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Kategorie: Film & Fernsehen
AdAstraSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. September 2019, Teil 14

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Während der Arbeit an einer Weltraumantenne prasseln plötzlich seltsame Energiewellen auf die Arbeiter nieder und nur der Ingenieur und Astronaut Roy Mc Bride (Brad Pitt) überlebt seinen Absturz, da er wie immer cool und überlegt reagiert. Während des ganzen Unglücks hat er einen kaum erhöhten Ruhepuls.

McBride ist ein Einzelgänger, dessen Ehe mit Eve (Liv Tyler) gerade in die Brüche geht und der es nie überwunden hat, dass sein Vater Clifford (Tommy Lee Jones) seit beinahe 30 Jahren im Weltall verschollen ist. Er war der Leiter des sogenannten Lima-Projektes, das den Auftrag hatte außerirdisches und intelligentes Leben am Rande unseres Sonnensystems zu suchen. Seit dieser Zeit ist das Raumschiff in der Nähe des Neptuns verschollen.

Da erhält Roy McBride von einigen Vorgesetzten die Nachricht, dass Clifford McBride möglicherweise noch am Leben sein könnte, denn die Energiewellen, die die Stabilität des gesamten Sonnensystems bedrohen, könnten von der Region um den Neptun herum ausgegangen sein. Die NASA glaubt deshalb, dass Clifford McBride noch am Leben ist und möglicherweise etwas mit diesen elektromagnetischen Stürmen zu tun hat.

Roy wird für diese Mission nicht nur ausgesucht, weil es sich um seinen Vater handeln könnte, der auf der Erde als Held verehrt wird, sondern auch weil er in psychologischen Tests kaum echte Emotionen gezeigt hat. So steigt sein Herzschlag in keiner Situation über 80 Schläge pro Minute.

Das Projekt hat größte Geheimhaltungsstufe, deshalb soll Roy - damit die Mission nicht bekannt wird - erst einmal mit einem Linienflug zum Mond fliegen und soll dann weiter mit einer Raumfähre zum Mars gebracht werden. Dort wird er versuchen, für seinen Vater eine Botschaft aufzunehmen und die in Richtung Neptun zu senden.

Als es aber so aussieht, als ob die Botschaften zum Neptun durchgekommen sein könnten und möglicherweise Clifford McBride wirklich noch am Leben ist, wird Roy plötzlich von der Mission angezogen. Mit Hilfe der auf dem Mars geborenen Helen Lantos (Ruth Negga), deren Eltern auf Clifford McBrides Raumschiff ums Leben gekommen sind, erfährt Roy mehr Einzelheiten, was damals wirklich passiert ist. Als dann ein Schiff ohne ihn zum Neptun starten soll, will Roy unbedingt mitfliegen, denn er möchte nicht nur erfahren, ob sein Vater noch lebt und was er mit den Energiewellen zu tun hat, sondern er will auch die Phänomene ein für alle Mal beenden...


"Ad Astra - Zu den Sternen" ist ganz sicher nicht der erste Film, der im Weltraum spielt. Gerade in den letzten Jahren sind mit "Gravity" (2013), "Interstellar" (2014), "Der Marsianer - Rettet Mark Watney" (2015) oder "Aufbruch zum Mond" (2018) Filme entstanden, bei denen sich Regisseur und Co-Drehbuchautor James Gray bedienen konnte. So brachte z.B. auch Matthew McConaughey als Cooper bei "Interstellar", seine eigenen Gedanken und Gefühle im Voice-Over zum Ausdruck.

Allerdings ist dieses Thema gerade bei Filmemachern sehr beliebt, denn mit "Lucy in the Sky" hatte das nächste Science-Fiction-Drama am 11. September 2019 im Rahmen des Toronto International Film Festivals seine Premiere. Für diesen Film gibt es aber noch kein deutsches Startdatum, in den USA soll er am 4. Oktober in die Kinos kommen.

