23 Die Informantin D Fall Lissabon

Interview mit dem herausragenden Schauspieler und begabten Regisseur, der am 17. April 40 Jahre wird

Elke Eich 

Berlin (Weltexpresso) - Seit 22 Jahren im Filmgeschäft, hat Ken Duken, der gerade im zweiten Teil von "Die Informantin" im Fernsehen zu sehen war, eine weitaus größere Karriere gemacht, als so manchem hierzulande bewusst sein mag. In über 100 Filmproduktionen  - mehr als die Hälfte davon waren ausländische - hat das ebenso gut aussehende, wie sympathische Multitalent                 Foto: Ken Duken © ARD Degeto / Conny Klein schon mitgespielt. Helden, Täter, Liebhaber und zutiefst gestörte                                in "Die Informantin - Der Fall Lisabon  Charaktere hat er genauso gut drauf, wie Leben rettende Ärzte, komische Typen und tragische Figuren des Alltags.


Zu erleben war und ist die gesamte Bandbreite seines Könnens in Kriegs- und Historiendramen, großen Literaturverfilmungen und romantischen Komödien, TV-Krimis, Spielfilmen und Bio-Pics, in einer Wikingersage  und einem Zweiteiler über den norddeutschen Piraten Störtebeker, in Blockbusterkomödien und Thrillern, wie „Berlin Falling“, bei dem er selbst auch Regie geführt hat. Auch in der Psychothriller-Miniserie „Parfum“ von  Philipp Kadelbach zeigte Duken neue Facetten seines Spiels. Kein Wunder, dass Filmkritiker ihn als einen der vielseitigsten Charakterschauspieler seiner Generation im, bzw. aus dem deutschsprachigen Raum handeln.

leidenschaftlicher Schauspieler und Familienmensch

Aufgewachsen ist der in Heidelberg geborene Sohn eines Arztes und der Schauspielerin Lore Loeben in Garmisch. Der Besuch einer internationalen Schule in der Region war sicher in vielerlei Hinsicht von großem Wert für ihn: Für den Einsatz als Schauspieler in internationalen Produktionen ist bestes und fließend gesprochenes Englisch ein Riesenvorteil.

Ein schicksalhafter Glücksfall: Ken Duken hat auch seine spätere Frau, die Schauspielerin Marisa Leonie Bach, in der Schule kennenlernt. Das Paar ist bald 20 Jahre verheiratet und hat einen fast 10-jährigen Sohn. Bereits im Alter von 5 Jahren verkündete Ken mit kindlichem Selbstbewusstsein, dass er ein Schauspieler sei. Das ist auch heute immer noch seine Identität - in erster Linie jedenfalls. Denn da ist nach wie vor noch die Leidenschaft, eigene Filmprojekte zu entwickeln, zu produzieren und zu inszenieren.

Aktuell Rolle in "Die Informantin", Teil 2, und bald in "Traumfabrik"

"Traumfabrik", der neueste Kinofilm von Ken Duken, ist Anfang der 60iger Jahre in den Babelsberger Filmstudios der DEFA angesiedelt und kommt am 4. Juli in die Kinos.

Bis dahin können sich Fans an seiner Rolle des LKA-Mitarbeiters Jan im spannungsgeladenen ARD-Sequel         "Die Informantin - Der Fall Lissabon" an der Seite von Aylin Tezel erfreuen, der in der ARD-Mediathek bis zum 13. Juli verfügbar ist.

Schauplatz: Prenzlauer Berg, am großen Berliner Greta-Tag

Wir treffen uns in Berlin / Prenzlauer Berg im Büro der PR-Agentur, die den zweiten Teil von "Die Informantin" betreut. Greta Thunberg ist gerade in der Stadt, und Massen von Demonstranten der FridayForFuture-Bewegung sind unterwegs. Auch der Chauffeur der produzierenden UFA Fiction mit Ken Duken auf dem Rücksitz wird da ausgebremst.

Einmal angekommen, nimmt sich der Schauspieler trotz starker Erkältung ausreichend Zeit und macht definitiv Lust darauf, die Unterhaltung in einem anderen Rahmen grundsätzlicher fortzuführen. Alle 100 Filme werde ich sicher nicht schaffen, aber lang ist die Liste der Filme, die ich bis dahin unbedingt noch sichten möchte, schon....

