wft02Nachtrag: Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 27. Juni 2019,   Teil 12
 
Eva Mittmann

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - „Tanz mit dem Elch!“
Viele Menschen träumen irgendwann einmal vom Fliegen (inzwischen mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen) - doch was wäre, „WENN FLIEGEN TRÄUMEN“? Diese Frage hatte sich einst Jonas Grosch gestellt und bereits im Jahr 2005 ist darauf als Antwort ein Drehbuch entstanden. Das Drehbuch zu einem wundervollen, fantastisch-skurrilen Roadmovie. Bingo.


WFT01 neuIn Zusammenarbeit mit seiner Schwester Katharina Wackernagel, die hier ihr Regiedebut gab, haben die beiden dieses Drehbuch nunmehr umgesetzt und wir dürfen uns glücklich schätzen, dass der fertig gestellte Film heute im Arthouse-Kino ORFEO‘S ERBEN in der Hamburger Allee zu sehen ist. Und noch glücklicher, weil im Anschluss an den Film die beiden Filmemacher, sowie Hauptdarstellerin Nina Weniger Fragen aus dem Publikum beantworten werden.

Protagonisten der Geschichte sind zwei uneheliche Schwestern, wie sie ungleicher nicht sein könnten: Da ist zum einen die meist gut gelaunte, lebensfrohe und grundsätzlich sanftmütige Psychotherapeutin Naja (Thelma Buabeng), dunkelhäutig und schwarzgelockt und zum anderen ihr absolut gegensätzliches Pendant: die blass-blond hellhäutige, melancholisch-schweigsame, lebensmüd-depressive und krebskranke Hannah (Nina Weniger), wie es diametral überzogener nicht dargestellt werden könnte.


Diesen beiden Antipoden hat der gemeinsame Vater ein Feuerwehrauto, als auch ein Haus im hohen Norwegenwft3 hinterlassen. Schwester Naja muss nun die lebensmüde Hannah davon zu überzeugen, die große Reise nach Norwegen mit eben diesem Feuerwehrauto anzutreten, denn sie selbst hat keinen Führerschein. Am Rande der Verzweiflung und des Nervenzusammenbruchs zaubert sie theatralisch inszeniert scheinbar entgegen ihrer therapeutischen Kenntnisse all ihr Geschick aus der Trickkiste hervor. Letztlich gelingt ihr der Plan und so machen sich die ungleichen Schwestern mit dem feuerroten Erbstück auf den Weg.

wft4Unterwegs folgt dann gleich die nächste überaus schrille Szene: Ein einsamer Tramper erscheint wie vom Himmel gefallen auf der einsamen Straße im einsamen Schweden. Und Hannah fragt ihre Schwester: „Würdest du einen Spanier mitnehmen, der nach Finnland will?“ – Köstlich! Und natürlich nehmen sie ihn mit.

Noch einige schrille Szenen mehr – und zunächst unerwartete Darsteller – kreuzen im weiteren Verlauf den Weg: Nämlich sämtliche Mitglieder der Gruppentherapie von Psychotherapeutin Naja, die sich Sorgen machen und aus diesem Grund bereit sind, Naja bis nach Norwegen zu verfolgen.

Es soll an dieser Stelle nicht viel mehr Inhaltliches verraten werden. Nur so viel noch: Die eingespielte Filmmusik ist absolut einzigartig! Praktisch in vollkommener Symbiose zu den dargestellten Bildern und Szenen. Ja, man könnte sogar so weit gehen, zu sagen, dass erst durch diese besondere Musik den Bildern ihre spezielle Bedeutung verliehen wird. Vielleicht liegt es daran, dass „Doc Wenz“, Kopf des legendären „Mannheimer Brass-Kollektiv Mardi Gras.bb“ die Musik exklusiv zur Stimmung des Films komponiert hat, wie Jonas Grosch im Anschluss an den Film erklärt und noch andere „Independent Bands“ einige Titel dazu beigesteuert haben. Man darf also mit Überzeugung sagen, dass die Musik hier als wesentlicher Faktor dazu beiträgt, die skurrile Stimmung des Films zu verdeutlichen.

Zum guten Schluss noch eins: Einmal Anschauen genügt nicht!


Fotos:
© Eva Mittmann
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