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Kategorie: Film & Fernsehen
kursk 19 1Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 11. Juli 2019, Teil 4

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Am 2. Juli meldete die Tagesschau, daß an Bord eines russischen U-Bootes ein Brand ausgebrochen sei, der 14 Besatzungsmitgliedern das Leben kostete. Das kommt einem wie ein schrecklicher Fingerzeig vor, wenn heute KURSK anläuft, der Film zur Katastrophe des U-Bootes K141 Kursk, das nach dem Auslaufen zu einem Manöver der russischen Nordflotte am 10. August 2000 in der Barentssee vor Murmansk mit 118 Mann an Bord zwei Tage später sank.

Ein U-Boot? Ein U-Boot. Aber es hatte – Simulieren ist ja Sinn eines Manövers – Marschflugkörper an Bord. Was genau geschah, weiß man nicht, aber es gab am zweiten Tag eine Explosion, die das U-Boot sinken ließ. An Land ging man durch das Fluten von Wasser vom Tod aller aus, aber 23 Männer können sich in einen abschließbaren Teil des U-Bootes retten. Von diesen 23 Männern erzählt dieser Film, der auch jemandem wie mir, die ich Katastrophenfilme nicht mag, durch die Art des filmischen Erzählens und der eindrucksvollen Darsteller Rührung und Empathie abverlangt.

Schon der Beginn zeigt, daß es nicht um Technik und Versagen geht, sondern um Menschen, die, obwohl sie und ihre Familien von der grundsätzlichen Gefährlichkeit ihres Tuns im Wasser wissen,

sehr warmherzig eine Schicksalsgemeinschaft an einem Flottenstützpunkt leben. Wir erleben die Familien an Land. Erst einmal mit Irritation. Denn es ist schon erst einmal komisch, wenn wir in einer russischen Stadt als Kapitänsleutnant Mikhail Mikhail Averin den Schauspieler Matthias Schoenaerts erkennen und als seine hochschwangere Frau Tanya Léa Seydoux. Erst recht überraschen dann auch die Gesichter von August Diehl und Matthias Schweighöfer sowie Martin Brambach als Besatzung. Alles also Russen?!

Aber diese Anwandlung verliert sich, weil nach den familiären Szenen an Land, das Abschiednehmen, wenn denn die Männer in See stechen, das Geschehen auf dem U-Boot seine eigene Dynamik entfaltet. Es sind ständig Nahaufnahmen, so daß man die klaustrophobische Situation in solch einem U-Boot auch im Kinosessel nachempfindet. Der Film folgt den tatsächlichen Abläufen mit der Explosion, dem eindringenden Wasser, den Toten und den sich in eine abschließbare Kabine rettenden 23 Männern, die durch Klopfen zu jeder Stunde auf sich aufmerksam machen möchten.

Parallel zum menschlichen entwickelt sich nun das politische Drama, in dem auf russischer Seite Admiral Viachels Gruzinsky (Peter Simonischek) und Vladimir Petrenko (Max von Sydow) sowie auf englischer Commodore David Russel (Colin Firth) agieren, wobei die Kommunikation zwischen Gruzinsky und Russel auf der selben Wellenlänge verläuft. Die Russen wie die Engländer wissen, daß sie selbst nicht über die Rettungsmöglichkeiten der englische Flotte verfügen und die beiden wollen das in Gang setzen, aber Petrenko empfindet das als politische Schmach und setzt auf die eigenen Kräfte. Das gibt dem Film eine gewisse Dynamik. Gleichzeitig sind wir dann wieder bei den Männern, die noch Hoffnung haben, daß sie gefunden werden.

Es entspricht auch dem tatsächlichen Verlauf, daß die Frauen, hier voran Tanya, nach den ersten Tagen des Wartens von den Behörden, von der Politik Antworten erwarten, welche Rettungsaktionen staatliche Seite stattfinden, was getan wird, ihre Männer zu retten, genau das, was Petrenko verhindert. Das alles wird nicht aufregt erzählt, bekommt aber sein Feuer durch das Wissen des Zuschauers vom schaurigen Ende. Der Zuschauer ist längst in die Geschichte involviert, was vielleicht gerade davon rührt, daß die Regie nicht auf Tränendrüsen drückt, sondern eher sachlich diese große Unglück erzählt, daß zwar als eines technischer Natur beginnt, dann aber im Fehlverhalten der russischen Verantwortlichen und dem Tod der Besatzung die menschliche Dimension und Verantwortlichkeit anspricht.

Foto:
© Verleih

Info:
BESETZUNG
Mikhail Averin                 Matthias SCHOENAERTS
Tanya Averin                   Léa SEYDOUX
Commodore David Russell          Colin FIRTH
Admiral Viacheslav Gruzinsky      Peter SIMONISCHEK
Anton Markov                August DIEHL
Vladimir Petrenko          Max VON SYDOW
Pavel Sonin                   Matthias SCHWEIGHÖFER

STAB
Regie          Thomas VINTERBERG
Drehbuch    Robert RODAT
Basierend auf dem Buch „A Time to Die” von Robert MOORE