 

DAS INTERVIEW

"Die Informantin“ wurde fortgesetzt – mit der eigentlich im Zeugenschutzprogramm in Wien lebenden 1 Die Informantin D Fall Lissabon TitelAylin (gespielt von Aylin Tezel), die für einen neuen Undercover-Auftrag wieder in Berlin erneut eingesetzt wird. Wie siehst Du in diesem Sequel Deine Figur des LKA-Mitarbeiters Jan, der ihr Lover war, aber immer noch seine argwöhnische Schwiegermutter als Vorgesetzte hat?

Ken Duken: Die Geschichte wurde ja im ersten Teil offengelassen, und im zweiten Teil ging es jetzt darum, sie auszuerzählen. Es geht um die Beziehung zwischen zwei Menschen, die eine starke Anziehung füreinander haben, die Umstände eine Beziehung aber einfach nicht zulassen.                                                                                                           Foto: © ARD Degeto / Conny Klein, "2 - Die Informantin"
                                                                                                                                   Ken Duken + Aylin Tezel


Über 100 Filme hast Du schon gedreht, bist zweifacher Grimme-Preisträger, hast so ziemlich alles gespielt, was Dein Metier hergibt. Auch die tragende Rolle eines Kinderleben rettenden Arztes in einem TV-Film, der mit einem Ehren-Emmy ausgezeichnet wurde, war dabei. Der unsägliche Titel „Das Wunder von Kärnten“, hatte mich allerdings anfangs abgeschreckt, ihn mir anzuschauen. – Aber das nur am Rande...

Sehr spannend war ja Deine Rolle im Mehrteiler "Parfum". Besonders gerne erinnere ich mich auch an Deine psychologisch ausgeleuchteten, komplexen Rollen, z.B. den fatalerweise in die Verantwortung genommenen Fluglotsen im Film über die Flugzeugkollision bei Überlingen. Und dann die Figur des traumatisierten Bundeswehrsoldaten und Afghanistanheimkehrers: Die hat mich sehr beeindruckt und lange begleitet. Gerne würde ich mehr von solchen Filmen mit Dir sehen.

Für mich ist allerdings wichtig, nicht nur solche Rollen zu spielen. Denn dann würden mich selbst solche guten Rollen langweilen. Rollen wie die in Blockbustern, z.B. „Frau Müller muss weg“ oder in „Zweiohrküken“ und in „Northmen – A Viking Saga“ haben auch ihren Reiz.

 

Was bedeutet Dir eigentlich der Schauspielberuf, und wie gehst Du an Deine Rollen ran?

Das ist eine komplexe Frage, und ich möchte jetzt ungern irgendwelche Floskeln von mir geben.

Die Schauspielerei ist einfach mein Leben. Es geht mir auch um Vielseitigkeit bei der Bandbreite der Figuren. Für jede von ihnen habe ich eine andere Herangehensweise, wie ich mich ihr nähere und die Figur umsetze. Das primäre Ziel ist ja, die dann überzeugend zum Leben zu bringen.

 

Gibt es bei der Vorbereitung auf diese unterschiedlichen Rollen trotzdem auch etwas, das Du immer, bzw. typischerweise machsts?

Ich gehe wirklich an die Rollen komplett unterschiedlich ran. Einigen Figuren nähere ich mich über die Körperlichkeit, anderen über die Psyche, wieder andere erschließen sich mir über die Empathie. Dann gibt es noch Figuren, die man vielleicht so verabscheuungswürdig findet, dass man sie eigentlich gar nicht spielen kann oder möchte. Solch eine Figur muss ich dann von mir lösen, um die negative Wertung wegzubekommen und überhaupt einen Zugang zu ihr zu finden. Dann ist mir wichtig, hinzubekommen, dass ich die Figur in meiner Darstellung weder heroisiere, noch diskreditiere.

 

Wovon lässt Du Dich bei der Auswahl Deiner Schauspielprojekte leiten?

Ich glaube, dass es wichtig ist, sich selber treu zu bleiben. Und ich suche auch meine Filme nicht danach aus, ob ich im Ausland drehe oder welches Format ich drehe, sondern ich gehe immer nach der Rolle und schaue, dass ich eine schöne Herausforderung finde.

