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Kategorie: Film & Fernsehen
digitalfernsehen.deDie Verleihung der Oscars 2021 in Hollywood unter Coronabedingungen

Romana Reich

Berlin (Weltexpresso) – Also wirklich. Auf den ersten Blick konnte man nicht sehen, daß da irgendeine Coronabremse wirke. Denn die Leute hatten alle keine Maske auf, was man schon gar nicht mehr kennt. Aber auf den zweiten Blick sieht man dann schon, was sich verändert hat, auch wenn das Ambiente gemütlich wirkte, denn diesmal gibt es nicht den Riesensaal mit den gefüllten Reihen vor dem Podium, auf dem die Oscars verteilt werden, sondern an wie kleine Inseln im Raum verteilten Sitzgruppen sitzen um einen Tisch die Paare, oder auch größeren Gruppen.

Wie immer hat der 1972 in den USA geborene Steven Gaethgen, in Deutschland aufwuchs und auch heute wohnt, aber an der  University of California in Los Angeles studierte und die Hollywood Filmschool in San Francisco besuchte. Seit 1999 ist Gätjen Moderator verschiedener Fernsehsendungen.  Von 2000 bis 2002, von 2007 bis 2015 und erneut seit 2017 moderiert er dort die deutsche Ausstrahlung der Oscarverleihung und man hat sich an ihn gewöhnt, weil er nach anfänglichen Bewundern der Stars inzwischen so bodenständig ist, daß man ihn gut aushalten kann. Seine Interviews sind nicht so dämlich wie man es bei der Heldenverehrung vor Ort in Hollywood immer wieder mitbekommt. 

Durch die Oscarnacht führen die im Bild Dargestellten. Dabei war auffällig, daß - sicher bedingt durch Corona - sehr viele Einspielungen, normalerweise aus fremden Ländern zugespielt wurden. Wir markieren die Gewinner durch den Fettdruck. 

rp online.de

Vor fünf Uhr unserer Zeit kam die für mich immer bewegende Verabschiedung der Verstorbenen. Wenn man - leider zu schnell hintereinander, wei es viele sind - die aufgelistet sieht, die über die USA hinaus IN MEMORIAM geehrt werden, erinnert man sich an bestimmte genau, wann man sie wo gesehen hat. Das heißt ja auch, daß jeder von uns vergänglich ist, was eine Binsenwahrheit ist, aber bei solchen Gelegenheiten intensiver wird. 


Bester fremdsprachiger Film (Auslandsoscar)

»Der Rausch« (Dänemark)
»Better Days« (Hongkong)
»Kollektiv – Korruption tötet« (Rumänien)
»The Man Who Sold His Skin« (Tunesien)
»Quo vadis, Aida?« (Bosnien und Herzegowina)

Der dänische Regisseur Thomas Vinterberg gehört als ein Mitbegründer der dogma-Bewegung seit Jahrzehnten zu den wichtigsten europäischen Filmregisseuren mit Preisen überhäuft.  Leider fiel der Film bei uns voll in die coronabedingten Schließungen der Kinos. Aber die Preisvergaben gingen dennoch weiter. So wurde Vinterbergs Sozialsatire  Der Rausch mit vier Europäischen Filmpreisen ausgezeichnet, auch mit dem als Bester Film. Was dem Film vorauseilte und was Vinterberg auch bei der Dankesrede wiederholte, ist seine Familientragödie, denn kurz nach Beginn der Dreharbeiten war Vinterbergs Tochter Ida verstorben, die eine Rolle in dem Film hatte übernehmen sollen. Trotzdem wurde der Film fertig gestellt und trotz der Coronabedingungen wurde er in Dänemark sofort der erfolgreichste Film, was überall, wo er gezeigt werden konnte, sich fortsetzte. Vinterberg war auch für den Regiepreis nominiert, denn aber Chloé Zhao für NOMADLAND erhielt. 


