f bisdann4Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 14. November 2019, Teil 15

Redaktion

Peking (Weltexpresso) - Die Zeitspanne, über die Wang seine Geschichte erzählt, lässt uns die tektonischen Verschiebungen der chinesischen Gesellschaft hautnah in menschlichen Schicksalen erleben. Solche Veränderungen sind oft unsichtbar, gerade weil sie so massiv sind, weil das hier China ist und die Dimensionen so schwindelerregend groß sind. Aber in diesem Film können wir sie spüren.“ VARIETY

1978
Zwei Jahre nach Maos Tod befindet sich China im Umbruch. Deng Xiaoping gewinnt aus seinen drei Ämtern als Vizepremier, Vize-Parteivorsitzender und Vorsitzender der Zentralen Militärkommission heraus zunehmend an Einfluss gegenüber Maos Nachfolger Hua Guofeng. Die wirtschaftliche Lage ist angespannt, besonders auf dem Land herrscht große Armut.

Yaojun, Liyun, Yingming, Haiyan und Meiyu sind nach Jahren des Arbeitseinsatzes auf dem Land in ihre Heimatstadt im Norden Chinas zurückgekehrt.


Anfang der 80er Jahre
Hua Guofeng wird seiner letzten Ämter enthoben. Die Reformen Deng Xiaopings, der faktisch die Macht innehat, zielen unter dem Motto der „Vier Modernisierungen“ vor allem auf eine Neuordnung des Wirtschaftssystems. Die Bauern, vom Zwang zur Kollektivbewirtschaftung befreit, können Erträge über dem Plansoll frei verkaufen. Die urbanen Staats- und Kollektivbetriebe führen leistungsbezogene Löhne ein, den Direktoren wird mehr Entscheidungsspielraum eingeräumt. 1981 werden erste kleine Privatbetriebe zugelassen. Um ausländische Investitionen ins Land zu holen, werden vier Sonderwirtschaftszonen eingerichtet. Das Staatskonzept Deng Xiaopings beruht auf den bis heute gültigen vier Grundprinzipien: Sozialistischer Weg, Diktatur des Proletariats, Führung durch die KPCh, ideologische Orientierung am Marxismus-Leninismus und den Ideen Maos. Dennoch beginnt, insbesondere mit der Anerkennung der Intellektuellen, der Entwicklungsprozess der KPCh von einer Klassenpartei zur wirtschaftsliberalen Staatspartei.

Yaojun, Liyun, Yingming, Haiyan und Meiyu arbeiten in einer Metallfabrik und leben im angeschlossenen Wohnheim. 1982 kommen, am gleichen Tag, Xing und Hao zur Welt.


Mitte der 80er Jahre
Das Modell der Sonderwirtschaftszonen wird 1984 erweitert. Der Regelfall bleibt die Planwirtschaft mit den auch für die soziale Organisation wesentlichen Staatsbetrieben, die nun jedoch eigenständige Gewinne erzielen können. Ab 1984 werden Privatunternehmen mit maximal sieben Mitarbeitern zugelassen, 1988 alle Einschränkungen aufgehoben. Der schnelle Aufschwung mit Wachtumsraten von 10% und die Reformen mit ihren heterogenen Elementen führen zu hoher Inflation und Überproduktion. In den Folgejahren setzt die chinesische Führung auf einen rigorosen Konsolidierungskurs.

Ende 1986 beginnt sich eine vorwiegend städische und studentische Demokratiebewegung zu formieren.


1986.
Im Rahmen der seit 1979 geltenden „Ein-Kind-Politik“ wird Liyun zum Abbruch gedrängt. Mitte der 90er Jahre Nach der Niederschlagung der Demokratiebewegung und der Räumung des von Studenten besetzten Tian’anmenPlatzes 1989 wird Jiang Zemin neuer Generalsekretär der KPCh, 1993 auch Staatspräsident. Die vollständige Abschaffung der Planwirtschaft wird vorbereitet, 1994 werden gesetzliche Regelungen für mögliche Privatisierungen geschaffen. 1997, im Jahr von Deng Xiaopings Tod, werden Tausende meist insolventer Staatsbetriebe aufgelöst, in staatliche Großkonzerne überführt oder privatisiert. Das Wirtschaftswachstum zieht an. Das Gros der chinesischen Bevölkerung profitiert vom Aufschwung, bei zunehmend gravierenderen Einkommensunterschieden.

Liyun verliert ihre Anstellung in der Metallfabrik. Yingming hat sich selbständig gemacht. Tod Xingxings. Meiyu kehrt mit Xinjian in die Heimatstadt zurück. Yaojun und Liyun ziehen in die Provinz Fujian.


Anfang der 2000er Jahre
Der Übergang zur „sozialistischen Marktwirtschaft“ ist vorangeschritten. Seit 2002 können auch Unternehmer als „fortschrittliche Produktivkräfte“ Mitglieder der KPCh werden. Im gleichen Jahr wird Hu Jintao neuer Generalsekretär, im Jahr darauf Staatspräsident. 2004 werden die privaten Eigentumsrechte in die Verfassung aufgenommen. Die Regelungen der „Ein-Kind-Politik“ werden gelockert.

Yaojun betreibt eine kleine Metallwerkstatt, Liyun arbeitet als Netzflickerin. Ihr Adoptivsohn verlässt die Familie. Moli steht vor der Ausreise in die USA.


2011
In den vergangenen 10 Jahren ist China in einem historisch einzigartigen Boom zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufgestiegen. Die Lebenserwartung in China ist von 43,8 (1950) auf 75,7 Jahre (2010) gestiegen. Ju Jintao befindet sich in seinem letzten Jahr als Generalsekretär der KPCh. 2012 wird er von Xi Jinping abgelöst.

Yaojun und Liyun besuchen ihre inzwischen völlig verwandelte Heimatstadt. Yingming ist als Bauunternehmer reich geworden, Haiyan ist im vorzeitigen Ruhestand, Haohao ist Arzt.