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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2020 03 09 um 22.45.59Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 5. März 2020, Teil 17

Filmmagazin Ciak

Paris  (Weltexpresso) – „Eine bittere Komödie, die sich anschickt, den Sinn der Familie zu hinterfragen und darüber hinaus die Macht des Kinos zu erforschen“

„Am Anfang spielte sich die Geschichte ausschließlich in einem Kämmerchen ab – so hat es der Regisseur Hirokazu Kore-eda am Lido erzählt, wo er im August 2019 den Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele von Venedig eröffnete. „Aber als immer klarer wurde, dass wir diesen Film tatsächlich produzieren würden, habe ich das Drehbuch verändert, um daraus einen Spielfilm zu machen. Mir war damals noch nicht klar, ob ich diesen Film in Japan oder an einem anderen Ort drehen würde; dann aber fand ich es interessant, ihn in Frankreich zu realisieren. Um das aber hinzubekommen, brauchte ich zwei Schauspielerinnen, die in der Lage sind, die Geschichte des französischen Films zu vergegenwärtigen. Mein Drehbuch ist also das Ergebnis der tagtäglichen Arbeit mit Juliette und Catherine“.

Der Film vermischt gekonnt dramatische und ironische Passagen und zitiert Meisterwerke aus der Geschichte des Films wie Boulevard der Dämmerung (Sunset Boulevard) und Alles über Eva (All about Eve), in denen sich eine Schauspielerin ausschließlich der eigenen Arbeit widmet und sich dazu entscheidet, auch ihre tiefsten Gefühle auf dem Altar der Kunst zu opfern, indem sie Personen und Gefühle manipuliert. „Ich habe ganz sicher viel von mir in die Persönlichkeit der Fabienne gesteckt“, erklärt Deneuve – „wie ich es im Übrigen mit jeder Rolle handhabe, die ich übernehme. Ich verstehe diese Frau sehr gut. Sie verrichtet meine Arbeit, auch wenn ich Künstlerinnen dieses Temperaments im Theater öfter begegnet bin, als im Film. Aber ich bemühe mich immer darum, eine „Zusammensetzung“, einen Kompromiss zustande zu bringen, indem ich meine persönlichen Erfahrungen mit den Erfahrungen, die meine Figur im Film macht, verbinde“.

Binoche, die seit Jahren geträumt hat, mit Kore-eda und Deneuve zu arbeiten, ergänzt:

„Dieser Film stellt für mich die Krönung einer ganzen Karriere dar. Es fühlt sich an, als wäre etwas Heiliges in meinem Leben passiert. Kore-eda wollte nicht, dass ich mich groß auf den Film vorbereite. Das tue ich aber normalerweise immer. Es hat freilich seine Zeit gedauert, bis ich verstanden hatte, was er von mir wollte. In dieser Zeit war es, als spräche und atmete er mit mir“.

Catherine Deneuve fügt hinzu:
„Es war eine einmalige und sehr komplexe Erfahrung, mit Kore-eda zu drehen. Nach der Lektüre der ersten Version des Drehbuchs habe ich mir Fabienne zusammen mit ihm ausgedacht. Wir haben uns mehr als ein Jahr lang oft zwischen Paris, Cannes und Japan getroffen. Am Set hatten wir natürlich eine Übersetzerin, aber am Ende ist alles sehr gut verlaufen“.

Juliette Binoche ergänzt:
„Ich hatte bisher nie die Gelegenheit, mit Catherine zu drehen. Es war, als hätten wir seit Jahren aufeinander gewartet, ohne es zu wissen“.

Foto:
© Verleih

Info:
Mit Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Ethan Hawke u.a.
(Frankreich 2019 / ca. 107 Minuten)
Kinostart: 5. März 2020

aus dem italienischen Filmmagazin Ciak, September 2019, Abdruck aus dem Presseheft