beflugeltSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 19. August 2021, Teil 9

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Im Jahr 2014 entdeckte der 11-jährige Noah Bloom eine verletzte Elster in der Nähe der nördlichen Strände von Sydney. Der Vogel war aus dem Nest gefallen und hatte seine Familie verloren. Noah und seine Brüder hofften, dass sie die Elster würden retten können. „Wir fanden Penguin etwa drei Monate, nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen worden war, und es ging mir nicht gut“, erinnert sich Sam Bloom. „Ich mag das Wort depressiv nicht, aber ich nehme an, das ist es, was ich war.“

Sam empfand ihr Leben als ausgesprochen düster. Sie war immer im Freien unterwegs gewesen, entweder auf ihrem geliebten Ozean am Surfen oder auf Reisen. Sam war in der Nähe von Bilgola Beach aufgewachsen in New South Wales und ihre neue Wirklichkeit erschien ihr absolut trostlos.

„Als Penguin auftauchte fühlte sich die Situation wirklich grimmig an“, berichtet Cameron Bloom. „Es war für uns alle eine schlimme Zeit. Ich glaube, die Tatsache, dass dieser kleine verwundete Vogel unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz brauchte, hat das Blatt gewendet.“

„Ich sah, wie Sam aus dem Fenster schaute, mit Penguin auf der Schulter, oder wie der Vogel herum trippelte, während Sam in der Küche kochte“, so Cameron. „Mir wurde klar, dass Penguins Anwesenheit für Sam wirklich wichtig war.“

Diese Elsterart ist bekannt für ihre Energie und ihren Mut. „Ich habe mich immer um sie gekümmert. Sie saß entweder auf meinem Schoß oder auf meiner Schulter“, berichtet Sam. „Auf Penguin zu achten, gab mir eine neue Aufgabe.“ Cameron, von Beruf Fotograf, begann damit, die Veränderung, die der Vogel in die Familie brachte, zu dokumentieren. Er hielt die Eigenarten von Penguins Persönlichkeit, Sams Heilprozess sowie das sich entwickelnde besondere Verhältnis der beiden fotografisch fest. Die Kinder hatten die Idee, einen Instagram-Account für die Bilder einzurichten. Dieser verfügte schon bald über eine große Anzahl an Followern. Nachdem die Australian Broadcasting Corporation (ABC) einen Bericht über Penguin und ihre Adoptivfamilie brachte, erfuhr die Geschichte der Blooms internationale Bekanntheit.

Anfragen von Verlagen und Filmemachern veranlassten Cameron dazu, Bradley Trevor Greive zu kontaktieren, den Verfasser des Bestsellers Kopf Hoch! und vieler weiterer Bücher. Penguin Bloom: Der kleine Vogel, der unsere Familie rettete erschien 2016. Ein zweites Buch befindet sich in Vorbereitung.

Naomi Watts, die Sam Bloom verkörpert und gleichzeitig als Produzentin des Films fungiert, macht deutlich, dass der Schlüssel zu der Geschichte, in unser aller Fähigkeit zur Identifikation mit traumatischen Erlebnissen, sowie in den universellen Themen Hoffnung und Familie begründet liegt.

„Die Frage, wie man auf ein einschneidendes Erlebnis reagiert, das einen aus heiterem Himmel heimsucht, kann jeder nachvollziehen“, erläutert Watts. „Es geht darum, sich dem Unbekannten zu stellen, es zu akzeptieren und neue Wege einzuschlagen.“

Co-Autor Greive dazu: „Mir wurde klar, dass es sich bei dem Schicksalsschlag von Samantha und dem Auftauchen des Vogels um eine einzigartige Geschichte handelte: Zwei gebrochene Wesen helfen einander bei der Heilung. Der Vogel war das Gefäß für Sams eigene Erzählung.“

Der Übergang vom Buch zum Film fühlte sich ganz natürlich an. Die Kraft von Cameron Blooms unglaublichen Fotografien gepaart mit Bradly Greives Worten bildeten eine wunderbare Vorlage für die Filmemacher.

„Bradley Greive ist ein Freund von mir. Er rief an und wollte sich über ein neues Buchprojekt austauschen“, berichtet Produzentin Emma Cooper. „Bradley überreichte mir ein Exemplar und begann zu erzählen. Ich war sofort begeistert. Die Kombination von Cameron Blooms Fotos mit Bradleys Prosa ergab ein fesselndes Werk, das von universellen Themen wie Hoffnung, Familie und der Verbundenheit mit der Natur erzählt. Bradley wies auf die Möglichkeit hin, den Stoff in einen Film zu verwandeln. Ich sagte schnellstmöglich zu, dass ich das Projekt gerne produzieren würde. Dann sprach ich mit Cameron und Samantha, um herauszufinden, was den beiden bei der filmischen Umsetzung besonders wichtig war.“

Cameron erstellte einen Video-Trailer für das Buch, der anschaulich die Geschichte erzählte. Cooper schickte den Trailer an Produzentin Bruna Papandrea sowie an ihre Partner Steve Hutensky und Jodi Matterson bei Made Up Stories.

