Bildschirmfoto 2019 10 09 um 19.11.41Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. /10. Oktober 2019, Teil 1

Redaktion

Berlin (Weltexpresso) - FRITZI ist ein schlaues und wissbegieriges Mädchen mit einem ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Sie ist zwölf Jahre alt, lebt in Leipzig und ist gerade in die sechste Klasse gekommen. Fritzi macht sich ihre eigenen Gedanken über das, was um sie herum passiert, und hat keine Scheu, ihre Meinung zu äußern. Dass sie bei ihrer neuen, strengen und regimetreuen Klassenlehrerin Frau Liesegang nur mäßig beliebt ist, versteht sich daher von selbst. Ihre Freizeit hat sie bislang am liebsten mit ihrer besten Freundin Sophie verbracht. Bildschirmfoto 2019 10 09 um 19.14.43Doch dann wird Sophie nicht ganz freiwillig zum Republikflüchtling und Fritzi zur Außenseiterin. Echte Freunde hat sie nun keine mehr, zumindest so lange nicht, bis sie ihren neuen Klassenkameraden Bela besser kennenlernt, bei dem sie Unterstützung fi ndet.

Über die politische Situation in ihrer Heimat hat Fritzi früher kaum nachgedacht, bis die politischen Umwälzungen im Herbst 1989 in ihr Leben einbrechen, sie von Sophie trennen und sie selbst sich plötzlich inmitten der Widerstandsbewegung wiederfi ndet. Fritzi muss innerhalb kürzester Zeit gleich mehrere Schritte auf dem Weg des Erwachsenwerdens bewältigen. Sie nimmt daher auch die Unsicherheit ihrer Eltern immer deutlicher wahr, die nicht wissen, wie sie mit der Wendestimmung umgehen sollen. Vater und Mutter erscheinen ihr nicht länger stark und allwissend – im Angesicht dieses weltgeschichtlichen Wandels sind sie genauso verletzlich und unsicher wie sie selbst. Das ängstigt sie zunächst, doch ihr Drang, selbst etwas zu tun, ist stärker als ihre Furcht. Sie lernt, auf sich selbst zu vertrauen. Zum Orientierungspunkt wird ihr dabei der feste Wille, Sophie und deren Hund Sputnik wieder zusammenzubringen – mögen die Widerstände auch noch so groß sein ... SPUTNIK ist Sophies braun-weißer Terrier. Er ist sehr lebhaft und verspielt, ein echtes Energiebündel. Doch seit Sophie mit ihrer Mutter nach Ungarn gefahren ist, ist er oft traurig. Er vermisst sie sehr.

SOPHIE ist ebenfalls zwölf Jahre, fröhlich, impulsiv und Fritzis beste Freundin. Die beiden Mädchen kleben aneinander wie Pech und Schwefel. Ihren Hund Sputnik liebt Sophie heiß und innig. Als sie im Sommer mit ihrer alleiner - ziehenden Mutter Kati nach Ungarn fährt, hat sie keine Ahnung von deren Plänen, in den Westen auszureisen. Niemals wäre sie sonst mitgefahren, und auf keinen Fall hätte sie Sputnik zurückgelassen!

Fritzis Mutter JULIA ist Anfang 30 und eine pragmatische, zupa - ckende Frau. Ursprünglich wollte sie Medizin studieren, wurde aber nicht zum Studium zugelassen. Statt verbittert aufzugeben, hat sie eine Ausbildung zur Krankenschwes - ter gemacht. Sie liebt ihre Arbeit, ist durch sie aber härter und realistischer geworden. Wie viele ihrer Freunde und Bekannte sieht sie die DDR durchaus kritisch, politisch aktiv ist sie jedoch nicht. Doch die Ereignisse in Ungarn und Prag im Jahr 1989 setzen auch ihr zu: Sollten sie und Klaus nicht versuchen, diese vielleicht einmali - ge Chance auf ein freieres Leben für sich und ihre Kinder zu nutzen? Fritzis Mutter denkt viel darüber nach. Besonders, seit sie von den Treffen in der Nikolaikirche gehört hat. Sie war aber nie selbst dort. Erst als sie zum ersten Mal auf eine Demo geht, bedeutet das einen Wendepunkt für sie. Sie erlebt die Gemeinschaft vieler Menschen, die unzufrieden sind. Sie wird von der Hoffnung angesteckt, dass vielleicht doch etwas verändert werden kann in der DDR. Flucht muss nicht die einzige Lösung sein. Dazubleiben anstatt wegzugehen wird für Julia die bessere Option.

KLAUS, Mitte 30, ist Fritzis Vater. Die Familie ist für ihn das Wichtigste, er liebt seine Frau und seine Kinder über alles. Klaus verdient sein Geld als Musiklehrer, was ihn zuweilen schmerzt, denn eigentlich wollte er Karriere in einem großen Orchester machen. Er versucht, möglichst wenig über die politi - sche Situation in seiner Heimat nachzudenken. Er fühlt sich machtlos, ausgeliefert. Im Herbst 1989 verspürt er zwar auch den Drang, etwas zu tun, doch hat er davor viel zu viel Angst. Als Fritzi auf einer De - monstration gefilmt wird und die Bilder davon im Westfernsehen gesendet werden, ist er entsetzt und macht seiner Tochter große Vorwürfe ...



ÜBER DIE REGISSEURE

Im Film ist es Fritzis großes Ziel, ihre Freundin Sophie, die nun im Westen lebt, und deren Hund Sputnik, der bei ihr im Osten geblieben ist, wieder zu vereinen. Da passt es natürlich wunderbar, dass für die Regie dieses außergewöhnlichen Animationsfi lms mit Matthias Bruhn und Ralf Kukula ebenfalls ein „Wessi“ und ein „Ossi“ zusammengefunden haben. Beide sind im Jahr 1962 in Bielefeld bzw. Dresden geboren und wuchsen so in zwei verschiedenen deutschen Staaten auf. Ihre gemeinsame Regie ist also – wenn auch nicht aus diesem Grund zustande gekommen – symbolisch für ein gesamtdeut sches Filmprojekt.


Foto:
© Verleih

Info:
Fritzi - Eine Wendewundergeschichte (Deutschland, Luxemburg, Belgien, Tschechien 2019)
Filmlänge: 86 Minuten
Regie: Ralf Kukula, Matthias Bruhn
Drehbuch: Beate Völcker, Péter Palátsik
Verleih: Weltkino Filmverleih GmbH

Abdruck aus dem Presseheft