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Kategorie: Film & Fernsehen
f emmaSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. März 2020, Teil 9

Redaktion

London (Weltexpresso) - Nur wenige Autorinnen und Autoren können auch nur wagen davon zu träumen, dass ihr Werk eine solch bemerkenswerte Langlebigkeit erfährt wie die Geschichten von Jane Austen, deren köstliche englische Abenteuer von Benehmen und Begehren ganze Generationen von Leserschaften zum Lachen und zum Schwärmen gebracht haben.

Veröffentlicht Ende Dezember 1815 war Emma Austens vierter Roman und der letzte, der zu ihren Lebzeiten verlegt werden sollte – zum Zeitpunkt seiner Veröffentlichung hatte sie bereits Sinn und Sinnlichkeit, Stolz und Vorurteil sowie Mansfield Park verfasst. Doch in den Augen vieler ist Emma Austens Meisterwerk, zusammengehalten von einer wohlwollenden, doch auch zutiefst verfehlten jungen Frau, die beizeiten arrogant, verwöhnt und blind für ihre eigenen Verwerfungen ist. Das macht sie zu einer wunderbar komplexen Heldin, die im Laufe der Geschichte zu weit mehr Selbsterkenntnis und weit weniger Selbstbezogenheit heranwächst. Ihre Demut, Reife und Zufriedenheit muss Emma sich hart erarbeiten.

Doch es ist nicht nur die glamouröse Protagonistin des Romans, die ihn zu einem Klassiker gemacht hat. Austen hatte ein hervorragendes Auge für den Humor der sozialen Bräuche und Konventionen ihrer Zeit und sie bevölkert Emmas Dorf Highbury mit einer wahnsinnig originellen und unterhaltsamen Ansammlung von Haupt- und Nebenfiguren. Darübder hinaus ist der Text so reichhaltig, dass er seine Leser und Leserinnen immer und immer wieder zur Lektüre einlädt und sie jedes Mal mit neuen Entdeckungen belohnt. Emma ist sowohl Romanze als auch Satire, eine lebhafte Darstellung des Lebens in der englischen Regency-Epoche und eine Benimm-Komödie.

Emma wurde schon zuvor auf die große Leinwand gebracht – Clueless – Was sonst! versetzte die Geschichte 1995 in die Gegenwart, während Emma von 1996 das Material originaltreuer anging – doch es war Zeit, dass sehr zeitlose Abenteuer noch einmal neu zu erzählen. „Emma ist eine so wunderbare Geschichte, weil es die Geschichte eines echten Alphaweibchens ist, einer überaus borstigen Hauptfigur“, so Produzent Graham Broadbent, dessen Firma Blueprint Pictures sich bei dem Projekt mit Working Title zusammengetan hat. „Ich glaube, es ist einer von Jane Austens interessantesten Romanen, weil man sich mit der Protagonistin nicht unbedingt wohlfühlt – bis man es irgendwann schließlich tut. Ich hatte das Gefühl, da gäbe es eine klassische Geschichte zu erzählen, die eine neue Generation mit Sicherheit noch nicht kennt. Könnte man es gewagt machen? Spaßig? Spannend? Lautet die Antwort dreimal ja, ist es auf keinen Fall eine schlechte Idee, es zu versuchen.“

Tim Bevan von Working Title fügt hinzu: „Ich fand immer, dass Jane Austen als Ausgangsmaterial für romantische Komödien beispiellos ist. Emma gefiel mir, weil die Hauptfigur zu Beginn ein wenig kindisch ist. Sie mischt sich ein und auch wenn sie sich für selbstkritisch hält, ist sie es natürlich überhaupt nicht – ihre Reise ist menschlich wie romantisch eine sehr amüsante. Wir hatten das Gefühl, es gäbe genug Raum, sie noch einmal im Stil des Jahres 2020 anzugehen.“

Auf der Suche nach der richtigen Drehabuchautorin für die Romanadaption wendeten die Produzenten sich an Eleanor Catton, deren im Neuseeland des 19. Jahrhunderts spielender Roman Die Gestirne 2013 mit dem Booker Prize ausgezeichnet und allseits für seine lebhafte, fesselnde und reichhaltige Erzählung gelobt wurde. Die New York Times beschrieb Die Gestirne als „unbändig kluge Geistergeschichte, packend und fesselnd und eine mitreißende novellistische Leistung“. Catton steckte bereits in Gesprächen mit Working Title bezüglich einer Fernsehadaption von Die Gestirne, als man sie mit der faszinierenden Idee ansprach, sich Jane Austens Emma zu widmen. „Ich glaube, es dauerte eine ganze Weile, bis mir klar wurde, was für ein unfassbar großes Ding das war“, gesteht die Autorin. „Ich habe Clueless – Was sonst! geliebt und hatte einige zeitgenössische Verfilmungen von Emma gesehen, doch ich hatte tatsächlich nie das Buch gelesen. Inzwischen habe ich es vielleicht fünf- oder sechsmal durch, und mit jedem Mal liebte ich es mehr. Ich bin im Herzen eine Formalistin und was ich an dem Roman am meisten verehre, ist seine ausgezeichnete formale Struktur. Die Handlung ist wie ein Schachspiel, was überall nachklingt und sich wiederspiegelt, und trotzdem ist die Geschichte sehr menschlich und organisch. Und gleichzeitig so schamlos unterhaltsam, dass man vergisst, wie konzipiert all das ist – bis zum Schluss. Ich denke, es ist einer der besten englischsprachigen Romane aller Zeiten.“

Foto:
© Verleih

Info:
Regie: Autumn de Wilde
Drehbuch: Eleanor Catton basierend auf dem Roman "Emma" von Jane Austen (1815)
Darsteller: Anya Taylor-Joy, Johnny Flynn, Bill Nighy, Mia Goth, Miranda Hart, Josh O’Connor, Callum Turner, Rupert Graves, Gemma Whelan, Amber Anderson, Tanya Reynolds u.a.

Abdruck aus dem Presseheft