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Kategorie: Film & Fernsehen

Israelische und deutsche Jugendliche im filmischen Dialog im Deutschen Filmmuseum Frankfurt

 

Helga Faber

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Als gemeinsames Projekt der Kinder- und Jugend-Aliyah und des Deutschen Filminstituts haben Jugendliche aus Israel und Deutschland Filme zum Thema „Zwischenmenschliche Werte“ gedreht, die sie bei der Abschlusspräsentation am Sonntag, 14. April, im vollbesetzten Kino des Deutschen Filmmuseums in vier bewegende Kurzfilmen vorstellten. Alle Beteiligten wünschen eine Neuauflage des Projekts.

 

 

DIARY OF HOPE, OUR FRANKFURT – YOUR FRANKFURT, NEXT STOP und FROZEN FRAME sind die Titel der vier kurzen Filme, die die jungen Leute in nur vier Drehtagen beim gemeinsamen Projekt „Gefühle und Werte aus zwei Kulturen: Israelische und deutsche Jugendliche im filmischen Dialog“ der Kinder- und Jugend-Aliyah und des Deutschen Filminstituts Frankfurt realisiert haben.

 

Ernst sind die Themen, die die Jugendlichen beschäftigen: Ausgrenzung, Mobbing, Einsamkeit, Rassismus, Selbstmordgedanken und deren mögliche Überwindung – stehen im Zentrum beinahe jedes Films. Oft haben die Jugendlichen aus Israel und Deutschland selbst Erlebtes verarbeitet und in ganz unterschiedliche filmische Formate gebracht – vom Musikfilm über Animation und Dokumentation bis zum nachgespielten Re-Enactment. „Wir

freuen uns besonders darüber, dass sich so viele verschiedene formale Herangehensweisen herausgebildet haben“, sagt Pava Raibstein, Geschäftsführerin der Kinder- und Jugend-Aliyah, bei der Abschlusspräsentation am Sonntag im Kino des Deutschen Filmmuseums. „Mich hat sehr beeindruckt,wie schnell sich die Jugendlichen aus den beiden Ländern zu großartig funktionierenden Arbeitsgruppen zusammengefunden haben.“

 

Zwölf Jugendliche aus Israel und 14 Jugendliche aus Frankfurt hatten sich in vier gemischten Gruppen zusammengefunden und ihre Aufgabe mit großem Engagement gelöst. Der in Berlin lebende australische Regisseur Jack Rath und der Film-Lehrer der israelischen Schüler, Itamar Hadari, gaben zusammen mit Mitarbeitern des Deutschen Filminstituts Hilfestellungen. Ermöglicht wurde das Projekt durch die Förderung des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM).

 

Die Elftklässler aus Israel leben in einem von 125 Jugenddörfern, die die Aliyah in Israel für sozial benachteiligte Jugendliche betreibt. Die deutschen Schüler besuchen das multikulturell geprägte Frankfurter Oberstufengymnasium Max-Beckmann-Schule.

 

 

Die außerordentliche Qualität der in dieser kurzen Zeit entstandenen Filme hat mich positiv überrascht“, sagte auch Claudia Dillmann, Direktorin des Deutschen Filminstituts. Mit viel Kreativität und Phantasie, aber auch großer Ernsthaftigkeit hätten sich die jungen Leute ihren Themen und deren Umsetzung gewidmet. „Das Ergebnis sind vier beeindruckende Werke, bei denen alles, vom Script bis zum Schnitt, von den Jugendlichen selbst realisiert wurde. Sogar Musik und Songtexte haben sie selbst geschrieben. Und wenn ich nicht irre, haben wir in Person der jungen Shaked Lilian heute eine Entdeckung gemacht. Sie ist eine großartige Sängerin und Komponistin.“

 

Auch die Jugendlichen resümierten das Projekt durchweg begeistert. „Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Welten und doch sind wir gleich“, sagte stellvertretend für viele Rohan aus Frankfurt: „Wir sehen die gleichen Filme, hören die gleiche Musik und empfinden vieles sehr ähnlich.“ Beeindruckt hat Anat aus Israel der gemeinsame Besuch der Shabbat-Feier in der Frankfurter Westend-Synagoge: „Zu sehen, wie intensiv die deutschen Juden ihre Religion leben, das hat mich sehr berührt.“ Das Projekt muss weitergehen, urteilen alle Beteiligten einvernehmlich.

 

Schon planen die Frankfurter Max-Beckmann-Schüler einen Besuch in Israel. Und auch Pava Raibstein sowie Claudia Dillmann hoffen – eine weitergehende Finanzierung vorausgesetzt – auf eine Neuauflage des Projekts im kommenden Jahr: „Dieses Projekt hätten wir – schon aufgrund der Kosten für Flüge, Unterbringung der Jugendlichen, Personal- und Betreuung sowie die zusätzliche Technik – allein finanziell unmöglich stemmen können. Nur durch die großzügige Unterstützung des Bundesministers für Kultur und Medien konnte es realisiert werden. Der Erfolg zeigt: Das Geld ist gut investiert.“

 

Das Projekt schlägt eine kulturelle Brücke zwischen Deutschland und Israel und fügt sich mit seinem Ziel des interkulturellen Dialogs ideal in das pädagogische Programm des Deutschen Filminstituts ein. „Werte wie Toleranz für andere Kulturen und Religionen weiterzugeben, steht neben der Vermittlung von Filmkompetenz im Zentrum unseres pädagogischen Auftrags“, sagte Claudia Dillmann. Das Medium Film sei hierfür wegen seiner Bildhaftigkeit natürlich besonders geeignet: „Film bietet die Chance, sich mittels einer universell und interkulturell verständlichen Sprache auszudrücken“, so Dillmann.

 

Neben den Filmaufnahmen standen Austausch und Begegnung im Zentrum

der Projektwoche, die mit einer bewegenden Gedenkfeier an Jom haScho'a,

dem israelischen Nationalfeiertag zum Gedenken an die Opfer des Holocaust,

am Sonntag, 7. April, begann. Außerdem auf dem Programm standen unter

anderem der Besuch der Westend-Synagoge sowie ein gemeinsames Shabbatessen.

 

www.deutsches-filminstitu.de

www.deutsches-filmmuseum.de