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Kategorie: Film & Fernsehen
SemperFiSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 9. Juli 2020, Teil 1

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Die engen Freunde Cal (Jai Courtney), Milk (Beau Knapp), Jaeger (Finn Wittrock), Snowball (Arturo Castro) and Cals Halbbruder Oyster (Nat Wolff) leben 2005 in Bridgewater, NY., einer kleinen Stadt nahe der kanadischen Grenze. Sie verbringen jede freie Minute zusammen. Cal, dessen richtiger Name Chris Callahan ist, ist ein gesetzestreuer Polizist, Milk, richtiger Name Milkowski, arbeitet bei der Feuerwehr und ist ein verantwortungsbewusster Vater,

der gut aussehende Charmeur Jaeger repariert Autos, der loyale Snowball ist Kranführer an den Docks und Oyster arbeitet in einem Schnellrestaurant und würde gerne Koch werden. Alle sind Reservisten bei den Marines und warten auf ihre Einberufung in den Irak.

Bei einer Kneipenschlägerei, in die Oyster verwickelt wird, stirbt einer der beiden Kontrahenten. Oyster flüchtet, wird aber von dem regelkonformem Polizisten Cal verhaftet und da Oyster schon eine Vorstrafe hat, zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt.

Inzwischen werden die andern vier in den Irak eingezogen. Dort wird Jaeger schwer verletzt und Callahan erschießt in einer etwas unübersichtlichen Situation unnötigerweise einen Menschen. Dadurch wird sein bisheriges festgefahrenes Schwarz-Weiß-Denken auf die Probe gestellt. Nach der Rückkehr erfährt er, dass sein Bruder im Gefängnis von den Wärtern drangsaliert wird. Da er legal nichts ausrichten kann, fasst Cal einen folgenschweren Entschluss. Er will Oyster aus dem Gefängnis befreien. Er bittet seine Freunde, ihm dabei zu helfen...


Semper fi (fidelis - 'für immer treu') ist das offizielle Motto des United States Marine Corps. In diesem Film steht es für den Zusammenhalt einer Gruppe Freude aus dem heruntergekommenen Nord-Osten der USA. Der Film wurde übrigens von Karina Miller und deren Sparkhouse Media Produktionsgesellschaft hergestellt. Sie ist die (Halb-)Schwester von Keanu Reeves. Regisseur ist Henry Alex Rubin, der auch zusammen mit Sean Mullin das Drehbuch geschrieben hat.

Der Regisseur kann dabei auf bekannte Schauspieler wie Jai Courtney als Cal, Nat Wolff als Oyster oder Finn Wittrock als Jaeger zurückgreifen. Rubin hat hier einen harten und ambivalenten Thriller rund um Fragen wie Sühne, Rache, Schuld und Unschuld erstellt und wirft daneben noch die Frage auf, wem eigentlich Loyalität gelten soll. Damit spricht der Film sicher keine neuen Themen an, auch wenn er durchaus authentisch wirkt.

Rubin hat seinen Film in drei Teile aufgeteilt. Im ersten werden die handelnden Personen vorgestellt. Dabei wird die eingeschworne Clique von den Darstellern gut ausgefüllt, allerdings fehlt allen eine gewisse Tiefe, so dass nie klar wird, wieso die fünf eigentlich so zusammenhalten, auch wenn sie vermutlich schon Jugendfreunde waren und zusammen bei den Marines gedient haben. Gleichzeitig macht der Regisseur in einigen Szenen auch deutlich, dass die jungen Männer zwar etwas großsprecherisch sind, aber trotzdem das Herz am rechten Fleck haben. Da Rubin den Zusammenhalt der Freunde ausführlich zeigen will, ist dieser erste Teil doch etwas zu lang geraten.

Der zweite Teil beschreibt die Konsequenz, die Oyster durch seine Prügelei erfahren muss. Er zeigt aber auch die Probleme des amerikanischen Rechtssystems auf (denn Oysters Tat war eigentlich kein Mord) und die schlechten Haftbedingungen in den Gefängnissen. Zur gleichen Zeit sind seine Freunde im Krieg im Irak, geraten in einen Hinterhalt, Jaeger wird verletzt und der immer gesetzestreue Cal begeht eine Tat, die letztendlich sein Moralverständnis verändert.

Während der zweite Teil - incl. der Szenen im Irakkrieg - dann etwas zu kurz kommt, nimmt der Film in den letzten 30 Minuten wieder Fahrt auf. Hier sieht man die (Action-)Szenen in denen Cal und seine Freunde versuchen, Cals Bruder bei einer Überführung in ein anderes Gefängnis zu befreien. Mit Cals Gesinnungswandel macht es sich der Regisseur doch recht einfach, denn eigentlich wird nie direkt geklärt, wieso Cal sich verpflichtet fühlt, seinen Bruder zu befreien. Diese Sequenzen sind dann auch deutlich dynamischer als der gesamte vorangegangene Film.

Insgesamt ist "Semper Fi" ein handwerklich ordentlich gemachter Film mit guten Schauspielerleistungen vor allem von Nat Wolff und Jai Courtney, aber auch Finn Wittrock kann als Jaeger überzeugen, der trotz seiner Kriegsverletzung - er verliert seinen Unterschenkel - immer ein positiver Mensch bleibt.

Dabei werden zwar einige interessante Probleme angerissen, der Film bleibt aber weit hinter seinen Möglichkeiten zurück, da es der Regisseur versäumt hat, einige der Fragestellungen etwas weiter auszuformulieren. Das führt dazu, dass der Film nicht genug interessante Themen anspricht, um ein überzeugendes Drama zu sein, und leider auch nicht spannend genug ist, um als Action-Thriller zu gelten. Es ist ein durchaus solider Film entstanden, der allerdings kaum neue Ideen hat. Man kann sich "Semper Fi" im Kino ansehen, muss aber nicht.

Foto: v.l.n.r.: Jai Courtney als Callahan, Arturo Castro als Snowball und Nat Wolff als Oyster © Kinostar Filmverleih GmbH

Info:
Semper Fi (Großbritannien, USA 2019)
Originaltitel: Semper Fi
Genre: Action, Drama
Filmlänge: 100 Min.
Regie: Henry Alex Rubin
Drehbuch: Henry Alex Rubin und Sean Mullin
Darsteller: Jai Courtney, Nat Wolff, Finn Wittrock, Beau Knapp, Arturo Castro, Leighton Meester u.a.
Verleih: Kinostar Filmverleih GmbH
FSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 09.07.2020