Spider ManSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 4. Juli 2019, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Peter Parker alias Spider-Man (Tom Holland) hat nach einem Ausflug ins Weltall, einer fünfjährigen Auslöschung, dem endgültigen Sieg über Thanos (an dem er allerdings nur wenig beteiligt war) und dem Tod seines Mentors Tony Stark erst einmal die Nase voll vom Superheldentum.

Er freut sich darauf, mit seinen Klassenkameraden Ned Leeds (Jacob Batalon), Michelle Jones aka MJ (Zendaya), Betty Brant (Angourie Rice), Brad Davis (Remy Hii), Flash Thompson (Tony Revolori) und Anderen einen Europatrip zu machen. Dabei will er versuchen seiner Klassenkameradin MJ seine Liebe auf dem Eifelturm zu gestehen. Allerdings ist neben seiner eigenen Schüchternheit vor allem sein Mitschüler Brad im Weg, der auch Interesse an MJ hat.

Doch bereits zu Hause wird er von Happy Hogan (Jon Favreau) unterrichtet, dass Nick Fury (Samuel L. Jackson) ihn unbedingt sprechen will. Peter lässt den ehemaligen S.H.I.E.L.D.-Boss einfach abblitzen und weigert sich, Fury anzurufen. Außerdem will er seinen Spider-Man Anzug zu Hause lassen, den aber zu seinem Erstaunen seine Tante May (Marisa Tomei) sicherheitshalber eingepackt hat.

Unglücklicherweise kann Peter in Venedig seinem Superhelden-Status nicht mehr ausweichen, denn dort sorgt ein seltsames Wassermonster als Teil der vier Elemente für Chaos und Verwüstung. Doch Nick Fury und seine rechte Hand Maria Hill (Cobie Smulders) haben für den Kampf bereits vorher eine außerirdische Verstärkung namens Quentin Beck (Jake Gyllenhaal) getroffen, der schon bei einem ähnlichen Angriff in Mexico im richtigen Moment zur Hilfe gekommen ist. Quentin Beck will bereits auf seiner Heimatwelt Erfahrungen mit diesen riesigen Elemente-Wesen gemacht haben.

Beck weist auch darauf hin, dass als Nächstes ein Feuerwesen auftauchen wird und zwar in Prag. Fury schafft es, dass Peters Klasse ein Upgrade ihrer Klassenfahrt nach Prag bekommt. Dort muss Peter dann zusammen mit Beck, der von Peters Klassenkameraden den Namen Mysterio erhalten hat, gegen das Monster antreten. Gleichzeitig versucht Peter auch seine Freunde aus der Schusslinie zu bringen.

Doch damit sind Peters Probleme noch nicht beendet, denn Spider-Man muss auch noch in Berlin und zum Endkampf in London gegen die seltsamen Wesen kämpfen. Dabei ist Peter gezwungen, immer wieder in sein Spider-Man Kostüm zu schlüpfen, ohne dass seine Klassenkameraden seine Identität erfahren, denn eigentlich weiß nur Ned, wer sich hinter der Maske versteckt...


"Spider-Man: Far from Home" ist die Fortsetzung von "Spider-Man: Homecoming" (2017) und schließt direkt an "Avengers: Endgame" (2019) an, der erst am 24. April in Deutschland in die Kinos gekommen ist. "Spider-Man: Far from Home" beendet auch ganz offiziell Marvel Cinematic Universe's (MCU) Phase 3.

Es ist deshalb sinnvoll, auf jeden Fall "Endgame" vorher gesehen zu haben, denn es werden zwar einige der Vorfälle erklärt (z.B. was an Peters Highschool während der 5 Jahre passiert ist, in denen viele Schüler verschwunden waren). Aber es wird im Film doch auch immer wieder Bezüge auf den letzten Avengers-Film genommen, die man als Zuschauer kaum verstehen kann, wenn man den Film nicht gesehen hat.

Auch Peters Reaktionen und Probleme sind nur vor dem Hintergrund der Ereignisse in "Avengers: Endgame" verständlich. Denn die Konsequenzen, die sich aus Thanos Fingerschnipsen ergeben haben, sind auch an Peters Schulklasse nicht spurlos vorüber gegangen. Außerdem muss sich Peter immer noch mit dem Tod seines Mentors Tony Stark auseinander setzen.

Trotz dieser tragischen Hintergründe ist "Spider-Man: Far from Home" kein trauriger Film, sondern er hat viele wunderbare und witzige Szenen, in denen vor allem auch die typischen Probleme von Jugendlichen angesprochen werden.

Die Drehbuchautoren Chris McKenna und Erik Sommer und der Regisseur Jon Watts haben aber glücklicherweise keinen typischen Teenie-Film mit Schenkel klopfenden Witzen geschaffen, sondern die Gags sind meist sehr stilsicher und charmant ins Geschehen eingefügt.