„Made Up Stories konzentriert sich auf Projekte mit weiblichen Hauptfiguren und BEFLÜGELT – EIN VOGEL NAMENS PENGUIN BLOOM hat eine fantastische Frauenrolle im Zentrum“, macht Papandrea deutlich. „Ich bin immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Stoffen. Diese Geschichte war einerseits so dramatisch und ernst, aber gleichzeitig kontrastiert mit Elementen von solcher Leichtigkeit, durch die Interaktion mit dem Vogel.“

Matterson ergänzt: „Eines unserer Ziele in der Arbeit von Made Up Stories ist die Darstellung von komplexen Frauenfiguren auf der Leinwand. Sam Bloom ist eine außerordentliche Australierin, die einen Unfall hatte, der jedem widerfahren könnte und der ihr Leben drastisch veränderte.“

Als es darum ging auszuloten, ob Naomi Watts an dem Stoff interessiert sein könnte, stellte sich schnell heraus, dass die zweifach Oscar®-nominierte Schauspielerin von der Geschichte sehr berührt war. „Es fing alles damit an, dass Emma Cooper mich auf das Buch aufmerksam machte“, so Watts. „Ich erinnere mich, dass ich eines Sonntags morgens im Bett lag und völlig umgehauen war von den kraftvollen Bildern und der Beziehung zwischen Penguin und den Blooms. Dann hat meine ganze Familie das Buch gelesen und alle waren unglaublich bewegt. Die Familie im Buch ist an diesem schrecklichen Unfall fast zerbrochen, doch irgendwie hat der Vogel sie wieder zusammengekittet.“

Cooper erhielt als nächstes einen Anruf: „Naomi rief an und berichtete, dass ihre Kinder das Buch liebten. Sie sagte die Rolle zu und kündigte an, dass sie sich außerdem als Produzentin einbringen wollte. Es ist erstaunlich, wie schnell alles ablief!“

Watts und Papandrea kannten sich bereits seit Jahren und BEFLÜGELT – EIN VOGEL NAMENS PENGUIN BLOOM war der Film, der sie endlich professionell zusammenbrachte. „Naomi und ich haben seit 25 Jahren versucht, etwas zusammen zu machen, endlich war es soweit“, kommentiert Papandrea begeistert. „Es war eines dieser Projekte, bei dem ich mir keine andere in der Rolle hätte vorstellen können.“

Watts fügt hinzu: „Als Schauspielerin ist man auf der Suche nach solchen Figuren: durchschnittliche Menschen von Schicksalsschlägen heimgesucht. Und in der Rolle der Produzentin war mir klar, dass ich alles für diesen Film tun würde. Ich hatte in der Vergangenheit bereits andere Filme produziert, aber bei BEFLÜGELT – EIN VOGEL NAMENS PENGUIN BLOOM war ich erstmals an allen kreativen Entscheidungen beteiligt. Das war wichtig für mich, da ich eine Verbindung spüre, sowohl zu der Geschichte als auch zu Australien.“

Für die Filmadaption kam eine Reihe von Talenten zusammen, um den richtigen Ton zu treffen. Und die Drehbuchautoren Shaun Grant und Harry Cripps taten genau das. „Wir hatten großes Glück mit unseren Autoren“, betont Cooper. „Als erstes holten wir Shaun an Bord, der eine unglaubliche Arbeit ablieferte. Das Thema war sehr ungewohnt für ihn, er hat bisher vor allem Vorlagen für sinistre Filme verfasst. Aber Shaun verliebte sich schnell in unsere Geschichte. Dann holten wir Harry dazu, der über viel Erfahrung mit Familienfilmen verfügte.“

„Die Drehbuchschreiber und die Produzenten haben uns immer eingebunden“, berichtet Samantha Bloom. „Wir haben ihnen Feedback gegeben, aber auch klar gesagt, wenn wir etwas nicht im Film haben wollten. Während der gesamten Entwicklung des Films waren wir stark involviert.“

Naomi Watts dazu: „Es war wichtig, dem Drehbuch genug Humor und Momente der Leichtigkeit mitzugeben, damit das Leid nicht überhandnimmt und die Balance gewahrt bleibt zwischen Hoffnung und Mut auf der einen Seite sowie dem schweren Schicksal auf der anderen.“

Das Produktionsteam wurde komplettiert durch den australischen Regisseur Glendyn Ivin. „Die Vorlage ist teils autobiografisch, teils Fabel und ein Teil Fotobuch“, stellt Ivin fest. „Das ist sehr ungewöhnlich als Ausgangsbasis. In der Geschichte konnte jeder etwas für sich finden. Nicht viele Bücher vollbringen so etwas.“

„Ich hatte damit begonnen, meinen Kindern Filme vorzuführen, die mir wichtig waren, als ich jünger war und da wurde mir bewusst, dass ich Tiere im Film immer besonders geschätzt hatte. Also wollte ich etwas Vergleichbares erschaffen. Bei BEFLÜGELT – EIN VOGEL NAMENS PENGUIN BLOOM konnte ich Filmsprache auf eine andere Art nutzen, um eine Geschichte zu erzählen.“


Foto:
© Verleih

Info:
Beflügelt – Ein Vogel namens Penguin Bloom (USA, Australien 2020)
Filmlänge: ca. 95 Min.
Regie: Glendyn Ivin
Drehbuch: Harry Cripps, Shaun Grant
Darsteller: Naomi Watts, Andrew Lincoln, Jacki Weaver, Griffin Murray-Johnston, Felix Cameron, Abe Clifford-Barr, Rachel House u.a.
Verleih: LEONINE Distribution
FSK: ab 6 Jahren

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