Das Besondere von "Ad Astra" ist allerdings, dass es sich hier vor allem um einen Vater-Sohn Konflikt handelt, und dass Brad Pitts distanzierte (Selbst-)Wahrnehmung zum zentralen Grundpfeiler des Films gemacht wurde. Dies mag langweilig klingen, aber der Film hat neben den ruhigen Szenen auch einiges an Action und erstklassischen visuellen Effekten zu bieten, z.B. eine tolle Rover-Verfolgungsjagd mit Piraten auf dem Mond, eine unerwartete Primaten-Attacke in der Schwerelosigkeit einer Raum-Station oder auch einen Kampf in der Schwerelosigkeit einer Rakete.

Es mag recht lange dauern, bis Roy sich endlich auf dem Weg zum Neptun befindet, aber die Szenen in den Raumschiffen, auf dem Mond und auch dem Mars zeigen in vielen kleinen Details, dass sich der Regisseur mit den Möglichkeiten und der Zukunft der Raumfahrt und dem Leben auf anderen Himmelskörpern auseinander gesetzt hat, ohne groß darauf hinzuweisen. Schön ist zum Beispiel eine kleine Szene, in der Roy bei seinem Linienflug zum Mond die Stewardess um eine Decke bittet und er den astronomischen Preis für den Bordservice bezahlt, ohne mit der Wimper zu zucken.

Der Film zeigt aber auch die Unverbesserlichkeit der Menschen, denn sowohl auf dem Mond als auch auf dem Mars unterscheiden sich die Orte nur durch die Beschaffenheit der Oberfläche und der Farbe des Lichtes. So findet man dort die gleichen Franchises (z.B. DHL, Subway) wie auf der Erde oder aber selbst auf dem recht einsamen Mars liegt Müll auf dem Boden herum und zumindest auf dem Mond gibt es durch die dort herrschende Goldgräbermentalität auch jede Menge Kriminelle.

Ein großes Plus des Films ist sicher auch die Kameraarbeit des niederländischen Kameramanns Hoyte van Hoytema, der wie auch schon in "Interstellar" perfekte Science-Fiction Ästhetik einfängt.

Zentrum des Films ist allerdings Brad Pitt als Roy McBride. Er spielt perfekt einen Menschen, der sich durch die Fragen über seinen verschwundenen Vater, nicht anderen Menschen öffnen kann. Alle weiteren bekannte Schauspieler wie Tommy Lee Jones, Donald Sutherland, Ruth Negga oder Liv Tyler haben nur kleine Nebenrollen, in denen sie nicht glänzen können, aber als wichtige Stichwortgeber fungieren und die die Handlung vorantreiben.

Insgesamt ist "Ad Astra - Zu den Sternen" zwar ein spannender Science-Fiction Film mit wunderbar gelungenen Orten und Ausstattungen, aber er ist ganz sicher kein explosives Weltraum-Spektakel, sondern in der Hauptsache ein Vater-Sohn Konflikt, der zufällig auf dem Mond, dem Mars und in der Nähe des Neptuns spielt. Denn erst nachdem Roy McBride das Geheimnis um seinen Vater gelüftet hat und sich nicht nur sinnbildlich von ihm abgenabelt hat, kann er wieder mit anderen Menschen eine Beziehung eingehen.

Dadurch, dass "Ad Astra - Zu den Sternen" zwar nachdenklich aber keinesfalls pathetisch ist, ist ein ruhiger und trotzdem spannender Film entstanden, in dem neben der wunderbar gelungenen Visualisierung vor allem Brad Pitt zeigen kann, dass er ein sehr guter Schauspieler ist. Möglicherweise ist "Ad Astra" nicht das übliche actionreiche Weltraum-Abenteuer, aber Fans des Genres sollten dem Film eine Chance geben, denn es lohnt sich. Besonders durch die eigenwillige Temposetzung ist ein einzigartiger Film entstanden, den man sich im Kino unbedingt ansehen sollte.

Foto: Brad Pitt als Roy McBride © Twentieth Century Fox

Info:
Ad Astra - Zu den Sternen (USA 2019)
Originaltitel: Ad Astra
Genre: Science Fiction, Abenteuer
Filmlänge: 112 Min.
Regie: James Gray
Drehbuch: James Gray, Ethan Gross
Darsteller: Brad Pitt, Tommy Lee Jones, Ruth Negga, Liv Tyler, Donald Sutherland u.a.
Verleih: Twentieth Century Fox of Germany GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 19.09.2019