Bester Film

»The Father«
»Judas and the Black Messiah«
»Mank«
»Minari«
»Nomadland«
»Promising Young Woman«
»Sound of Metal«
»The Trial of the Chicago 7«

Die Filme sind die einzige Kategorie, die mehr als fünf Nominierungen aufweisen. Eigentlich sind 10 erlaubt, diesmal sind nur acht nominiert worden, von denen das Manko ist, daß wir sie genauso wenig kennen wie die anderen Filme. Erstaunlich, daß TENET nicht dabei ist, dieser Film lief mit großem Erfolg noch bei uns an. Während der Übertragung konnte man ständig Ausschnitte aus THE FATHER sehen, wo Anthony Hopkins wohl einen an Demenz erkrankenden alten Mann spielt. Auch JUDAS AND THE BLACK MESSIAH bekam schon Preise. Aber die Erwartung liegt auf NOMADLAND als dem besten Film. Der Filmoscar wird traditionell den Produzenten eines Films zuerkannt, die aber hier mit der Hauptdarstellerin identisch ist, da NOMADELAND wie erwartet die Auszeichnung als Bester Film erhielt, was eigentlich der wichtigste Oscar ist. 


Beste Regie

»Der Rausch«, Thomas Vinterberg
»Mank«, David Fincher
»Minari«, Lee Isaac Chung
»Nomadland«, Chloé Zhao
»Promising Young Woman«, Emerald Fennell

Diesmal wird die Anpreisung vom letztjährigen Gewinner aus Asien übertragen. Chloé Zhao paßt genauso in eine neue Ausrichtung der Oscars, nicht nur, weil sie eine Frau ist, sondern auch mit chinesischen Wurzeln. Sie sieht so wenig nach dem Glanz von Hollywood aus und so sehr wie eine sehr arbeitsame einfache Frau, daß man dies doch als Kulturwandel begreifen darf.


Bester Hauptdarsteller

Riz Ahmed (»Sound of Metal«)
Chadwick Boseman (»Ma Rainey's Black Bottom«)
Anthony Hopkins (»The Father«)
Gary Oldman (»Mank«)
Steven Yeun (»Minari«)

Auch hier gibt es aus allen Filmen Szenen, die auf den männlichen Hauptdarsteller ausgerichtet sind, die als Einspielungen gezeigt werden. Außerdem kennt man die Schauspieler aus anderen Rollen. Lebhafter Beifall, als Anthony Hopkins genannt wird,  was für einen dann schon keine Überraschung mehr war. Doch da gab es keine Dankesrede mehr. Die Sendung war blitzschnell aus. Immerhin ist es 17 Minuten nach 5 Uhr. Guten Morgen, gute Nacht. 



Bester Nebendarsteller

Sacha Baron Cohen (»The Trial of the Chicago 7«)
Daniel Kaluuya (»Judas and the Black Messiah«)
Leslie Odom Jr. (»One Night in Miami«)
Paul Raci (»Sound of Metal«)
LaKeith Stanfield (»Judas and the Black Messiah«)

Hier fällt wieder besonders auf, daß so sehr viel mehr Schwarze bei den Nominierungen dabei sind. Die Vorzüge der einzelnen Schauspieler und ihrer Rollen werden vorgestellt. Es ist wahrscheinlich die Mutter des Prämierten, die rasch das Kreuzzeichen macht, , ja so ist es, weil nun die Kamera auf sie gerichtet wird, wenn der Schauspieler Daniel 
Kaluuya seiner Mutter dankt. Redet sehr sehr lang.



Beste Hauptdarstellerin

Viola Davis (»Ma Rainey's Black Bottom«)
Andra Day (»The United States vs. Billie Holiday«)
Vanessa Kirby (»Pieces of a Woman«)
Frances McDormand (»Nomadland«)
Carey Mulligan (»Promising Young Woman«)

Auch hier wurde erwartungsgemäß die Schauspielerin ausgewählt, die perfekt in Nomadland paßt, den Film auch mitproduziert hat und als GEsicht einfach dafür steht. 


