hwk tatortEin Schlüchterner erzählt: als Komparse im Frankfurter Tatort MONSTER AUS KASSEL

Hannah Wölfel & Hanswerner Kruse

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - 

„Der Torso wurde mit Farbe nachgepinselt, damit das Blut frisch aussah“, erzählt Ulrich Schwind (54) aus Schlüchtern. Er ist Komparse beim Hessischen Rundfunk (hr) und gibt im „Monster aus Kassel“ einen der weißgekleideten Spurensicherer, die Leichenteile einsammeln.

2015 wurden für einen Märchenfilm in Schlitz Statisten gesucht, der freie Journalist bewarb sich und spielte einen Holzfäller. Die Dreharbeiten machten ihm Spaß und so riss der Kontakt zum hr nicht mehr ab. Hier wird er als Komparse ein- bis zweimal im Monat gerne als Polizist, Lehrer oder Rettungsassistent genommen. Für extreme Darsteller wie Penner oder Rocker gibt es spezielle Laiendarsteller. Winzige Sprechrollen werden bei einem Casting vorab aufgenommen, die Regie wählt dann aus.

„Von den vielen Stunden beim Dreh sind jeweils nur einige Minuten zu sehen“, weiß Schwind. „Man darf sich keine allzu großen Hoffnungen machen, dass die gedrehte Szene wirklich gezeigt wird oder ob man zu sehen ist. Vor allem muss man Geduld haben und warten, warten, warten.“ Da geht es ihm so wie bekannten Kollegen: Vor einiger Zeit erzählte auch Ulrich Tukur unserer Zeitung von der langen Warterei am Set, die er zum Schreiben nutzt.

Schwind macht seinen Nebenjob nicht wegen des Geldes, „das ist nur eine Aufwandsentschädigung“, sondern findet die Atmosphäre beim Drehen sowie den Kontakt mit den Schauspielern und Statisten sehr schön: „Wir sind wie eine große Familie“, schwärmt er und lobt die beiden Verantwortlichen der Komparserie, Astrid Sic und Maria Stähle, für ihre tolle Arbeit. Selbst die Promis sind sehr freundlich: „Du bist ja auch wieder da, begrüßt mich oft Wolfram Koch.“

Immer wieder findet es Schwind interessant, die Arbeit hinter der Kamera und den Aufwand in der Logistik zu erleben. Vom Kameramann bis zum Requisiteur gibt es sehr viele Beteiligte am Drehort. „Das glaubt man gar nicht“, staunt Schwind. „Da sind welche nur für die Authentizität der Szenen verantwortlich. Da ja viele Einstellungen mehrfach gedreht werden, müssen alle immer das Gleiche anhaben, am selben Ort sein; Trinkgläser sollen immer gleich voll sein.“

Im letzten Sommer, als das „Monster“ gedreht wurde, war es sehr heiß: „Wenn Du glänzt, dann wirst Du ständig gepudert “, erinnert er sich lachend. In seinen Lieblingsrollen gab er mal einen betrunkenen Polizisten oder einen B-Promi als Kandidat für eine Reality-Show.


WER SPIELT DIE LEICHEN ?

„Das sind auch Komparsen“, erzählt Schwind: „Einer war mal Leiche in einem Frankfurter U-Bahnhof und musste stundenlang fast bewegungslos am kalten Boden liegen. Das war kein Spaß für ihn. Aber fröhlich erzählte er mir, dass er schon öfter ‚Leiche’ war, beispielsweise auch eine Wasserleiche.“

Foto:
Komparse Ulrich Schwind und Wolfram Koch
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