monitoren und an unterschiedlichsten Orten erneut sichtbar gemacht. Damit zeigt Gaulon, wie allgegenwärtig Überwachungs-, Sicherheits- und Kontrollsysteme heute sind.

 

LichtAn:LichtAus

Licht An:Licht Aus gestaltet die etwas anderen Visuals und Projektionen auf urbanen Objekten. Die beiden Künstler entwerfen kleine und großformatige Projektionen auf Fassaden, Industriehallen, für Stages und Clubs. Um eine besondere Atmosphäre schaffen zu können, sehen sie ihre Aufgabe darin, eine Location so zu bespielen, dass die visuelle Wahrnehmung in einer Umgebung, ein dekoratives und interaktives Upgrade erhält. Im Rahmen von LICHTER Streetview verwandeln sie die Fassade des Festivalzentrums VAU in bewegte und bewegende Bilder.

 

Livingdome

 

Livingdome ist ein mobiler, organischer Dom, der ausschließlich aus nachwachsenden

Materialien besteht: Holz, Leder und Hanf. Die Konstruktion besteht aus Holzstangen, die mit Lederverbindungen zu verschiedensten Formen zusammengesteckt werden können. Durch die Abdeckung des Gerüsts mit einer Plane entsteht im Inneren ein vielseitig verwendbarer, geschützter Raum. Sowohl der Auf- als auch der Abbau kann als partizipatives Event gesehen und erlebt werden, da alle Beteiligten nicht nur kommunikativ, sondern auch materiell und offensichtlich in Verbindung treten.

 

Pascal und Timotheus: Kunst und Revolution

Die Künstler bewegen sich in einem Kontext aus Freiluftraves, Stadtintervention, Volksküche und PartyPraxisTheorie. In diesem Zusammenhang haben sie ein Open-Air-Stummfilm-Kino mit Musikern aufgezogen, das sie auf der Straße vorführen. Für LICHTER Streetview zeigen sie vier Filme, die von einem Musiker live begleitet werden. Die Projektionen starten wahlweise zeitgleich oder zeitversetzt, bewegen sich aber in einem Spektrum. Ob französische Philosophen, Situationisten, Gilles Deleuze oder algerische Dokumentarfilme: Alle Filme werden im Originalton ausgestrahlt und vermengen sich zu einem vielschichtigen Soundclash.

 

Simon Schäfer: Gazillion Gazebo

Simon Schäfer – alias „der Warst“ – ist Bildhauer, Musiker, Videokünstler und Circuit Bender. Für LICHTER Streetview kehrt der Wahl-Londoner nach Deutschland zurück, um seine Arbeit „Gazillion Gazebo“ zu präsentieren, eine an der Reizüberflutung des urbanen Lebensumfeldes orientierte, audiovisuelle Liveperformance. Ein gewöhnlicher Gartenpavillon, gefüllt mit Projektionen und einem wirren Labor aus modifizierten Video- und Musikgeräten, verwandelt sich zu einer pulsierenden öffentlichen Skulptur.

 

www.lichter-filmfest.de