Natürlich steht Peter Parker im Mittelpunkt des Films. Tom Holland liefert dabei eine großartige Darstellung der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft. Peters Story wird konsequent weiterentwickelt, denn er ist ja immer noch ein 16jähriger Teenager. Er muss nicht nur mit Tony Starks Tod zurechtkommen, sondern er hat auch Probleme, die an ihn gestellten Anforderungen (evtl. Starks Nachfolge als Iron-Man anzutreten) zu erfüllen. Er zweifelt an sich und seinen Fähigkeiten und möchte eigentlich nur versuchen, MJ zu erobern. Dabei wird er immer wieder sowohl von Nick Fury als auch Happy Hogan darauf hingewiesen, dass seine Superkräfte gebraucht werden.

Während Samuel L. Jackson und Cobie Smulders ihre Rollen als Nick Fury und Maria Hill aus den vorherigen Marvel Filmen wiederholen, hat Jon Favreau als Happy Hogan einige originelle Szenen mit typisch trockenem Humor.

Als zweite Hauptrolle sticht neben Tom Holland Jake Gyllenhaal als Quentin Beck/Mysterio hervor. Mysterio ist in den Comics eine komplexe Figur, über die in dieser Besprechung aus Spoilergründen nicht allzu viel erzählt werden soll. Sie wird überzeugend von Jake Gyllenhaal dargestellt, der sowohl das Kumpelhafte als auch das Größenwahnsinnige des Mannes glaubhaft darstellen kann.

Wer Mysterio aus den Comics kennt, weiß, dass er eine Figur ist, die durch seine ungewöhnlichen Fähigkeiten viel technische Umsetzung verlangt. Dies wurde in dem Film - unter großartigem Einsatz von jeder Menge CGI - hervorragend umgesetzt.

Natürlich müssen auch in diesem Film wieder ein paar Städte gerettet werden, aber es ist doch alles eine Nummer kleiner als in "Endgame". Dabei wurde auch nicht vergessen zu diskutieren, warum Nick Fury gerade den recht unwilligen Spider-Man und nicht z.B. Dr. Strange oder Thor als Helfer will.

All diese kleinen Szenen machen einen großen Teil des Charmes des Films aus, der insgesamt mit einer tollen Story und gelungener Umsetzung glänzen kann, auch wenn doch recht bald klar ist, wer der Bösewicht in der Geschichte ist, vor allem wenn man sich in der Comicwelt auskennt. Dies ändert aber nichts daran, dass der Film neben dem stimmigen Humor auch eine große Portion Spannung enthält.

Insgesamt ist "Spider-Man: Far from Home" ein gelungener Abschluss von MCUs Phase 3. Der Film zeigt neben viel Liebe zum Detail und schönen humorigen Szenen auch allerhand Charaktermomente, jede Menge Action und tolle Spannung. Dabei unterstützen sich die einzelnen Komponenten und greifen gelungen ineinander über. Sie stehen keinesfalls unverbunden nebeneinander. Der mitreißende, kurzweilige und spaßige Film ist unbedingt sehenswert.

Zusatz: Ganz im Gegensatz zu "Avengers: Endgame" (dort wurde eine Endcredit-Szene erst nachträglich eingefügt) gibt es bei "Spider-Man: Far from Home" noch zwei Clips; eine Mid-Credit Szene nach dem ersten Teil des Abspanns, in der Peters Welt noch einmal ordentlich durcheinander gewirbelt wird und die mögliche Hinweise auf Spider-Man 3 geben können, und eine Szene ganz am Ende des Films, die sowohl ein netter Gag ist, als auch möglicherweise schon ein Hinweis auf die mögliche Zukunft der Marvel-Filme in Phase 4 sein kann. Es lohnt sich unbedingt, bis nach dem Abspann im Kino sitzen zu bleiben.

Foto: Tom Holland als Peter Parker und Samuel L. Jackson als Nick Fury © Sony Pictures Germany

Info:
Spider-Man: Far from Home (USA 2019)
Originaltitel: Spider-Man: Far From Home
Genre: Comic, Science Fiction, Action, Abenteuer, Fantasy
Filmlänge: 130 Min.
Regie: Jon Watts
Drehbuch: Chris McKenna und Erik Sommer basiert auf den Comics von Stan Lee und Steve Ditko
Darsteller: Tom Holland, Jacob Batalon, Zendaya, Angourie Rice, Remy Hii, Samuel L. Jackson, Jake Gyllenhaal, Marisa Tomei, Jon Favreau, Martin Starr, Cobie Smulders, JB Smoove u.a.
Verleih: Sony Pictures Germany
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 04.07.2019