Rocketman TV1Erstmals im Fernsehen am Ostermontag, dem 5. April 2021

Margarete Frühling

München (Weltexpresso) - Elton John (Taron Egerton) tritt in einem roten glitzernden Kostüm mit riesigen roten Flügeln und einer Kappe mit Teufelshörnern durch eine Tür in einen langen Gang. Er geht allerdings nicht auf eine Bühne, sondern er betritt den Raum einer Therapiegruppe. Dort erzählt er seine Geschichte.

Der etwas dickliche Reginald Kenneth Dwight (Matthew Illesley, später Kit Connor) leidet in den 1950er Jahren unter der Ehe seiner Eltern Sheila Eileen (Bryce Dallas Howard) und Stanley (Steven Mackintosh) und ihrem Desinteresse an ihm. Unterstützung erhält er nur von seiner Großmutter Ivy (Gemma Jones), die ihn auch motiviert Klavier zu spielen. Bereits mit elf Jahren wird er zum Studium an der Londoner Royal Academy of Music zugelassen. Dort zeigt sich, dass der Junge ein absolutes Gehör für Musik hat.

Nach seinem Studium strebt der junge Mann eine Karriere auf der Bühne an. Leider hat er kein Gefühl für Songtexte. Durch einen Glücksfall trifft er 1967 mit 20 Jahren auf den damals 17jährigen Songtexter Bernie Taupin (Jamie Bell). Zwischen den Beiden entsteht eine fruchtbare Zusammenarbeit, die trotz aller Höhen und Tiefen lebenslang halten wird. Der bekannte Musikverleger und Produzent Dick James (Stephen Graham) gibt den beiden eine Chance. Zur gleichen Zeit ändert Reginald Dwight seinen Namen in Elton Hercules John.

Doch erst 1970 setzt sich Elton John durch. Vor allem ein Konzert im August 1970 im bekannten Troubadour Club in Hollywood führt zum Erfolg, denn auf der Bühne ist Elton John nicht nur ein hervorragender Musiker, sondern auch ein außergewöhnlicher Entertainer, damit zieht er die Aufmerksamkeit sowohl von Journalisten als auch der Zuschauer auf sich.

In kurzer Zeit schafft es der Musiker ganz nach oben in den Charts. Zusammen mit Taupin schreibt er einen Hit nach dem anderen. Außerdem trägt er nicht nur auf der Bühne immer wildere und auffälligere Kostüme und Brillen.

Bei einem der Konzerte trifft er auf John Reid (Richard Madden), der in den nächsten Jahren sein Manager und gleichzeitig auch sein Liebhaber werden wird, auch wenn offiziell Johns Homosexualität geheim bleiben muss. Das geht sogar soweit, dass er 1984 die deutschen Tontechnikerin Renate Blauel heiratet. Die Ehe hält allerdings nur vier Jahre.

Doch während Elton John zum Paradiesvogel und Superstar aufsteigt, ist er persönlich am Ende. Er erkennt, dass er von seinem Vater nie geliebt wurde und dass auch seine Mutter vor allem an seinem Geld interessiert ist.

Daneben wird er von seinem Manager John Reid immer wieder zu Konzerten gedrängt, obwohl er längst ausgebrannt ist. Er wird dadurch abhängig von Alkohol, Kokain, Sex und er leidet unter einem Kaufrausch. Er macht einen recht demonstrativen Selbstmordversuch bei einer Party in seinem Haus. Während dieser Zeit geht auch seine Beziehung zu John Reid in die Brüche, den er aber als Manager nicht los wird. Er ist zwar ein Superstar, aber gleichzeitig wird er immer einsamer und auch immer stärker von den Drogen abhängig.

Doch dann begreift er, dass er nicht immer der "Rocketman" sein kann und begibt sich in eine Therapie. Auch wenn der Weg aus der Abhängigkeit hart ist, wird er am Ende singen: "I'm still standing after all this time. Picking up the pieces of my life without you on my mind"...


