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Kategorie: Film & Fernsehen
wimwendersFilmreihe im August im Kino des DFF Frankfurt

Helga Weber

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Bereits mit seinen frühen Kurzfilmen Ende der 1960er Jahre erregte Wim Wenders Aufsehen: Durch seinen unverstellten Blick auf die Welt, der frei davon war, Thesen oder Ideologien verkaufen zu wollen. Das trifft auch auf seine frühen Spielfilme zu, wobei die Geschichten nur das Gerüst abgeben für die vielen Momente eines besonderen filmischen Sehens.

Danach orientierte sich Wenders neu, ohne jedoch seine vorherige Haltung aufzugeben. Die Erzählungen wurden wichtiger und damit auch die Motive des Genrekinos. Wenders filmte nun viel in den USA (HAMMET, 1982) und in Portugal (THE STATE OF THINGS, 1982), in Japan (TOKYO-GA, 1985) und einmal rund um den Globus (BIS ANS ENDE DER WELT, 1991). Der Blick auf die Welt, vermittelt über die Perspektive der Hauptfiguren, wird emotionaler, und immer sind seine Spielfilme durch eine große Sorgfalt, Ernsthaftigkeit und Humanität gekennzeichnet. Nicht zu vergessen die wunderbaren Dokumentationen, vor allem über Musik, aber auch über Yamamoto Yōji, Pina Bausch, Sebastião Salgado oder Papst Franziskus.

Am 14. August wird Wim Wenders 75 Jahre alt. Das DFF gratuliert und wünscht sich noch viele weitere Filme von ihm.

Donnerstag, 6. August, 20:30 Uhr

TOKYO-GA
BRD/USA 1996. R: Wim Wenders. Dokumentarfilm. 90 Min. DCP. OmU

Gemeinsam mit seinem Kamermann Edward Lachmann reist Wim Wenders 1983 nach Tokio und begibt sich auf die Suche nach Spuren des Werks von Yasujiro Ozu in der Gegenwart der modernen Metropole. Zu Wort kommen dabei unter anderem langjährige Wegbegleiter des japanischen Regisseurs wie dessen Kameramann Yuharu Atsuta oder Chishu Ryu, einer der Stammschauspieler Ozus. Diese berichten über ihre Zusammenarbeit, vermitteln dabei aber auch zutiefst persönliche und bewegende Erinnerungen. TOKYO-GA ist darüber hinaus ein Essay über die japanische Hauptstadt, über Spannungen zwischen Ozus Tokyo und der Modernität der Stadt in den 1980ern mit ihren Hochhäusern, Pachinko-Salons, Leuchtreklamen und Hochgeschwindigkeitszügen.


Freitag, 14. August, 20:15 Uhr

IM LAUF DER ZEIT
BRD 1976. R: Wim Wenders
D: Rüdiger Vogler, Hanns Zischler, Lisa Kreuzer. 175 Min. DCP

Mit diesem Film drehte Wim Wenders eine Liebeserklärung an das Kino: sowohl an die Kunstgattung als auch an den vom Verschwinden bedrohten Ort, an dem sich Zuschauer/innen treffen, um auf der großen Leinwand die „Kunst des Sehens“ zu üben, wie es eine Kinobesitzerin im Film formuliert. Von Stammkameramann Robby Müller in kunstvollen Bildern eingefangen, steht auch das in Wenders‘ Filmschaffen zentrale Motiv der Offenheit für das ziellose und dennoch suchende Reisen im Vordergrund. Bruno, der Kinoprojektoren repariert, und Robert fahren mit einem Truck die deutsch-deutsche Grenze entlang. Die beiden introvertierten Einzelgänger begegnen Frauen, besuchen Kinos und sinnieren über die Möglichkeit der Kommunikation in der Moderne.


Donnerstag, 20. August, 20:30 Uhr

HAMMETT
USA 1982. R: Wim Wenders
D: Frederic Forrest, Peter Boyle, Marilu Henner. 95 Min. 35mm. OF mit schwed. UT

1977 folgte Wenders der Einladung Francis Ford Coppolas, einen Film über den Kriminalautor Dashiell Hammett zu drehen. So entstand in vierjähriger Arbeit HAMMETT, eine bisweilen ernüchternde Erfahrung für den Regisseur mit dem System Hollywood. Der Film ist dabei kein konventionelles Biopic über den amerikanischen Autor, vielmehr eine Arbeit über das Spiel mit Fiktionen sowie den Akt des Schreibens. Mit zahlreichen Verweisen ist HAMMETT auch eine Hommage an filmische wie literarische Detektivgeschichten. „Das ist Wim’s schönster Film (...) vollkommen unprätentiös, aber erfüllt von einer schier unglaublichen Kraft. Wie ein Saxophon-Solo von Coltrane.“ (Jean-Luc Godard)


Mittwoch, 26. August, 18 Uhr

THE STATE OF THINGS  Der Stand der Dinge
BRD/USA/Portugal 1982. R: Wim Wenders
D: Allen Garfield, Samuel Fuller, Isabelle Weingarten. 121 Min. DCP. OmU

THE STATE OF THINGS, gedreht in den Pausen zu den Dreharbeiten von HAMMETT, ist eine Reflexion über die Probleme des Filmemachens – und eine Abrechnung mit dem Produktionssystem Hollywoods. Der Film beginnt als Fiktion der Fiktion: Ein Filmteam dreht an der westlichsten Spitze Europas das Remake eines Science-Fiction-Films, doch wegen Geldmangels müssen die Dreharbeiten unterbrochen werden. Während die Crew auch nach längerer Zeit keine Antwort vom Produzenten aus Amerika erhalten hat, beginnt eine Zeit des Wartens. Diese Untätigkeit führt die Beteiligten zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst und für den Regisseur darüber hinaus zu einem existenziellen Kampf um seine Ansichten zum Kino.

Foto:
© dff.de