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Kategorie: Film & Fernsehen

Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 3. Oktober 2013, Teil 2

 

Romana Reich

 

Berlin (Weltexpresso) – Als Steven Soderbergh im Februar anläßlich der Berlinale Vorführung seines Filmes in Berlin daraufhinwies, daß dies sein letzter Film sei, mochte das keiner glauben, ist aber ernst gemeint. Dem Regisseur, der das Innere von Menschen auf deren Gesichtern spiegeln lassen kann, ist es müde, die Prozeduren, ja Schikanen von Hollywood weiterhin ertragen zu müssen. Wenn jetzt doch ein Film von ihm in die Kinos kommt, ist es, weil dieser Fernsehfilm in den USA so erfolgreich lief!

 

 

LIBERACE

 

Das muß man sich wirklich vorstellen, daß inzwischen in den USA ein Regisseur im Fernsehen, das doch vor der Quote Angst hat, mutiger drehen kann als im schwerfälligen weltweiten US-Kinogeschäft. Überall ist zu lesen, daß die amerikanischen Fernsehserien innovativer seien als die Filme und auch als unser Fernsehen. Wir können das nicht richtig beurteilen, weil wir vor lauter Filmen zu wenig Fernsehen konsumieren. Dieser Soderbergh auf jeden Fall ist ein eindrücklicher Film, bei dem man immer wieder nicht glaubt, was und wen man dort auf der Leinwand sieht.

 

Heutzutage gibt es schon kaum mehr Filme ohne einen Schwulen – Lesbierinnen sind übrigens seltener -, aber dieser Film handelt von einer Zeit, wo die Bekanntgabe der sexuellen Präferenzen des Filmhelden LIBERACE sein Aus auf der Bühne bedeutet hätte. Was im Nachhinein nur so wunderlich erscheint, das ist, daß heute fast jeder dies den alten Bildern, dem Posieren in den irren Kostümen, die wirklich wie von Fasching erscheinen, ansieht, wovor man damals die Augen verschloß, bzw. mit blinden Augen sah. Es waren vor allem die Frauen, die älteren Frauen, die Wladziu Valentino Liberace zum Star machten.

 

Er, 1919 in Wisconsin geboren und schon 1987 in Kalifornien an Aids gestorben, war das Kind einer Polin und eines Italieners und schon mit sechs Jahren ein musikalisches Wunderkind. Als Pianist wurde er bekannt, aber als Entertainer in den Las-Vegas-Shows ein Star. Das muß man aber überhaupt nicht wissen, denn der Film erzählt einfach eine Geschichte, die vom einem handelt, dem seine Homosexualität gesellschaftlich so gefährlich schien, daß er Himmel und Hölle in Bewegung setzte, diese unter der Decke zu halten, was ihm mit Hilfe von Anwälten und Verleumdungsklagen gelang, eine Geschichte, die aber zum anderen auch zeigt, daß er lieber den geliebten Menschen an seiner Seite, der ihm alles geworden war: Lebensmensch, also Freund und Beichtvater, Geliebter und Bruder, Bühnenpartner und seelischer Blitzableiter, verliert, als sich zu 'outen', wie das neudeutsch heißt, was sein Aidstod dann aber für die meisten klar machte.

 

Was diesen Soderberghfilm nun zu etwas Besonderem macht, ist die Besetzung. Wie gut diese beiden Schauspieler, Michael Douglas und Matt Damon wirklich sind, zeigen sie in diesen beiden Rollen, die einen sprachlos machen. Es geht um der beiden Liebesgeschichte und die Anziehung und das Abstoßen von einander, die so zart einerseits anmutet und so drastisch derb andererseits. Auf jeden Fall erschafft der Star ein gemeinsames Gefängnis, das von der Außenwelt abgeschlossen werden soll. Beim Zuschauen macht man sich Gedanken, ob diese damalige Öffentlichkeit wirklich so blind war, oder ob in diesem Fall ein Narr der Gesellschaft sich aufbrezeln durfte, weil man das so schön bunt und fotogen fand. Wie auch immer, ein sehr sehenswerter Film. Und wir warten auf Soderberghs nächsten, ob gleich auf Leinwand, oder erst im Fernsehen, ist uns ganz egal.

 

 

GLOBAL PLAYER – WO WIR SIND ISCH VORNE

 

Diesen Film hätten wir nun eher ins Fernsehen gesteckt, wo man gewohnt ist, daß alles auf einmal passiert und aus einem Wirtschaftskrimi ein Heimatfilm wird – oder umgekehrt. Eigentlich schon interessant, wie die Textilmaschinenfirma und Wohlstandsfamilie durch die Geschichte der Bundesrepublik geistert, aber eben alles ein bißchen zu viel auf einmal.

 

GRAVITY

 

Es gibt schlimmere Weltraumabenteuer, als wenn Sandra Bullock und George Clooney im Weltraum verloren gehen. Was als Liebesgeschichte beginnt, entpuppt sich als Überlebensstory, die nicht unintelligent gemacht ist.