 

Und doch spielst Du sehr häufig in internationalen Produktionen mit, und warst durch Deinen Schulbesuch auf einer internationalen Schule auf Drehs in Englisch sicherlich besonders gut vorbereitet.

Internationale Drehs gehören zu meinem Schauspieleralltag.

Ab dem 17. April bin ich ja schon seit 22 Jahre im Geschäft, und genau vor 19 Jahren bin ich in die erste internationale Produktion gerutscht. Seitdem habe ich wahrscheinlich häufiger im Ausland, als in Deutschland gedreht.

 

Was unterscheidet für Dich das Arbeiten im internationalen Kontext – wenn wir mal den Einsatz der englischen Sprache außen vorlassen – von deutschen Produktionen?

Schwer zu sagen. Es ist ja ohnehin immer wieder und überall anders. Die Drehs im Ausland unterscheiden sich natürlich auch von Land zu Land - selbst innerhalb eines Landes.

Auch bei deutschen Projekten, oder bei Drehs in Deutschland sind die Herangehensweisen nicht immer die gleichen. Z.B. war „Berlin Falling“ ein anderes Set, als das von „Traumfabrik“. Beides sind in sich schlüssige Filme, die für sich stehen und auch ganz was Andres wollen.

 

Serien werden ja immer bedeutender, und Du konntest damit schon unterschiedliche Erfahrungen sammeln - in „Add a Friend“, „Tempel“ und mit der Miniserie „Parfum“. Was schätzt Du an dieser Art des Arbeitens?

Für mich war Serie immer spannend. Früher hätte ich aber jede Serie abgelehnt, einfach weil ich mich nicht immer und immer wieder in gleiche Situationen bringen und auch nicht immer wieder die gleiche Figur erzählen wollte. Damals war ich mehr daran interessiert, neue Dinge auszuprobieren und neue Wege zu gehen.

De facto ist es aber mittlerweile so, dass durch die horizontale Erzählweise die Serien fast das Interessanteste für uns Schauspieler sind. Einfach, weil man so die Möglichkeit hat, eine Figur von einem Punkt zu einem anderen zu puschen. Dadurch sind wir in der Lage, Dinge zu machen und eine Figur an einen Punkt zu bringen, wie man es in den konventionellen Formaten nie für möglich gehalten hätte.

 

Welche Filme und Serien haben Dich als Zuschauer eigentlich in der letzten Zeit beeindruckt?

Die Netflix-Serie „Peaky Blinders“ mag ich sehr. Und der letzte Film, der mir richtig Spaß gemacht hat, war „Green Book“. Ich hatte aber auch nicht so viel Zeit, ins Kino zu gehen, und möchte mal wieder mehr Filme sehen.

 

In Deinem viel beachteten Kurzfilm „From Another Point of View“, hast Du neben Deiner Frau mitgespielt und Regie geführt. 2017 kam dann mit dem Genrefilm „Berlin Falling“ ein großer Wurf: Der Nerven aufreibende und dicht inszenierte Terrorismus-Thriller mit Dir in der Hauptrolle und Tom Wlaschiha als Terrorist. Dein erstes, abendfüllendes Werk als Regisseur. Kribbelt es Dich, bald wieder Regie zu machen?

Die Erfahrung mit dieses Regiearbeit, war toll, und es wird auch sicher darauf hinauslaufen, dass ich weitere Filmprojekte machen werde.

 

Kannst Du Dir vorstellen, zugunsten von Regietätigkeit die Schauspielerei zu reduzieren?

In erster Linie bin ich Schauspieler! Aber ich mag es, eigene Sachen zu entwickeln, zu produzieren und zu inszenieren. Ich werde also immer versuchen, beide Wege zu gehen.

 

Seit bald 20 Jahren bist Du mit der Schauspielerin Marisa Leonie Bach verheiratet. Erstaunlich, dass Ihr Euch schon so jung binden wolltet. Ohne jetzt in Euer Privates eindringen zu wollen, aber: Wofür steht Eure Ehe, bzw. Eure Beziehung und wie schützt Ihr sie?

Es ist ein Halt! Man trifft da ja keine rationalen Entscheidungen, sondern es passieren Dinge. Und wenn einem was Tolles passiert, dann hält man es fest.

