f lottaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 29. August 2019, Teil 13

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was kommt Ihnen bei dem Namen Lotta als erstes in den Kopf?

Viele Mädchen können sich mit Lotta identifizieren, weil sie nicht perfekt ist und keine außergewöhnliche Begabung hat, wenn man einmal davon absieht, dass sie sehr fantasiebegabt ist. Sie ist ein verträumtes Mädchen mit einer regen Fantasie. Das ist Lotta.


War Ihnen die Buchvorlage bereits bekannt?

Nein. Ich habe einen Sohn, der schon älter ist. Als er im richtigen Alter für LOTTA gewesen wäre, gab es die Bücher noch gar nicht. Ich bin also zum ersten Mal in Berührung gekommen, als die Anfrage für das Drehbuch kam.


Wie gefiel Ihnen der erste Kontakt mit LOTTA?

Ich habe die Bücher gelesen und fand sie ziemlich toll. Sie sind frecher als die meisten anderen Bücher für die Zielgruppe, ungewöhnlicher, unkonventioneller erzählt und sehr fantasievoll mit den Illustrationen. Das fand ich toll, Alice und Daniela machen das richtig gut. Man erkennt sofort, warum die Reihe so erfolgreich ist und warum das bei den Kindern sehr gut ankommt – übrigens auch bei den Jungs, ließ ich mir sagen! Denen gefallen diese ein bisschen schrägen Mädchen, die frech sind und gerne mal übers Ziel hinausschießen.


Was war Ihr Ansatzpunkt als Drehbuchautorin?

Dieses Respektlose, Krawallige, das kam sofort gut bei mir an. Ich hatte sofort einen Zugang dazu, weil mir so etwas immer noch Spaß macht, erwachsen oder nicht. Ich erkenne mich auch selbst wieder, wie ich früher war als Mädchen. Es macht natürlich Spaß, sich in solche Figuren zu versenken und ihre Geschichte zu erzählen. Man kann sich ein bisschen mehr trauen als in anderen Formaten.


Wie war Ihre Vorgehensweise?

Die Adaption war nicht ganz einfach. Die Lotta-Romane sind Tagebücher, in denen episodenhaft erzählt wird. Man braucht aber eine große Geschichte bei einem Kinofilm. Ich habe gesagt, ich würde das gerne probieren und die Geschichte freier erzählen. Natürlich habe ich die bekannten Figuren genommen, einzelne kleine Geschichten herausgepickt, aber alles zusammen in einen großen Rahmen gegossen. Anders geht es meiner Meinung nach auch nicht.

 
Was muss bei dieser freien Herangehensweise gewährleistet sein, dass sich der wichtige Wiedererkennungseffekt dennoch einstellt?

Man braucht die Figuren aus den Büchern, man muss den Rahmen übernehmen – das Elternhaus, die Schule, die Klassenlehrerin – das ist wichtig. Zudem habe ich mich auch bei den Ideen in den Vorlagen bedient, bei den vielen kleinen, skurrilen Einfällen, die ich zu gerne mit reingenommen habe. Da werden die Kinder alles wiedererkennen können. Ich war anfangs sogar noch freier, doch als Neele Leana Vollmar dann als Regisseurin dazukam, war es ihr wichtig, wieder mehr von den Ideen aus den Büchern reinzuholen. Wir waren am Ende dann doch wieder dichter dran.


Der Film greift die Skizzen, das visuelle Element aus den Büchern auf. Bestand diese Idee schon beim Drehbuch?

Die Idee war immer schon da, die Skizzen auch im Film eine visuelle Rolle spielen zu lassen. Daniela war auch von Anfang an für die Verfilmung eingeplant. Ich finde das logisch, denn diese Illustrationen sind so lustig und ungewöhnlich, ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das viel mit dem Erfolg der Bücher zu tun hat! Beim Schreiben habe ich das also teilweise schon bedacht, zudem hatten wir uns während des Schreibprozesses getroffen, Daniela, Neele und ich, und haben gemeinsam überlegt, wo man die Gedankenwelt von Lotta, kleine skizzierte Elemente, am besten unterbringen kann. Das war ein schöner gemeinsamer Prozess, und einiges ist am Ende noch dazugekommen.


