f barbarenNeuer Spielfilm des Rumänen Radu Jude

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) - MIR IST ES EGAL, WENN WIR ALS BARBAREN IN DIE GESCHICHTE EINGEHEN." ist der Titel des neuen Spielfilms von Radu Jude (VERNARBTE HERZEN, AFERIM!), der sich damit weiter als einer der spannendsten Köpfe des neuen rumänischen Kinos etabliert.
Ein Film, der mit einer gewagten, aber in jeglicher Hinsicht gelingenden Mischung aus Humor, Gesellschaftsanalyse und Kulturkritik auf die grassierende Geschichtsvergessenheit und den Zustand der europäischen Erinnerungskultur blickt. Dafür wurde Radu Jude 2018 beim Filmfestival Karlovy Vary mit dem Hauptpreis für den besten Film ausgezeichnet, die Jury der evangelischen Filmarbeit hat ihn für Mai zum "Film des Monats" gekürt. Kinostart ist am 30.5., Möglichkeiten, ihn vorab im Kino zu sehen gibt es an folgenden Terminen: 18.4. Leipzig, 7.5. Wiesbaden, 23.5. Frankfurt/Main. 

Zum Film
Die junge Regisseurin Mariana Marin plant eine groß angelegte, radikale Theateraufführung zu Rumäniens Beteiligung am Holocaust. Unter General Antonescu wurde der massive Antisemitismus in der rumänischen Gesellschaft zur offiziellen Vernichtungspolitik erklärt, seine Rolle und die seiner Regierung im Zweiten Weltkrieg wird aber bis heute glorifiziert. Vom damaligen Massenmord will niemand mehr etwas wissen. Mit einem Reenactment der damaligen Ereignisse soll das Theaterstück das Publikum aufrütteln, doch bereits vor der Premiere zeigen sich zahlreiche Probleme: es gibt Unmut unter den Komparsen, ein Abgesandter der Stadtregierung möchte das Stück zensieren und auch in Marianas Privatleben läuft nicht alles glatt. Die als Weckruf konzipierte Performance gerät Schritt für Schritt zur Farce...

Nachstellung militärgeschichtlicher Ereignisse - Hannah Arendt - Show - 1941, "das Jahr, das immer wiederkehrt", aus der Perspektive des Jahres 2018 - Zitate - Schusswaffen - Archivmaterial - das Massaker von Odessa - 16 mm und Video - Militärhistorisches Museum - Negationismus - Videomapping - Burleske - Dialoge - Fanfare - Isaac Babel - fragmentierte Erzählung - Wenn die Soldaten durch die Stadt marschieren - Trivialisierung durch Vergleich - Drehbuch von Marschall Antonescu - Feuer - Regie Radu Jude - mit Ioana Iacob, Alexandru Dabija, Alex Bogdan - Kasernenwitze - normale Leute - nunca más! - gegenwärtige Vergangenheit, vergangene Gegenwart.

Radu Judes neuer Spielfilm findet einen ganz eigenen Ton für ein schwieriges Thema: die selektive Erinnerungspolitik im heutigen Europa. Zwischen Realität und Fiktion, zwischen dem Blick in moralische Abgründe und einer ironischen Leichtigkeit gelingt ihm eine facettenreiche Reflexion über Geschichtsvergessenheit. Ein Film, der auch das Scheitern von politischer Kunst thematisiert - und dabei als politisches Kunstwerk brilliert.

Festivals und Auszeichnungen:

Karlovy Vary International Film Festival 2018 – Grand Prix Crystal Globe
Karlovy Vary International Film Festival 2018 – Europa Cinemas Label Award

Toronto International Film Festival 2018

Filmfest Hamburg 2018

Mostra Sao Paulo International Film Festival 2018

BFI London Film Festival 2018

Viennale 2018

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© Verleih

Verleih:

Rumänien/Bulgarien/Deutschland/Frankreich/Tschechische Republik 2018, 139 Min., deutsche Fassung und rumänische OmU-Fassung. Regie, Drehbuch: Radu Jude, Kamera: Marius Panduru, Schnitt: Catalin Cristuiu, Historische Beratung: Adrian Cioflanca, Regieassistenz: Cristina Iliescu, Maske: Petva Simeonova, Haarstyling: Domnica Bodogan, Kostüme Supervisor: Cireica Cuciuc, Kostüme und Szenenbild: Iuliana Vilsan, Ton: Jean Umanski, Mischung: Cristinel Irli, Ton: Dana Bunescu, Produzentin: Ada Solomon,