Rocketman TV2"Rocketman" erzählt Aufstieg und Absturz des britischen Popmusikers Elton John, seine lebenslange Freundschaft mit seinem Texter Bernie Taupin, sein Verhältnis zu seinem Manager John Reid und sein schwieriges Verhältnis zu seinen Eltern, vor allem zu seinem Vater, der nie in der Lage war, den jungen Reginald Kenneth zu umarmen.

Regisseur des Films ist Dexter Fletcher nach einem Drehbuch von Lee Hall. Hall hat auch schon das Drehbuch für "Billy Elliot - I Will Dance" (2000) geschrieben, für dessen Musicalversion (2005) Hall das Drehbuch und die Liedtexte und Elton John die Musik verfasst hat.

Die Filmmusik komponierte Matthew Margeson, der mit Dexter Fletcher auch bei "Eddie the Eagle - Alles ist möglich" (2015) zusammengearbeitet hat - ein Film, in dem übrigens auch Taron Egerton die Hauptrolle gespielt hat.

Als Produzenten fungieren u.a. David Furnish - Elton Johns Ehemann - und Matthew Vaughn, der gerne selbst Regie geführt hätte, aber wegen Terminkonflikten die Regiearbeit Dexter Fletcher überlassen musste. Zu den ausführenden Produzenten gehören zusätzlich auch Elton John und Claudia Schiffer-Vaughn. Das alles zeigt, dass mit diesem Film ein Lieblingsprojekt des Musikers verwirklicht wurde.

Dexter Fletcher hatte im letzten Jahr die Endfassung von "Bohemian Rhapsody" (2018) erstellt. Im Gegensatz zu diesem Film, der mehr ein Konzertfilm ist, ist "Rocketman" ein Musical. In "Rocketman" singen auch - wieder im Gegensatz zu "Bohemian Rhapsody" - alle Schauspieler selbst. Herausragend ist dabei besonders der Hauptdarsteller Taron Egerton, der mit Elton John schon in "Kingsman: The Golden Circle" (2017) unter der Regie von Matthew Vaughn zusammen gearbeitet hat.

Im Unterschied zu "Bohemian Rhapsody" ist "Rocketman" nicht nur ein wunderbar gelungener Musikfilm, sondern es wird auch viel offener mit Elton Johns Homosexualität umgegangen, incl. einer großartigen Liebesszene zwischen Elton und John Reid, seinem Manager und seiner ersten großen Liebe. Hier hat der Film glücklicherweise deutlich weniger Berührungsängste.

Die vielen bekannten und weniger bekannten Lieder von Elton John werden hervorragend in die Story eingebunden, dabei wird nicht immer die Reihenfolge eingehalten, in der sie entstanden sind, aber dafür unterstreichen sie die gespielten Szenen gekonnt. Da alle Schauspieler selbst singen - auch wenn die im Kino zu hörenden Songs letztendlich im Studio nachsynchronisiert worden sind - sind nicht nur Duette oder Quartette möglich, sondern in den Gesangseinlagen können auch besser die Gefühle der Charaktere ausgedrückt werden.

Dreh- und Angelpunkt des Films ist Taron Egerton als Elton John. Er überzeugt neben seiner hervorragenden Darstellung auch mit seinem Gesang. Er zeigt den schüchternden Menschen, der aber immer wenn er eine Bühne betritt, das Publikum zu Beifallsstürmen hinreißen kann. Dexter Fletcher hat einige der Bühnenshows so nachinszeniert, dass sie teilweise wundervoll surreal daherkommen, wenn z.B. Eltons Publikum durch die Musik plötzlich den Boden unter den Füßen verliert, während John schwebend an seinem Klavier weiterspielt. Daneben sind auch die Kostüme von Kostüm-Designer Julian Day den Originalkostümen detailgenau nachempfundn, die Elton John bei diesen Shows getragen hat.