Wie war die Arbeit mit Neele Leana Vollmar?

Als Autor ist es immer schwierig, sein Baby abzugeben. Klar. Ich bin gerne bis zum Ende eines Projekts mit dabei. Aber man muss auch dem Regisseur die Freiheit zugestehen, eigene Ideen einzubringen, den Stoff zu seinem zu machen. Filmemachen ist immer ein Prozess, ein Miteinander. Im Idealfall arbeitet man sowieso von Anfang an zusammen, steht von Anfang an im Gespräch. Die Zusammenarbeit mit Neele war aber toll. Da sie recht spät an Bord kam, mussten ihre eigenen Ideen noch ziemlich schnell eingearbeitet werden. Das war ein echter Ritt. Aber zum Glück kann man mit Neele einfach toll arbeiten. Sie ist eine ganz besondere Regisseurin und ich finde auch, dass der Film super geworden ist. Er ist schräg, erinnert mich ein bisschen an Wes Anderson. Neele hat das schräge Element der Romane noch einmal betont und visuell ganz stark umgesetzt. Ich bin super zufrieden.


Man kennt Sie als Drehbuchautorin von BIBI & TINA. LOTTA ist wieder ein Mädchenstoff. Wie geht man als Autor damit um - man will ja, dass das eine andere Sprache und Tonalität hat...

Da muss man echt aufpassen, das stimmt. Ich habe vier „Bibi & Tina“-Filme geschrieben, gerade schreibe ich noch die dazu gehörige Amazon-Serie. Mein Anspruch bei einem anderen Mädchenstoff wie LOTTA ist schon, dass es anders sein muss. Aber allein, weil die Figuren so völlig anders sind, findet man eigentlich automatisch schnell eine andere Sprache. Ich hoffe, dass ich den Büchern von Alice und Daniela gerecht werde. Aber beide haben mir gesagt, dass sie sich in meinem Drehbuch wiedergefunden haben. Das finde ich am Wichtigsten. Sie fanden es voll LOTTA! Weil Kinder eben einfach volle Kanne Lotta wollen. So soll es sein.


Was muss ein Stoff für Kinder generell haben?

Ich habe viel Freude daran. Man darf sich bei Kinderfilmen viel trauen, hat eine große Freiheit, die man unbedingt nutzen sollte. Beim Kinderfilm ist man viel weniger eingeengt als in anderen Formaten. Man kann die verschiedensten Genres bedienen. Das mag ich... überbordend erzählen, sich etwas trauen, Pfade verlassen, links und rechts was anderes ausprobieren. Das mögen Kinder auch, sie sind dafür dankbar. Man muss Spaß verbreiten! Humor kann nie schaden als Autor! Ich hatte eine recht unbekümmerte Kindheit, mit viel Freude, viel Draußen, vielen Freunden, wir haben uns jede Menge Mist ausgedacht, waren viel im Wald und haben unserer Fantasie freien Lauf gelassen... Vielleicht spielt das auch in meine Drehbücher mit rein, dieses Gefühl von Freiheit, einer eigenen Welt! Die Erwachsenen haben da nicht viel zu melden. Und das ist auch gut so.

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Info:
Mein Lotta-Leben - Alles Bingo mit Flamingo! (Deutschland 2019)
Genre: Komödie, Kinderbuchverfilmung, Kinder- und Jugendfilm
Filmlänge: 95 Min.
Regie: Neele Leana Vollmar
Drehbuch: Bettina Börgerding, Neele Leana Vollmar nach den Büchern von Alice Pantermüller
Darsteller: Meggy Hussong, Yola Streese, Levi Kazmaier, Lukas Rieger Laila Ziegler, Caro Cult, Oliver Mommsen, Laura Tonke, Carolin, Milan Peschel u.a.
Verleih: Wild Bunch Germany
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 29.08.2019