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Kategorie: Film & Fernsehen
wpo 15 FROZEN 2 ONLINE USE fullcomp 140 21 6k.0009Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 20. November 2019, Teil 5

Hanswerner Kruse

Berlin (Weltexpresso) - „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren“ war einer der erfolgreichsten Animationsfilme aller Zeiten, der weit über eine Milliarde Dollar einspielte und zwei Oscars sowie zahlreiche weitere Preise erhielt. Jetzt kommt die Fortsetzung des Fantasy-Musicals ins Kino, auf die Liebhaber des Films sechs Jahre lang warten mussten.

Die königlichen Schwestern Elsa und Anna wohnen, nach ihren dramatischen Erlebnissen im ersten Film, zufrieden im nördlichen Fantasieland Arendelle und haben genug von aufregenden Abenteuern. Doch eines Tages tönen aus der Wildnis sirenenhafte Gesänge, die Königin Elsa verwirren und neugierig machen. Nur sie kann die Stimmen hören, die sie in den unheimlichen, mit einem Fluch belegten Zauberwald hineinziehen. Elsa gibt den Verlockungen nach und lässt sich - nach einigem Zögern - von ihrer Schwester Anna begleiten. Auch deren etwas trotteliger Verehrer Christof sowie der wieder aufgetauchte Schneemann Olaf sind dabei. Nach dem Betreten des düsteren Gehölzes begegnen sie bedrohlichen Waldmenschen, flüchten vor lebenden Gebirgen und kämpfen tapfer gegen weitere Unbilden.

Elsas eisige Zauberkräfte, die sie jetzt erneut entfalten aber mittlerweile verantwortungsvoll beherrschen kann, helfen den Abenteurerinnen. Die wieder erwachte Zauberin in ihr verwandelt wildes Wasser in reitbare Eispferde, lässt angreifende Ungeheuer zu Eis erstarren und macht längst vergangene Ereignisse durch Eisskulpturen sichtbar. Mehr wollen wir nicht von der Geschichte verraten. Elsas Kampfszenen in der gefährlichen Wildnis gehören zu den stärksten und überzeugendsten Ereignissen des computeranimierten Films der Walt-Disney-Compagnie.

Natürlich ist das Werk eine weitere fantastische Heldinnenreise Elsas! Ihre Begleitpersonen sind eher Staffage, bieten sich jedoch zur Identifikation für unterschiedliche Zuschauer an. Auf dem Film lastet durchgehend eine düstere Stimmung, die durch Slapsticks, etwa des unsäglichen Schneemanns, und insgesamt sieben Songs der Schwestern gemildert wird. Elsa findet am Ende nicht wirklich zu sich, sie bleibt melancholisch und voller Sehnsucht. Viele ihrer Fans hofften, dass sie endlich ihre große Liebe finden, ja, sich vielleicht sogar als lesbische Frau outen würde. Doch die Disney-Produzenten verweigerten diese Entwicklung und bewahrten das Potenzial für weitere Folgen.

Vor allem aber bleibt Elsa die unabhängige und starke Eiskönigin, die über ihre Kraft und nicht durch eine romantische Liebe oder ihr püppchenhaftes Aussehen definiert wird. Damit zerstört sie weiterhin das antiquierte Rollenbild der süßlichen Prinzessin! Mit warmen Gefühlen löst sie sich ebenfalls von der kaltherzigen „Schneekönigin“ Hans Christian Andersens, die als vage Filmvorlage diente.

Das Publikum hat nicht vergeblich gewartet und bekommt nun ein weiteres Musical mit seiner Eiskönigin. Doch für manche Cineasten, auch den Verfasser dieser Zeilen, sind die glupschäugigen Gummifiguren als Darstellerinnen und Sängerinnen sehr gewöhnungsbedürftig. Die Disney-Produzenten sind stolz auf ihre „fotorealistisch“ animierten Figuren. Aber das - wie lebendig gewordene Barbiepuppen agierende - Filmpersonal ist ziemlich ausdruckslos: Körpersprache und Mienenspiel werden durch pathetische oder kitschige Musik ersetzt.

„Die Eiskönigin II“ ist ein Familienfilm ohne Altersbeschränkung, allerdings durch seine Gruseligkeit für kleinere, wenig kinoerfahrene Kinder nicht zu empfehlen. Trotz aller cineastischer Kritik und der ausufernden Verkaufsförderung ist dieses Werk großes Kino. Solch riesig schönen Bilder mit eindrucksvollem Sound kann man nur in alten Filmtheatern erleben - und nicht mit Streaming-Diensten im Wohnzimmer oder gar auf dem Smartphone.

Foto:
Walt Disney Compagnie (Die Eiskönigin Elsa in Aktion)

Info:
Eiskönigin II, USA 2019, 120 Minuten, Filmstart bereits am 20. November, ohne Altersbeschränkung. Regie Jennifer Lee & Chris Buck