Drucken
Kategorie: Film & Fernsehen

Was man aus dem hr-Journal November/Dezember alles erfährt!

 

Helga Faber und Daniela Sommer

 

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Na, so was. Die eine Redaktionskollegin wußte vom Frankfurter Tatort Kommissar, aber die andere wußte es besser: Es gibt nämlich auch noch den Kommissar aus Wiesbaden, der soeben seinen dritten hessischen Tatort SCHWINDELFREI abgedreht hat: Ulrich Tukur, der dazu sagt: "Das war ein Riesenvergnügen".

 

 

Tatsächlich kann man dieses hr-Journal im Internet anschauen und sich auch ausdrucken. Es lohnt, haben wir bemerkt, denn die Fernsehproduktion um den LKA-Chef Felix Murot, den der südhessische Ulrich Tukur spielt, wird sehr ausführlich wiedergegeben. Wir sagen mal, man hat logistisch Hervorragendes geleistet im Hessischen Rundfunk! Denn mit der Buchmesse und dem neuen Buch von Ulrich Tukur sowie Lesungen war der in Venedig ansässige Schauspieler eh in der Gegend. Ein Zirkus ist auch derzeit in der Stadt, Circus Busch. Ob allerdings dieser Zirkus identisch ist mit dem Drehort, dem Zirkuszelt im Osten Frankfurts, wissen wir nicht von alleine, erhoffen es aber und bekommen es vom hr-Journal bestätigt.

 

Murot und Zirkus? Da doch eher die Begabungen des Entertainers Ulrich Tukur nutzen und entsprechende Drehbücher schreiben. Wieder unter logistischen Gesichtspunkten eine hervorragende Fernseharbeit der Hessen! Denn der singende Tukur spielt auch Klavier und kann darum ohne Probleme als Pianist undercover in einer Zirkuskapelle ermitteln. Und das alles ist schon bald zu sehen, am 8. Dezember im Ersten!

 

Aber lassen wir Kollegin Daniela Sommer sprechen, die für das Journal die Hintergründe zusammenstellte. Er ist außergewöhnlich, der Drehort des neuen hr-„Tatorts“, und auch im Film kann man die Zirkusluft förmlich schnuppern: grelle Scheinwerfer, glitzernde Vorhänge, schrille Leuchtschrift und die entsprechende Musik sorgen für die typische Atmosphäre. „Diese Produktion ist groß und so herrlich bunt“, schwärmt Regisseur Justus von Dohnányi. „In einem echten Zirkus zu inszenieren, hat schon was. Immerhin waren mitunter bis zu 250 Komparsen im Zelt!“ Auch Hauptdarsteller Ulrich Tukur zeigt sich während der Dreharbeiten begeistert von der neuesten hr-Produktion: „Der Zirkus ist eine wunderbar altmodische Unterhaltungsform, eine Welt, die mich schon als Kind fasziniert hat.“

Wie kommt der hr an ein echtes Zirkuszelt für den „Tatort“? „So was hat man nicht im Fundus und auch ein Nachbau kam nicht in Frage“, sagt Szenenbildner Börries Hahn-Hoffmann. Er hatte Kontakt mit dem Zirkus Carl Busch aufgenommen, der sich zum Gastspiel in Frankfurt angekündigt hatte: „Mit den Zirkusleuten haben wir ausgehandelt, dass das Zelt schon ein paar Wochen früher als geplant aufgeschlagen wird und wir es bis zur Vorstellung mieten.“ Im Zirkuszelt zu inszenieren – eine große Herausforderung auch für den erfahrenen Szenenbildner: „Bis auf die Sitzränge war das Zelt völlig leer. Um erst einmal ein Gefühl für die ungewohnten Dimensionen zu bekommen, habe ich ein Modell gebaut, anhand dessen gemeinsam mit Regie und Kamera die Spielräume festgelegt wurden. Film braucht viel Platz, und den hatten wir hier. Herrlich!“

Die Manege, ein großes Podest für die Zirkuskapelle, Nischen für die Artisten: In enger Absprache mit dem Regisseur realisierte Börries Hahn-Hoffmann schließlich seinen Entwurf - von der Schreinerei bis zur Dekoration waren viele beteiligt. Die hr-Werkstätten fertigten auch einige der Requisiten, die für den Dreh benötigt wurden: die rotierende Scheibe aus Pappelholz etwa, auf die Schauspieler Uwe Bohm mit Messern wirft, wurde entsprechend der Zirkusvorlage nachgebaut. „Der Profi, mit dem Uwe trainieren durfte, hatte ihm seine Messer zur Verfügung gestellt. Ein weiteres Messer, das im Film animiert durch die Luft fliegt, wurde eigens nachgebildet.“ Und während Uwe Bohm die gefährliche Wurfszene selbst gemeistert hatte, wurde eine Kollegin, die laut Drehbuch eine halsbrecherische Nummer am Seil vorführt, glücklicherweise von einer Artistin gedoubelt.

