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Kategorie: Film & Fernsehen
f zitter 7Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. April 2019, Teil 11

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Wie schön, daß Alfons Zitterbacke jetzt auch im Westen seine Fans erhält. Für DDRler ist er eine prägende Figur in ihrer Jugend. Ein pädagogisches Vorbild insofern, als nicht der strahlende Held, sondern sein Gegenteil ist, der Junge, der immer in alle Fettnäpfchen tritt, der immer das Gute will und schnell das Chaos schafft, also gut geeignet als Identifikationsfigur, denn niemals fühlen wir uns so nackt und vorgeführt wie in Kindheit und Jugend.

Die Neuverfilmung aus Motiven des gleichnamigen und eben kultigen Kinderbuchklassikers hat den Weltraum und wie Vater und Sohn Raketen bauen zum Inhalt. Es macht Spaß, diesen ehrenwerten Pechvogel Alfons Zitterbacke (Tilman Döbler) als völlig unangepaßtes Kind in einer ansonsten braven Umgebung zu erleben. Erstaunlich dachten wir uns, die wir die Person Alfons und die Bücher nicht kannten, einfach erstaunlich, daß ausgerechnet in der DDR, die ja für die Norm zur Anpassung steht, eine solche Kinderfigur entwickelt wird und dann einen so großen Erfolg hat. Demgegenüber sind die netten Kinder in der alten Bundesrepublik doch sehr konventionell.

In seiner Familie wird Alfons lieb gehabt, für die Mutter ( Louise Zitterbacke) ist das kein Problem. Mütter lieben ihre Söhne auch ohne deren Leistung. Der Vater Paul Zitterbacke (Devid Striesow) staunt schon immer wieder über seinen Sohn, aber mit ihm teilt er die Begeisterung für die Weltraumaktivitäten, die noch eine Rolle spielen. Aber in der Schule, da bekommt Alfons die geballte Ignoranz, auch die zugespitzte Aggression seine Mitschüler ab. So geht es eben, wenn man anders ist. Sofort wird – wenn sich die Kinderfigur doch als Erwachsener in anderen Büchern durchgesetzt hätte, gegen den gesellschaftlichen Trend! - von den Anführern Unterwerfung verlangt, der Druck zur Anpassung und zur Unterordnung geht von den Kinderanführern aus.

Aber gut, zugegeben, Alfons gibt in der Schule auch immer wieder Anlaß. Er hat die tollsten Ideen, er ist in eigenen Augen der weltbeste Erfinder, nur leider passieren ihm beim Ausführen seiner Entwürfe, beim Bauen der Gegenstände Fehler, die dann jedesmal in der Klasse zum Aufstöhnen der Mitschüler führen, wenn wieder was daneben ging. Seinem Vater ist das superpeinlich. Und es kommt wie immer. Ist erst der Wurm drinnen, geben die Kinder Saures. Denn Alfons Zitterbacke reimt sich vortrefflich auf Hühnerkacke undsoweiterundsofort.

So richtig spannend wird es dann beim Bau der Rakete. Dabei hat er nämlich Hilfe. Die Szenen, wo Alfons, dessen Zimmer weltraummäßig ausgestattet ist, mit seinem Helden, dem Weltraumfahrer Alexander Gerst, ins Gespräch kommt, sind einfach berührend. Was das für ein Kind bedeutet, wenn die Pappfigur zu sprechen anfängt... Übrigens ist Alexander Gerst auch wirklich ein Vorbild. Er wurde – was Alfons alles viel besser weiß als wir – 2008 als einziger Deutscher und mit fünf anderen aus einem Bewerberfeld von 8413 Bewerbern als neuer Europa-Astronaut ausgewählt.

Zur Geschichte. Es gibt in der Schule nun einen Wettbewerb, der um Fluggeräte geht. Niemand denkt dabei an eine Rakete. Nur Alfons. Und er überzeugt auch seinen besten Freund, den rotlockigen Benny (Leopold Ferdinand Schill), der in allen Situationen wie im Mittelalter seinen geduldigen Knappen gibt, bei dieser verrückten Idee mitzumachen. Und dann ist die Neue, Emilia (Lisa Moell) zum Erstaunen vom ‚King‘ Nico (Ron Antony Renzenbrink) völlig auf Alfons abgefahren (Wortwahl von Nico). Sie macht mit, damit sind sie schon eine zu Dritt in dieser Arbeitsgemeinschaft.

Das ist auch eine gute Idee, wie das unabhängige Mädchen, die neu hinzukommt, genau das macht, was Mädchen können, nicht zu den Siegertypen überzulaufen, sondern sich mit den Jungen zu verständigen, die keinen Tanz machen, sondern sie einfach mitmachen lassen.

Die Schule. Na, sie kommt nicht unbedingt taff rüber. Da bleibt schon viel Konventionelles, was auch für die Direktorin vom Dienst, Katharina Thalbach, angeht. Natürlich ist sie immer herzerfrischend, aber ihre Dr. Girzig ist eben auch eine so aufgeregte, disziplinierende, dann wieder komische Schulleiterin. Das gilt auch für den Opa Klausner (Wolfgang Stumph), der genauso agiert, wie wir das erwarten und was immer gut ist, aber eben auch bekannt. Daß dann Alexander Gerst tatsächlich in Person und dann noch aus dem echten Weltall auftritt, na das ist dann einfach der Clou vom Ganzen.

Was mit der Rakete und dem Wettbewerb ist? Schauen Sie selbst.

Foto:
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Info:
Darsteller

Alfons Zitterbacke   Tilman Döbler
Louise Zitterbacke   Alexandra Maria Lara
Paul Zitterbacke       Devid Striesow
Benni Leopold          Ferdinand Schill
Emilia                       Lisa Moell
Nico                          Ron Antony Renzenbrink
Direktorin Dr. Girzig   Katharina Thalbach
Opa Klausner            Wolfgang Stumph