EscherSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 10. Oktober 2019, Teil 14

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - 1969 äußerte M.C. Escher in einem Brief die Meinung, dass es nur eine Person gäbe, die einen guten Film über seine Drucke machen könne - er selbst. Deshalb hat der Drehbuchautor (zusammen mit Marijnke de Jong) und Regisseur Robin Lutz seine Dokumentation "M.C. Escher - Reise in die Unendlichkeit" sich auf Briefe, Tagebuchaufzeichnungen, Notizen und Vorträge des Künstlers gestützt. Dabei werden die deutsche Fassung von Matthias Brandt und die englische von Stephen Fry gesprochen.

Der Film folgt linear dem Leben Eschers und seiner Familie und zeigt für alle Stationen Beispiele seines Schaffens. Dies führte dazu, dass das ganze Werk und Leben Eschers doch recht knapp abgehandelt wurde

Maurits Cornelis Escher (1898 - 1927) ist ein bekannter niederländische Grafiker und Holzstecher, der vor allem durch seine Darstellungen unmöglicher Figuren und paradoxer Metamorphosen berühmt wurde.

Als jüngster Sohn eines begüterten Wasserbauingenieurs begann er zuerst eine Architekturstudium entschloss sich aber schon nach kurzer Zeit bei Samuel Jessurun de Mesquita an der Kunstschule in Haarlem grafische Techniken zu studieren.

Nach seinem Studium bereiste er Südeuropa und ließ sich unter Anderem von der arabischer Ornamentik der Alhambra in Granada beeinflussen, bei der sich die Darstellungen immer wieder wiederholen.

Es wurden neben den Bildern aus der entsprechenden Zeit immer wieder Interviews mit Eschers Söhnen Georg und Jan, dessen Frau Liesbeth Escher-Hogenhout sowie dem Musiker Graham Nash, der ein großer Sammler von Eschers Werken ist, eingestreut.

Diese Interviews, die Aussagen von Escher und die Bilder wurden charmant durch Animationen unterstützt, vor allem, wenn die Bilder plötzlich digital lebendig wurden und so z.B. die berühmten Krempeltierchen sich über das Bild bewegten, Eidechsen mutierten, Menschen die Treppen auf- und ab gingen oder Vögel aus den Bildern herausflogen.

Gleichzeitig wurde auch dargestellt, welche mathematischen Ideen hinter den Bildern stecken, beginnend mit den Fliesen der Alhambra, denn Escher hat einmal behauptet, dass er kein Künstler, sondern Mathematiker sei.

Neben den normalerweise in schwarz/weiß gehaltenen frühen Grafiken und Holzschnitten wurden vor allem die Werke vorgestellt, in denen Escher mit Möbiusbändern, Kristallformen, Spiegelungen, optischen Verzerrungen, Fraktalen etc. experimentierte. Sein Selbstporträt in der Spiegelung einer Glaskugel wurde auch als Plakat dieses Filmes verwendet.

Ausgehend von der maurischen Ornamentik der Alhambra schuf er Werke in denen sich durch Metamorphose Figuren ineinander entwickelten (z.B. seine Werke Metamorphose I bis Metamorphose III), in denen sich Vögel in Fische verwandeln.

Außerdem setzte Escher sich mit den perspektivischen Unmöglichkeiten, den optischern Täuschungen und multistabilen Wahrnehmungen auseinander. Gerade diese Bilder haben dann in den 1950er und 1960er Jahren zu seinem großen Bekanntheitsgrad beigetragen.

Dies führte dazu, dass entgegen Eschers Wünschen von den Bildern farbige Raubdrucke hergestellt wurden, über die "Hippies" hat er sich dann auch beschwert und das wohl nicht nur, weil er damit kein Geld verdienen konnte, sondern auch weil er die farbigen Ausmalungen als falsch empfunden hat.

Escher hatte schon in den 1920er und 1930er Jahren eine gewisse Bekanntheit in einigen Teilen Europas und vor allem in den USA erlangt (und er hatte auch mehrere Ausstellungen in den Niederlanden und der Schweiz). Berühmt wurde er dann aber eigentlich erst nach dem 2. Weltkrieg. Vor allem in den USA wurde er zu Beginn der 1950er Jahre durch einen Artikel im Time Magazine bekannt, in Europa vor allem durch eine Einzelausstellung 1954 im Stedelijk Museum in Amsterdam parallel zu einem dort abgehaltenen Mathematiker-Kongress.

Durch die Interviews mit Eschers Söhnen wurden auch die privaten Schwierigkeiten beleuchtet, denn er selbst hatte in den 1960er Jahren viele Jahre Unannehmlichkeiten mit Krankheiten, daneben hatte seine Frau Jetta große psychische Probleme, die letztendlich zu einer räumlichen Trennung führten. Daneben wurde deutlich, dass Escher vor allem in den frühen Jahren vom Geld seiner Familie gelebt hat, das natürlich nach Ende des 2. Weltkrieges nicht mehr vorhanden war und er erst nachdem seine Werke berühmt waren, er gut vom Verkauf seiner Drucke leben konnte.

Insgesamt gibt "M.C. Escher - Reise in die Unendlichkeit" einen hervorragenden Überblick über das Leben und das Gesamtwerk des niederländischen Grafikers von seinen ersten Anfängen bis zu seinen bekannten perspektivischen Arbeiten. In der deutschen Fassung des niederländischen Films spricht Matthias Brandt Eschers Texte. Die fremdsprachigen Interviews mit Eschers Familie und Graham Nash sind deutsch untertitelt. Es lohnt, sich die interessante Dokumentation im Kino anzusehen.

Foto: "Dag en Nacht" von M. C. Escher All M.C. Escher works © the M.C. Escher Company B.V.- Baarn – the Netherlands; MFA+ FilmDistribution

Info:
M.C. Escher - Reise in die Unendlichkeit (Niederlande 2018)
Originaltitel: Escher - Hei oneindige Zoeken
Genre: Dokumentation, Biopic, Porträt
Filmlänge: 80 Min.
Regie: Robin Lutz
Drehbuch: Marijnke de Jong, Robin Lutz
Erzähler: Matthias Brandt (dt. Fassung) / Stephen Fry (Originalfassung)
Mit Graham Nash, George Escher, Jan Escher, Liesbeth Escher-Hogenhout u.a.
Verleih: MFA+ FilmDistribution
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 10.10.2019