 



Die Manege wird zur Bühne



Ein Dreh in einem echten Zirkus ist auch für die Schauspieler etwas ganz Besonderes – im diesem ‚Tatort‘ wird die Manege zur Bühne“, erzählt Regisseur Justus von Dohnányi und ist froh, dass viele der Schauspieler Theatererfahrung mitbringen: „Die Interaktion mit dem Publikum ist ihnen total vertraut, sie haben sich in dem vollbesetzten Zirkuszelt pudelwohl gefühlt.“

Für Justus von Dohnányi ist es nicht der erste „Tatort“. In fünf Folgen spielte er selbst mit, nun steht er zum zweiten Mal für die Reihe hinter der Kamera und hat für seinen zweiten Tatort mit Ulrich Tukur auch gleich noch das Buch geschrieben: „Ich bin absoluter ‚Tatort‘-Fan. Als Schauspieler erzähle ich gerne Geschichten. Mindestens genauso spannend ist es aber, als Drehbuchautor eine Story zu entwerfen oder sie als Regisseur zu inszenieren.“

Inszeniert wurde übrigens nicht nur im Zirkuszelt, auch die historischen Wohnwagen ringsum sind Schauplatz des neuesten Falls: Hier ist Ulrich Tukur als Felix Murot dem Mörder auf der Spur, denn diesmal gibt es gleich zwei Tote. Eigentlich wollte der LKA-Ermittler, der nach seinem Hirntumor als geheilt gilt, seine „Wiedergeburt“ mit einem Zirkusbesuch feiern. Dort aber stößt er auf ein tödliches Geheimnis und ist gleich wieder im Dienst: Als der Pianist ausfällt, heuert Murot in der Zirkuskapelle an, inkognito, versteht sich …



 

Die Stimmung am Set



Es ist die Rolle für den leidenschaftlichen Musiker Ulrich Tukur, der im Film in die Tasten haut und aus voller Brust singt, und zwar gemeinsam mit seiner Band „Die Rhythmus Boys“, mit der er auch im richtigen Leben Musik macht: „Das war ein Riesenvergnügen! Überhaupt ist das hier ein richtig schöner Dreh mit einem klasse Team.“ Film-Zeit, sagt er weiter, sei schließlich Lebenszeit: „Ich möchte einfach ein paar schöne Drehtage haben. Auf einen qualvoll hergestellten Film, selbst wenn er gut ist, hab ich keine Lust.“

Und tatsächlich: Trotz professioneller Routine, eines straffen Zeitplans und kalter Füße am herbstlichen Set ist die Stimmung außerordentlich gut: Immer wieder ist Zeit für einen Scherz, Starallüren sucht man vergebens. „Wann immer es der Drehplan zuließ, hat sich Ulrich Tukur ans Klavier gesetzt und mit seiner guten Laune alle anderen angesteckt“, erzählt Szenenbildner Hahn-Hoffmann, der diese Produktion als die allerschönste seiner mittlerweile 20 „Tatort“-Folgen bezeichnet.

Es sei ihm wichtig gewesen, die Figur des Felix Murot seinerzeit gemeinsam mit der Redaktion zu entwickeln, so Ulrich Tukur, nachdem die nächste Szene im Kasten ist: „Ich mag sie – sie ist so schön romantisch, etwas aus der Zeit gekippt, widersprüchlich und abgründig.“ Schon in den ersten Folgen sei Felix Murot in eine parallele Welt geraten – „doch er ist einer, der trotz aller Widrigkeiten mit Witz und Selbstironie aufrecht durchs Leben läuft – das gefällt mir“, so der Hauptdarsteller.


Murot ist ein Einzelkämpfer – die ideale Spielwiese für den Schauspieler Ulrich Tukur? „Natürlich! Es ist eine ganz fantastische Rolle, die unglaublich viele Möglichkeiten bietet“, sagt er, „Murot ist ein einsamer Wolf, der wie jeder Mensch Angst hat. Der die Dinge verhandelt, die wir alle verhandeln müssen. Und der sich trotzdem den Schneid nicht abkaufen lässt.“

 

Wenn man nicht heraussticht, lohnt der Aufwand nicht



Der Hirntumor des Kommissars, die potenziell tödliche Erkrankung, hatte für Sinnestäuschungen gesorgt – an entsprechenden filmischen Effekten hatte insbesondere der zweite Tukur-„Tatort“ mit dem Titel „Das Dorf“ aus dem Jahr 2011 nicht gespart. Ins gängige Erzählschema paßte die Folge nicht. „Der Film war durchaus gewagt, doch wir wollten ganz bewußt polarisieren“, sagt Regisseur Justus von Dohnányi. „Allzu viele Irritationen gibt es im neuen Fall nicht, doch auch der verspricht ein wenig schräg zu werden.“ Und Hauptdarsteller Tukur pflichtet bei: „Wir müssen Ungewohntes zeigen, müssen ein bisschen experimentieren, sonst wird dieser ‚Tatort‘ so beliebig wie viele andere. Wenn man nicht mit irgendwas aus der Masse heraussticht, lohnt der ganze Aufwand nicht.“

Qualität ist wichtiger als Quote, sagt Ulrich Tukur, „umso besser, wenn beides stimmt.“ Die beiden nächsten „Tatorte“ mit ihm sind längst in Arbeit, „was danach kommt, weiß ich nicht“, sagt der Hauptdarsteller ganz entspannt: „Solange es Fans gibt, die das lieben, was wir tun, werden wir weitermachen.“

 

Schön zu hören, wo wir den Gehirntumor des Ermittlers doch immer als Ausstiegsklausel für den Schauspieler Ulrich Tukur empfanden, nämlich ohne Probleme diesen Murot sterben zu lassen, wenn Tukur genug hätte.

 

Übrigens gibt es im hr-Journal noch sehr viel mehr zu erfahren, u.a. "Damals am Fluss" - Die spannende Reise in die hessische Vergangenheit zeigt, wie die Menschen seit Jahrhunderten am und vom Main leben. Und: "Wie wird der Winter?" - Hessen hat auch beim Wetter einige Besonderheiten zu bieten. Der hr-Meteorologe Dr. Tim Staeger über Kältelöcher, seriöse Vorhersagen und die immer wieder spannende Frage: Bekommen wir weiße Weihnachten?

 

 

http://www.hr-online.de/website/derhr/home/index.jsp?rubrik=5188&key=standard_document_1057528