Beste Nebendarstellerin

Maria Bakalova (»Borat Anschluss Moviefilm«)
Glenn Close (»Hillbilly Elegy«)
Olivia Colman (»The Father«)
Amanda Seyfried (»Mank«)
Youn Yuh-jung (»Minari«)

Es ist wirklich absurd, daß auch wir, die wir doch eigentlich Filmexperten sind, Ihnen zwar allerhand über die ausgewählten Schauspielerinnen sagen könnten, aber nichts über ihre Gestaltung dieser Rollen, weil wir die Filme nicht kennen. Diese Auszeichnung überreicht Brad Pitt, der auch alle Film eangekündigt hat. Auch hier ist es offensichtlich, daß die schon ältere Koranerin eine neue Dimension der Auszeichnungen bedeutet. Ältere, nicht weiße Darstellerin. 


Bester Animationsfilm

»Onward: Keine halben Sachen«, Dan Scanlon und Kori Rae
»Die bunte Seite des Monds«, Glen Keane, Gennie Rim und Peilin Chou
»Shaun das Schaf - UFO-Alarm«, Richard Phelan, Will Becher und Paul Kewley
»Soul«, Pete Docter und Dana Murray
»Wolfwalkers« Tomm Moore, Ross Stewart, Paul Young und Stéphan Roelants

Onward: Keine halben Sachen konnte man bei der letztjährigen Berlinale sehen, die ja das letzte große Filmereignis blieb. Danach kam Corona mit Macht und schloß alle Kinos. In der Redaktion von WELTEXPRESSO wurde der Film sehr unterschiedlich beurteilt und sowohl die Filmaufführung wie auch die DVD besprochen. Den Siegerfilm kennen wir nicht.  


Bester animierter Kurzfilm

»Burrow«, Madeline Sharafian und Michael Capbarat
»Genius Loci«, Adrien Mérigeau und Amaury Ovise
»If Anything Happens I Love You«, Will McCormack und Michael Govier
»Opera«, Erick Oh
»Yes People«, Gísli Darri Halldórsson und Arnar Gunnarsson

Bei der Dankesrede fällt auf, daß erneut zwei Männer reden. Es ist eben doch noch eine weitere Entwicklung nötig, daü auch Frauen selbstverständlich dazugehörn. 


Bester Dokumentarfilm - kurz

»Colette«, Anthony Giacchino und Alice Doyard
»A Concerto Is a Conversation«, Ben Proudfoot und Kris Bowers
»Do Not Split«, Anders Hammer und Charlotte Cook
»Hunger Ward«, Skye Fitzgerald und Michael Scheuerman
»A Love Song for Latasha«, Sophia Nahli Allison und Janice Duncan

Das gab es jetzt öfter, daß ein Mann und eine Frau für die Oscars ausgezeichnet wurden. Aber natürlich spricht der Mann die Dankesrede.


Bester Dokumentarfilm - lang

»Kollektiv – Korruption tötet«, Alexander Nanau und Bianca Oana
»Sommer der Krüppelbewegung«, Nicole Newnham, Jim LeBrecht und Sara Bolder
»Der Maulwurf – Ein Detektiv im Altersheim«, Maite Alberdi und Marcela Santibáñez
»Mein Lehrer, der Krake«, Pippa Ehrlich, James Reed und Craig Foster
»Time«, Garrett Bradley, Lauren Domino und Kellen Quinn

Sehr unterschiedliche Themen, stellt man bei den Ausschnitten aus den Filmen fest. Das ist eigentlich immer so, fällt einem hier besonders auf. Zwei handeln von Tieren, aber die Krake, der Octopus gewinnt. 


Bestes Make-up/Beste Frisuren

»Emma«, Marese Langan, Laura Allen und Claudia Stolze
»Hillbilly Elegy«, Eryn Krueger Mekash, Matthew Mungle und Patricia Dehaney
»Ma Rainey’s Black Bottom«, Sergio Lopez-Rivera, Mia Neal und Jamika Wilson
»Mank«, Gigi Williams, Kimberley Spiteri und Colleen LaBaff
»Pinocchio«, Mark Coulier, Dalia Colli und Francesco Pegoretti

Dankesrede der schwarzen Gewinnerinnen.



