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Kategorie: Film & Fernsehen
singing clubSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 15. Oktober 2020, Teil 12

Peter Cattaneo

London (Weltexpresso) -Ich begann, mich im Jahr 2017 für MRS. TAYLOR’S SINGING CLUB zu engagieren. Ich wollte diese Geschichte unbedingt auf die Leinwand bringen. Außerdem wollte ich gerne einen Film mit Musik und Gesang im Mittelpunkt drehen.

Als ich anfing, mich mit echten Soldatenfrauen zu treffen, wurden schon bald die vielfältigen Themen sichtbar: Eine zersplitterte Gruppe von Frauen, die Freundschaft und Einigkeit erfährt durch Gesang. Frauen, von denen erwartet wird, dass sie sich still verhalten und weitermachen wie bisher, finden ihre Stimme.

Wir haben auf diesem Wege einige ausgesprochen mutige und aufrichtige Frauen kennengelernt. Die persönlichen Geschichten, die sie mit uns geteilt haben, waren erschütternd aber teils auch rasend komisch. Ich war berührt von ihrem bodenständigen Humor und wollte dieses Element unbedingt in den Film einfließen lassen.

Wir haben auf der RMB Catterick (North Yorkshire) gedreht, der Militärbasis, wo der erste Chor von Soldatenfrauen gegründet wurde. Wir haben außerdem Soldaten und ihre Familien als Statisten engagiert. Das erste Treffen des Chors im Jahr 2010 wurde am Originalschauplatz in Kates Haus gedreht.

Was mich vielleicht am meisten fasziniert hat, war die Möglichkeit, einen Film über die emotionale Kraft von Musik und die Katharsis des gemeinsamen Singens zu drehen. Der gesamte Gesang wurde live vor Ort aufgenommen, mit all den Ungenauigkeiten eines Amateurchors, um ein möglichst authentisches akustisches Erlebnis zu erzielen. Das finale Stück wurde vorher geprobt, aber die vorangegangenen Darbietungen nicht, damit die Spontanität nicht verloren ging.

Wir sind hunderte von Stücken durchgegangen, um die passenden für den Chor auszuwählen. Ich wollte Lieder finden, die einen thematischen Bezug hatten, ohne dabei allzu offensichtlich zu sein. Es war faszinierend herauszufinden, welche Genres sich am besten für ein Chorarrangement eigneten. Wir haben Rock und zeitgenössische Popmusik abgegrast, sind aber immer wieder zur Musik der Jugend unserer Protagonistinnen zurückgekehrt, dem Pop der 80er Jahre. Darüber hinaus eigneten sich diese Stücke auch als humorvoller Kontrapunkt zu der Nüchternheit des Militärlebens.

Kate und Lisa bilden das emotionale Rückgrat der Geschichte. Es war ein Vergnügen, mit Kristin und Sharon zu arbeiten. Sie sind beide so talentiert und gleichermaßen in Komödie und Drama zuhause. Ihre sehr unterschiedliche Erscheinung ergänzte sich dabei geradezu perfekt. Am Set gaben sich die zwei ausgesprochen erfindungsreich; sie arbeiteten sich tief in die Emotionen der Szenen ein, dabei Funken sprühend auf der Suche nach Möglichkeiten, ihre Interaktionen humorvoll zu gestalten. Für den Rest der Besetzung war es wichtig, dass die beiden Hauptfiguren klar umrissen waren und im Gedächtnis bleiben würden. Als sich die Darsteller das erste Mal trafen, im Rahmen einer Gesangsprobe, war es, als würde ein Motiv des Films zum Leben erweckt werden: Eine Gruppe von Schauspielerinnen, die sich nie zuvor begegnet waren, unmittelbar verbunden durch die Kraft des Gesangs. Dies ist das am engsten miteinander verbundene Ensemble, mit dem ich je gearbeitet habe, alle haben sich in den Drehpausen unterhalten und Scherze gemacht; auch Monate nach dem Ende der Dreharbeiten sind alle noch im Kontakt miteinander.

Ich hoffe, dass das Publikum mit den Figuren in MRS. TAYLOR’S SINGING CLUB lacht und weint, dass es sich inspiriert fühlt und gut gelaunt ist, nachdem es ein paar der Evergreens gehört hat!

Foto:
© Verleih

Info:
Mrs. Taylor's Singing Club (Großbritannien, 2019)
Regie: Peter Cattaneo
Drehbuch: Rosanne Flynn, Rachel Tunnard
Darsteller: Kristin Scott Thomas, Sharon Horgan, Jason Flemyng, Gregg Wise, Emma Lowndes, Amy James-Kelly u.a.
Verleih: LEONINE