Das Beste ist, man hält das Private und die Beziehung aus der Öffentlichkeit raus. Dann hat man nicht den Druck oder Stress, irgendwas darstellen zu müssen, was nicht ist. Wir haben eine ganz normale Beziehung, und genau das ist mein Rückhalt.

 

Ihr habt einen Sohn, der in diesem Jahr 10 wird. Welche Werte vermittelst Du ihm?

Vorneweg: Wenn man Kindern wirklich etwas vermitteln will, braucht es Werte, die man auch selber vorleben kann. Ich glaube, die Kinderaugen funktionieren sehr viel besser, als die Kinderohren! Sie sehen sehr wohl, ob das, was man sagt, und das, was man macht, zusammenpasst oder nicht.

Meine Werte sind die normalen gesellschaftlichen Werte: Respekt, Höflichkeit und der schmale Grad zwischen Bescheidenheit und Selbstbewusstsein.

 

Seit Deinem 5. Lebensjahr sollst Du schon davon gesprochen haben, dass Du ein Schauspieler bist. Dein Vater ist Arzt und Deine Mutter, Christina Loeb, war Bühnenschauspielerin. Sie hat Dich gefördert, Dir aber auch Grenzen gesetzt, was das Filmen betraf.

Damals war das ja auch anders, als heute. Meine Mama hatte gesagt: „Wenn Du Schauspieler sein willst, dann spiele Theater, aber bevor Du 18 bist, machst Du keine Filme!“ Vor allem wollte sie vermeiden, dass es mir wie vielen anderen geht, bei denen der Wechsel vom Kinderdarsteller zum ernst zu nehmenden, erwachsenen Schauspieler nicht geglückt ist.

Ihre Entscheidung war auch gut, denn ich konnte so viele Erfahrungen am Theater sammeln. Zu meinem 18. Geburtstag ging ich dann zu einem Casting und bekam auch die Rolle im Film „Schlaraffenland“, in dem viele sehr gute Schauspieler mitspielten. Seitdem bin ich in der Filmwelt.

 

Übt das Theater noch eine Anziehung auf Dich aus, bzw. fehlt Dir das Arbeiten auf einer Bühne sogar?

Damals habe ich mit dem Theater eher „gebrochen“. Und heutzutage, auch weil ich immer wieder mal ins Theater gehe und da wieder Blut geleckt habe, wird das wieder spannender für mich. Theater zu machen ist tatsächlich etwas, das mich zunehmend wieder reizt.

 

Du bist körperlich gut in Form und bekanntlich auch an Sport interessiert. Mit welchem Sport hältst Du Dich so fit?

Ich mache leidenschaftlich gerne Brazilian Jiu-Jitsu. Daran bin ich durch Daniel Bohn gekommen, der MMA (Anmerkung: "Mixed Martial Arts") praktiziert.

 

Am 17. April wirst Du 40. Wirst Du diesen runden Geburtstag groß feiern?

In dem Fall nicht. Wahrscheinlich werde ich an dem Tag nur mit der Familie feiern. Jedenfalls hab‘ ich nichts geplant. Ich bin aber auch nicht so der Mensch, der gerne Geburtstag feiert.


Info: 

"Die Informantin - Der Fall Lissabon" *)
Samstag, 13. April 2019, um 20:15 Uhr im Ersten
(ARD-Mediathek bis 13. Juli 2019)

In den Hauptrollen:
Aylin Tezel, Ken Duken und Suzanne von Borsody

In weiteren Rollen:
Stefan Kurt, Franz Dinda, Nina Kronjäger, Pegah Ferydoni u. v. m.

Stab:
Regie: Isabel Kleefeld
Drehbuch: Isabel Kleefeld,                                                                                                                                        nach einer Idee von Ulrike Stegmann und Christof Reiling
Produzent: Christian Rohde.
Redaktion ARD Degeto: Carolin Haasis und Sascha Schwingel

*) „Die Informantin - Der Fall Lissabon"                                                                                                                           ist eine Produktion der UFA Fiction im Auftrag der ARD Degeto für Das Erste.

"Die Informantin - Der Fall Lissabon"
Erstausstrahlung: ARD, 13. April 2019
(in der ARD-Mediathek verfügbar bis zum 13. Juli 2019)


Ausblick:
"Traumfabrik"                                                                                                                                                                ab 4. Juli in den Kinos                                                                                                                                               Verleih: TOBIS Film