Bestes Kostümdesign

»Emma«, Alexandra Byrne
»Ma Rainey's Black Bottom«, Ann Roth
»Mank«, Trish Summerville
»Mulan«, Bina Daigeler
»Pinocchio«, Massimo Cantini Parrini



Bester Ton

»Greyhound - Schlacht im Atlantik«, Warren Shaw, Michael Minkler, Beau Borders und David Wyman
»Mank«, Ren Klyce, Jeremy Molod, David Parker, Nathan Nance und Drew Kunin
»Neues aus der Welt«, Oliver Tarney, Mike Prestwood Smith, William Miller und John Pritchett
»Soul«, Ren Klyce, Coya Elliott und David Parker
»Sound of Metal« Nicolas Becker, Jaime Baksht, Michellee Couttolenc, Carlos Cortés und Phillip Bladh

Dankesrede von einem, der nicht dabei ist, aber drei Männer und eine Frau nehmen den Oscar für alle entgegen.


Bestes Szenenbild

»The Father«, Peter Francis und Cathy Featherstone
»My Rainey’s Black Bottom«, Mark Ricker, Karen O'Hara und Diana Stoughton
»Mank«, Donald Graham Burt und Jan Pascale
»Neues aus der Welt«, David Crank und Elizabeth Keenan
»Tenet«, Nathan Crowley und Kathy Lucas


Beste visuelle Effekte

»Love and Monsters«, Matt Sloan, Genevieve Camilleri, Matt Everitt und Brian Cox
»The Midnight Sky«, Matthew Kasmir, Christopher Lawrence, Max Solomon und David Watkins
»Mulan«, Sean Faden, Anders Langlands, Seth Maury und Steve Ingram
»Der einzig wahre Ivan«, Nick Davis, Greg Fisher, Ben Jones und Santiago Colomo Martinez
»Tenet«, Andrew Jackson, David Lee, Andrew Lockley und Scott Fisher


Bester Schnitt

»The Father«, Yorgos Lamprinos
»Nomadland«, Chloé Zhao
»Promising Young Woman«, Frédéric Thoraval
»Sound of Metal«, Mikkel E. G. Nielsen
»The Trial of the Chicago 7«, Alan Baumgarten


Beste Filmmusik

»Da 5 Bloods«, Terence Blanchard
»Mank«, Trent Reznor und Atticus Ross
»Minari«, Emile Mosseri
»Neues aus der Welt«, James Newton Howard
»Soul«, Trent Reznor, Atticus Ross und Jon Batiste

Und auch hier sind die Ausgezeichneten Schwarze.


Bester Song

»Fight for You« aus »Judas and the Black Messiah« von H.E.R., Dernst Emile II und Tiara Thomas
»Hear My Voice« aus »The Trial of the Chicago 7« von Daniel Pemberton und Celeste Waite
»Husavik« aus »Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga« von Savan Kotecha, Fat Max Gsus und Rickard Göransson
»Io sì (Seen)« aus »Du hast das Leben vor dir« von Diane Warren und Laura Pausini
»Speak Now« aus »One Night in Miami« von Leslie Odom Jr. und Sam Ashworth

Endlich sind wieder Frauen bei den Ausgezeichneten und da paßt es gut in das neue Konzept von Hollywood, daß sie wie ihre Kollegin Schwarze ist.

Fotos:
©digitalfernsehen.de
©rp-online.de

Info:
Die fett unterstrichenen Filme sind jeweils die Gewinner. 

Wir setzen nach den ersten Oscars diesen Artikel  ein und schalten ihn frei, aber vervollständigen ihn permanent, da es so viele Oscars gibt, daß sich das die ganze Nacht hinzieht.