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Kategorie: Film & Fernsehen
f rem dreierteam mit kamerablickVom 26. November bis 1. Dezember finden erneut die Frankfurter Frauen Filmtage statt, Teil 2

Lena Lustig

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Festivalprogramm von REMAKE bringt 40 Filme, die an mehreren Orten vorgeführt, gleichzeitig das Bedürfnis nach Gespräch anfeuern. Es gibt also Symposien, wie im alten Griechenland die Gleichzeitigkeit von Geist und geistigen Getränken genannt wurde, die  tiefgründige Diskussionen möglich machen. Und wer die letzten, die ersten Frauen Film Tage erlebt hatte, der freut sich schon jetzt auf die Tage vom 26. November bis 1. Dezember.

Schwerpunktthema ist Geschichtsanschauung. HerStory im Kino: im Zentrum stehen Film und Kino als Formen und Orte der Geschichtsschreibung selber – einer Geschichtsschreibung aus der Perspektive von Frauen. In diesem Kontext blickt Remake auch auf die Geschichte des queer cinema.

Festivalhöhepunkt ist ein CineConcert am 28. November 2019 im Schauspiel Frankfurt; die Welturaufführung einer Neukomposition zu Hindle Wakes (GB 1927, R Maurice Elvey), einem der spektakulärsten britischen Filme der 1920er Jahre. Zwei weitere Themenprogramme widmen sich der Geschichte des internationalen Zusammenschlusses von Filmarbeiterinnen KIWI – Kino Women International und der Film- und Kinoarbeit von Ella Bergmann-Michel. Remake On Location erweitert das Festival um Vorführungen vor und nach den Festivaltagen: Kick-off ist das Screening von Dykes, Camera, Action! (USA 2018, R Caroline Berler) am 23. Oktober im Mal Seh‘n Kino in Anwesenheit von Su Friedrich. 

Das als Kurzfassung. Aber das Filmfestival bündelt auch die zwanzig Jahre der Kinothek Asta Nielsen. Insofern rückt diese mit der diesjährigen Ausgabe von Remake. Frankfurter Frauen Film Tage dasjenige Moment ins Zentrum, das ihre Arbeit seit 20 Jahren bewegt: Geschichte. Geschichte des Films, Geschichte im Film und die besondere Möglichkeit des Kinos, Vergangenheit(en) zu vergegenwärtigen. Im Rahmen des Schwerpunkts Geschichtsanschauung. HerStory im Kino laufen Filme, die Zeugnisse sind, etwa von der Rolle der Frauen aus den arabischen Ländern im Befreiungskampf (The Hour of Liberation Has Arrived, GB, FR, LB 1974, R Heiny Srour). Oder Filme, in denen die Geschichte und Geschichtsanschauung schwarzer Frauen zur Darstellung gelangt (Daughters of the Dust, USA 1991, R Julie Dash), in denen Geschichte und Gegenwart der Verfolgung und Ausgrenzung vor Augen geführt werden (Das falsche Wort, BRD 1987, R Katrin Seybold und Melanie Spitta). Remake zeigt Filme, die mit herrschenden Bild- und Erzählkonventionen brechen (Meek’s Cutoff, USA 2010, R Kelly Reichardt) und Filme von Regisseurinnen, die die westliche Fortschrittsgeschichte in Frage stellen (Pokot, PL, DE, SE, CZ 2017, R Agnieszka Holland).

Die Geschichte des queer cinema und die Geschichte von lesbischen Frauen im Kino bildet einen weiteren Schwerpunkt im Programm. Im Rahmen von Fixsterne des queer cinema laufen unter anderem selten zu sehende Spielfilme wie Olivia (FR 1950, R Jacqueline Audry), Ich, die Unwürdigste von allen (AR 1990, R María Luisa Bemberg), The Ballad of Little Jo (US 1993, R Maggie Greenwald) und Rote Ohren fetzen durch Asche (AT 1991, R Ursula Pürrer, Dietmar Schipek, Ashley Hans Scheirl).

Remake würdigt auch die Geschichte feministischer Filmfestivals. Auftakt bildete 2018 der Women’s Event ’72 des Edinburgh International Film Festival. Ende der 1980er-Jahre gründeten Filmemacherinnen aus Osteuropa einen internationalen Verband, der Austausch und Kooperation von Frauen im Film förderte und Kongresse mit Filmschauen veranstaltete: KIWI – Kino Women International (1987-1990). Filmvorführungen und Gespräche vergegenwärtigen die Geschichte von KIWI. Zu sehen sind die Filme Einige Interviews zu persönlichen Fragen (GSSR 1078, R Lana Gogoberidze) und I Am an Ox, I Am a Horse, I Am a Man, I Am a Woman (GB 1987/88, R Sally Potter).

Die Personale ist der Filmemacherin, Fotografin und Malerin Ella Bergmann-Michel (1895- 1971) gewidmet. Unter dem Titel Neues Frankfurt: Die Filmaktivistin Ella Bergmann-Michel werden die Filme Bergmann-Michels aufgeführt und die vielfältigen filmkulturellen Aktivitäten und sozialreformerischen Bezüge dieser Pionierin der klassischen Moderne vorgestellt, insbesondere ihre Kino-, Programm- und auch Festivalarbeit.

Zahlreiche Gäste werden zu Filmgesprächen, Podien und Einführungen bei Remake. Frankfurter Frauen Film Tage erwartet, bereits bestätigt sind unter anderem die Filmemacher*innen Salomé Alexi, Lana Gogoberidze, Angelika Levi, Heiny Srour und Stavroula Toska. Wir berichten davon und stellen auch die Filme noch einmal vor.

Foto:
© Redaktion

Info:
Remake. Frankfurter Frauen Film Tage wird gefördert von der HessenFilm und Medien GmbH, dem Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main, dem Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der Mariann Steegmann Foundation und dem Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main. Unterstützt vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst.

Alle Informationen zu den Filmen, Gästen, Spielzeiten und -orten sind ab sofort unter www.remake-festival.de zu finden.