Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 25. April 2019, Teil 2Margarete Frühling
München (Weltexpresso) - Die bekannten englischen Schauspielerinnen Eileen Atkins, Judi Dench, Joan Plowright und Maggie Smith, die alle in den persönlichen Adelsstand als "Dame" erhoben worden sind, treffen sich seit vielen Jahren immer wieder zum Kaffeeklatsch. Jede der vier hat schon mehrmals mit einer oder mehreren der andern vor der Kamera oder auf der Theaterbühne gestanden.
Im August 2017 trafen sich die vier Frauen, die inzwischen alle gut über 80 Jahre alt sind, wieder einmal im Garten des Cottages von Joan Plowright, der Witwe von Laurence Oliver, um Informationen und Klatsch auszutauschen und über die alten Zeiten zu sprechen.
Roger Mitchell, bekannt als Regisseur des Filmes "Notting Hill" (1999), wohnte diesem Treffen mit einem kompletten Filmteam bei, um zu beobachten, worüber die Damen so reden. Dabei hat er immer wieder auch Themen angestoßen, um die Diskussion in eine neue Richtung zu lenken. Die vier Freundinnen sind professionell genug, um sich durch die Vorbereitungen des Filmteams, durch den Standfotograf oder den Maskenbildnerinnen nicht stören zu lassen.
Der Film beginnt an einem Gartentischchen, dabei wird nicht gerade Tee, sondern eher Sekt getrunken. Als es dann während des Filmens zu regnen angefangen hat, ist die Gruppe einfach ins Haus umgezogen.
Es sind vor allem die Damen Atkins, Dench, und Smith, die erzählen, denn Joan Plowright, die mit 88 Jahren fünf Jahre älter als die anderen drei ist, ist nahezu blind und auch etwas schwerhörig. Wie man im Abspann sehen konnte, waren während des Drehs auch immer zwei ihrer (Stief-)Kinder anwesend.
Die Themen sind breit gestreut. Die Schauspielerinnen erzählen freimütig und auch mit teilweise sehr trockenem Humor über ihre ersten Schritte auf der Theaterbühne, über Schlüsselerlebnisse, Lampenfieber, die Eigenarten von berühmten Berufkollegen oder den inzwischen verstorbenen (Ex-)Ehemännern. Alle berichten auch von der Zusammenarbeit mit dem großen Laurence Olivier auf der Bühne oder in Filmen. Besonders prägend ist sicher der Kommentar von Joan Plowright, die mit Olivier u.a. in "The Entertainer" (1960) spielte, indem sie sagt: "Er war wie eine Naturgewalt und manchmal auch ein Alptraum."
Alle erzählen auch freimütig über die Probleme mit dem Älterwerden (von Judy Dench nicht ganz jugendfrei kommentiert), aber auch über die Erfolge, die sie gerade als ältere Schauspielerinnen im Kino hatten.
Judy Dench wurde sechsmal für einen Oscar nominiert, darunter fünfmal für die beste Hauptdarstellerin: "Ihre Majestät Mrs. Brown" (1998), "Iris" (2002), "Lady Henderson präsentiert" (2006), "Tagebuch eines Skandals" (2007) und "Philomena" (2014); sie gewann 1999 einen Oscar als beste Nebendarstellerin für ihre Darstellung der Königin Elisabeths I. in "Shakespeare in Love" (1998). Als ihren wichtigsten Film empfindet sie allerdings "Ihre Majestät Mrs. Brown". Daneben spielte sie in mehreren James Bond Filmen die Rolle von M.
Maggie Smith wurde ebenfalls sechs Mal für einen Oscar nominiert sowohl als beste Haupt- oder als beste Nebendarstellerin. Ihre erste Nominierung als beste Nebendarstellerin erhielt sie 1966 für ihre Rolle als Desdemona in "Othello" mit Laurence Olivier in der Hauptrolle. Sie hat den Oscar für die beste Hauptrolle 1970 für "Die besten Jahre der Miss Jean Brodie" und 1979 als beste Nebendarstellerin in "Das verrückte California Hotel" erhalten. Sie meint allerdings, dass die Rollen der Professor Minerva McGonagall in den Harry Potter Filmen und der Dowager Countess of Grantham in der TV-Serie "Downton Abbey" sie auch bei einem jugendlicheren Publikum bekannt gemacht hätten. Maggie Smith erzählt dabei, dass sie sich bis heute nicht eine einzige Folge der TV-Serie angesehen hätte.
Auch Joan Plowright und Eileen Atkins sind während ihren langen Karrieren mehrmals ausgezeichnet worden. Joan Plowright z.B. als Mrs. Fisher in "Verzauberter April" (1991) und Eileen Atkins z.B. für ihre Rolle als Deborah Jenkyns in der TV-Serie "Cranford" (2007), in der übrigens Judy Dench ihre Schwester spielte.
Allerdings betonen drei der vier Darstellerinnen - nur Joan Plowright hat ihre Karriere beendet -, dass sie nicht daran dächten, mit dem Filmen und dem Theaterspielen aufzuhören.
"Tea with the Dames - Ein unvergesslicher Nachmittag" ist eine intime filmische Reportage, in dem die vier bekannten Film-, Fernseh- und Theater-Darstellerinnen freimütig aus ihrem Leben erzählen. Regisseur Roger Mitchell hat dazu alte Bilder und Filmausschnitte von den Kino- und Fernsehfilmen aber auch von den Theaterauftritten der Damen in den Film eingearbeitet. Dies macht den Film auch zu einem sehr spannenden Zeitdokument.
Es ist ganz sicher keine Dokumentation im klassischen Sinn, sondern der Zuschauer wohnt dem Treffen von vier alten Freundinnen in Form eines Gruppeninterviews bei. Deshalb kann es auch vorkommen, dass man den einen oder anderen persönlichen Witz nicht nachvollziehen kann. Dies schmälert aber den Spaß am Film keineswegs, denn auch wenn man nicht alle Insiderscherze versteht, ist der Film doch ausgesprochen brillant, unterhaltsam, witzig und originell. Vor allen Judy Dench und Maggie Smith haben einen trockenen und nicht immer jugendfreien Humor.
Es macht Freude, den vier brillanten Schauspielerinnen bei ihrem Treffen zusehen zu können, auch wenn es Schade ist, dass Joan Plowright nicht immer alles mitbekommt.
"Nothing like a Dame" - so der englische Titel - ist ein charmanter, warmherziger und interessanter Dokumentarfilm, der viel Humor und intelligente Konversation enthält. Ob der Film allerdings im Kino gezeigt werde muss, sei dahingestellt. Er ist aber ganz sicher ein wunderbarer Fernsehfilm. Dann muss er allerdings mit Untertiteln gezeigt werden, denn sonst ist er in Deutschland nur für Menschen sehenswert, die hervorragend Englisch sprechen können. Ein Voice-Over ist auf jeden Fall zu vermeiden.
Foto: v.l.n.r.: Maggie Smith, Joan Plowright, Eileen Atkins und Judi Dench © KSM GmbH
Info:
Tea with the Dames - Ein unvergesslicher Nachmittag (Großbritannien 2018)
Originaltitel: Nothing like a Dame
Genre: Dokumentation
Filmlänge: 84 Minuten
Regie: Roger Mitchell
Darsteller: Eileen Atkins, Judi Dench, Joan Plowright, Maggie Smith u.a.
Verleih: KSM GmbH im Vertrieb von 24 Bilder
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 25.04.2019