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Kategorie: Film & Fernsehen
f 1917 3Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 16. Januar 2020, Teil 9

Redaktion

London (Weltexpresso) - Vor der Gründung der Vereinten Nationen, vor der NATO – lange bevor die Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand eine Kette von Ereignissen auslöste, die die Welt in einen Krieg stürzen würde – hatten die Nationen im Westen in erster Linie im eigenen Interesse gehandelt. Nie zuvor hatten Länder nationale Interessen für das kollektive Wohl zurückgestellt. Aus diesem Grund hat der Erste Weltkrieg den Westen in vielerlei Hinsicht vereint und wurde zum Grundpfeiler der modernen Gesellschaft.

Wie eine globale Schockwelle brachte der Erste Weltkrieg die Menschheit dazu, sich mit unserer gemeinsamen Basis, unseren gemeinsamen Idealen und Werten auseinanderzusetzen, und er forderte ein unvorstellbares Opfer – eine ganze Generation war aufgerufen, ihre Ehre, Pflicht und Treue zum Land zu beweisen. Die Auswirkungen des Krieges, und besonders die Auswirkungen auf die jungen Soldaten, von denen verlangt wurde, sich zu erheben und ihre Heimat zu verteidigen, haben den Filmemacher Sam Mendes seit seiner Kindheit fasziniert.

1917 wurde inspiriert von Geschichten, die Mendes’ Großvater, der verstorbene Alfred H. Mendes, über seine Erlebnisse als Lance Corporal im Ersten Weltkrieg erzählte, sowie über die bunten Charaktere, die er während dieser Zeit traf. Im Jahr 1917 war Alfred 19, als er in die britische Armee eintrat. Aufgrund seiner kleinen Statur (1,62 Meter) wurde er als Bote an der Westfront eingesetzt.

Der Nebel, der über dem Niemandsland lag – dem nicht beanspruchten Land zwischen alliierten und feindlichen Gräben an den Frontlinien –, hing bis zu einer Höhe von etwa 1,67 Metern, so dass der junge Sprinter in der Lage war, Nachrichten seitlich von Posten zu Posten zu bringen. Seine Größe bedeutete, dass er für den Feind nicht sichtbar war, und er rannte buchstäblich um sein Leben. Während des Krieges wurde Alfred verletzt, überlebte einen Gasangriff und erhielt eine Medaille für seine Tapferkeit. In seinen späteren Jahren zog der Schriftsteller aus Trinidad zurück an seinen Geburtsort in Westindien, wo er seine Memoiren schrieb.

„Ich war immer fasziniert vom Ersten Weltkrieg, vielleicht, weil mein Großvater mir davon erzählt hat, als ich noch sehr jung war, und vielleicht auch, weil ich das Konzept von Krieg davor nicht wahrgenommen hatte“, sagt Mendes. „Unser Film ist fiktiv, aber bestimmte Szenen und Aspekte davon stammen aus Geschichten, die er mir erzählt hat, und aus Geschichten, die ihm von seinen Kameraden erzählt wurden. Diese einfache Idee – ein einzelner Mann, der eine Botschaft von einem Ort zum anderen trägt – vergaß ich nie und sie wurde zum Ausgangspunkt für 1917.“

Mendes recherchierte Augenzeugenberichte aus dieser Zeit, von denen viele im Imperial War Museum in London aufbewahrt werden. Als er sich Notizen machte, begann Mendes, Fragmente von Geschichten über Tapferkeit im Angesicht des Schreckens zu sammeln; mit der Zeit begann er, sie in eine einzige Geschichte zu verschmelzen.

Während dieser Nachforschungen entdeckte er, dass der Erste Weltkrieg sich in einem relativ kleinen geographischen Gebiet abspielte, so dass es nur sehr wenige lange Reisen gab. „Es war ein Krieg des Stillstandes“, sagt Mendes, „einer, bei dem Millionen Menschen auf 200 oder 300 Yard [ca. 182 - 275 Meter] Land ihr Leben verloren. In allen Teilen der Welt werden die Menschen zu Recht dafür gefeiert, dass sie im Ersten Weltkrieg winzige Teile des Landes erobert haben. In der Schlacht bei Vimy haben sie beispielsweise 500 Yard [457 Meter] gewonnen, aber es bleibt eine der größten Heldentaten des Krieges. Die Frage, die ich mir stellte, war, wie man eine Geschichte über eine einzelne epische Reise erzählt, während, im Grunde genommen, niemand sehr weit gereist ist.“

Seine Forschung geriet vorübergehend ins Stocken, aber Mendes entdeckte bald etwas, das die Kulisse für seine Geschichte liefern sollte. 1917 zogen sich die Deutschen in die so genannte Siegfriedstellung oder Hindenburglinie, wie sie die Alliierten nannten, zurück. Nach sechs Monaten der Planung und Ausgrabung eines riesigen Grabensystems von Verteidigungsanlagen und tief liegender Artillerie platzierten die Deutschen eine große Anzahl von Truppen – zuvor über die ursprüngliche, viel längere Frontlinie verteilt – in eine neue, enorm befestigte, komprimierte Verteidigungslinie.

Der Filmemacher erzählt, wie er die Geschichte fand, die seine bisher größte Herausforderung werden sollte. „Es gab eine kurze Zeit, in der die Briten mehrere Tage lang nicht wussten, ob die Deutschen sich zurückgezogen hatten, abgezogen worden waren oder sich ergeben hatten“, sagt Mendes. „Plötzlich fanden sich die Briten in einem Land wieder, um das sie buchstäblich jahrelang gekämpft hatten. . . aber sie erkannten es nicht wieder. Vieles hatten die Deutschen zerstört, die nichts von bleibendem Wert hinterließen und alles zerstörten, was dem Feind helfen könnte. Alles Schöne wurde mitgenommen oder zerstört: Dörfer, Städte, Tiere, Lebensmittel. Alle Bäume wurden gefällt. Es wurde relativ unpassierbar gemacht. Die Briten waren allein in diesem trostlosen Land voller Scharfschützen, Landminen und Stolperdrähte.“

Inspiriert von den Fragmenten der Geschichten seines Großvaters, den Augenzeugenberichten, die er im Imperial War Museum recherchiert hatte, sowie der Idee des tödlichen Unterfangens zur Hindenburglinie zu gelangen, schuf Mendes den Aufbau der Geschichte, aus der 1917 wurde. „Wie die meisten der Kriegsgeschichten, die ich bewunderte, von Im Westen nichts Neues bis zu Apocalypse Now, wollte ich eine Fiktion erschaffen, die auf Tatsachen basiert“, sagt Mendes. Er wandte sich an Krysty Wilson-Cairns, mit der er bereits zusammengearbeitet hatte und die, was er zu dem Zeitpunkt noch gar nicht wusste, ein selbsternannter „Geschichtsnerd“ ist und somit perfekt für diese Aufgabe war. Gemeinsam machten sie sich auf diese Reise.

Info:
BESETZUNG

Rolle                                     Schauspieler
Lance Corporal Schofield    GEORGE MACKAY
Lance Corporal Blake          DEAN-CHARLES CHAPMAN
Captain Smith                      MARK STRONG
Lieutenant Leslie                 ANDREW SCOTT
Lieutenant Joseph Blake     RICARD MADDEN

Regie                       SAM MENDES
Drehbuch                SAM MENDES, KRYSTY WILSON-CAIRNS

Abdruck aus dem Presseheft