Das Gänsehautfeeling hat man als Zuschauer nicht nur bei den Musical-Einlagen, die zum Teil auch den Originalvideos nachempfunden worden sind, sondern auch in den klassisch arrangierten Szenen, wenn sich z.B. Elton und sein Freund Bernie Taupin unterhalten und dann plötzlich zu singen anfangen.

Taron Egerton zeigt nicht nur eine großartige Performance, sondern sein Elton John hat gleichzeitig eine tolle Vitalität auf der Bühne, aber er ist schüchtern, verwundbar und zutiefst unsicher im normalen Leben. Neben Egerton überzeugen auch Jamie Bell als Bernie Taupin und Richard Madden als John Reid.

Jamie Bell ist ein ruhiger abgeklärter Bernie Taupin, der nicht nur all die Jahre ein treuer Freund - beinahe ein Bruder -, sondern auch der beste Text-Schreiber des Musikers wird. Jamie Bell spielt Taupins unbedingte Loyalität unerschütterlich und gefühlvoll, dabei legt er als Taupin immer wieder Wert darauf, nicht im Vordergrund agieren zu müssen.

Der Gegensatz dazu ist John Reid, der von Richard Madden ebenfalls hervorragend dargestellt wird. John Reid ist deutlich als Mistkerl angelegt, der sich möglicherweise am Anfang ihrer (Liebes-)Beziehung auch persönlich für den jungen und unerfahrenen Mann interessiert hat. Im Laufe der Zeit ist er aber vor allem als Geschäftsmann darauf aus, dass seine Gelddruckmaschine funktioniert, egal zu welchen persönlichen Verletzungen und Problemen es dadurch kommt. Das macht er in einigen Szenen auch Elton John unmissverständlich klar.

Insgesamt ist "Rocketman" ein Film, der die spannende erste Hälfte des Lebens des Elton Hercules John noch einmal Revue passieren lässt. Er zeigt nicht nur die Höhepunkte, sondern auch die Niederungen der ersten Hälfte von Elton Johns Karriere. Elton John und Bernie Taupin wurden 2020 für "I'm Gonna Love Me Again" mit dem Oscar für den besten Originalsong ausgezeichnet.

All das macht den Film zu ganz großem Kino, denn "Rocketman" ist von der ersten bis zur letzten Minute emotional, bewegend, begeisternd und ungemein spannend. Dadurch ist "Rocketman" ein Filmmusical, das auf höchstem Niveau unterhält. Am Ostermontag kann man "Rocketman" endlich auch zum ersten Mal als Free-TV Premiere bei Pro 7 sehen.

Foto 1: Taron Egerton als Elton John © David Appleby, Paramount Pictures Germany, Pro 7
Foto 2: Taron Egerton als Elton John und Richard Madden als John Reid © Gavin Bond, Paramount Pictures Germany, Pro 7

Info:
Rocketman (Großbritannien, USA, Kanada 2019)
Originaltitel: Rocketman
Genre: Drama, Biopic, Musical
Filmlänge: ca. 120 Minuten
Regie: Dexter Fletcher
Drehbuch: Lee Hall
Darsteller: Taron Egerton, Jamie Bell, Richard Madden, Bryce Dallas Howard, Gemma Jones, Stephen Graham u.a.
FSK: ab 12 Jahren
TV-Premiere ist am Ostermontag, 05.04.2021 um 20.15 Uhr bei Pro 7. Im Anschluss an den Film zeigt Pro 7 auch noch zwei Dokumentationen über und mit Elton John: "Elton John: A Singular Man" (2015) am 05.04. um 22.50 Uhr und "Elton John: The Million Dollar Piano live in Las Vegas" (2012) am 06.04. um 00.00 Uhr. Danach kommt noch die Wiederholung des Films am Dienstag, 06.04. um 03.20 Uhr.