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Kategorie: Film & Fernsehen
Bildschirmfoto 2021 09 13 um 01.09.31Filme als Archive der Migrationsgesellschaft, Filmreihe von Donnerstag, 9., bis Dienstag, 28. September 2021

Siegrid Püschel

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Filmarchive schreiben Geschichte. Aber wessen Geschichte und für wen? Die Filmreihe Von hier nimmt das 60-jährige Jubiläum des Anwerbeabkommens zwischen der Türkei und der Bundesrepublik Deutschland zum Anlass, mit zwölf Filmprogrammen die Wechselbeziehungen zwischen Filmproduktion, Archivierung und migratorischen Bewegungen zu untersuchen.

Filme wie Kenan Ormanlars GASTARBEITER AUS DER TÜRKEI, King Ampaws THEY CALL IT LOVE, Bogdan Žižićs in Frankfurt gedrehte Werke NICHT HINAUSLEHNEN und GASTARBAJTER oder EMPFÄNGER UNBEKANNT von Sohrab Shahid Saless stellen Klischeebilder von Fremde und Zugehörigkeit ebenso infrage wie etablierte Kategorisierungen deutscher Filmgeschichte. Zu den Wiederentdeckungen der Reihe gehören der Kurzfilm BLACK IS BLACK von King Ampaw sowie einige Arbeiten, die Želimir Žilnik 1974 und 1975 in der BRD gedreht hat und die hier nun seit Langem wieder zu sehen sind. Aktuelle Filme wie Aysun Bademsoys SPUREN – DIE OPFER DES NSU oder die Kollektivarbeit DUNKELFELD schlagen eine Brücke in die Gegenwart, eröffnen einen Blick auf rassistische Genealogien in Deutschland und fordern dazu auf, diese zu überwinden.

Ein Doppelprogramm und zwei Diskussionsveranstaltungen laden dazu ein, mit verschiedenen Akteur:innen über Archivierung und Zugänglichmachung, Erinnerung und Musealisierung zu diskutieren. Mareike Bernien und Merle Kröger stellen in der Reihe ihr Archiv-Projekt „Die fünfte Wand“ zur NDR-Redakteurin und Moderatorin Navina Sundaram vor.

Die Reihe gibt Einblick in die Vielfalt der Perspektiven und eröffnet so einen Diskussionsraum, in dem Ambivalenzen ausgehalten werden können. Die einzelnen Filme des Programms deuten dabei auf eine Grundkonstellation heutiger Gesellschaften hin, die es wertzuschätzen und zu verteidigen gilt.

 
Filme & Spielzeiten

Donnerstag, 9. September, 20 Uhr
NE NAGINJI SE VAN Nicht hinauslehnen
Jugoslawien 1977. R: Bogdan Žižić
D: Ivo Gregurević, Fabijan Šovagović, Mira Banjac. 104 Min. 35mm. DF (DEFA-Fassung)
Vorfilm: GASTARBEITER TRUMBETAŠ
Jugoslawien 1977. R: Bogdan Žižić. Dokumentarfilm. 16 Min. Digital


Freitag, 10. September, 20:15 Uhr
THEY CALL IT LOVE
BR Deutschland 1970, R: King Ampaw
D: William Donald Powell, Michael Gahr, Brigitte Harrer. 70 Min. DCP
Vorfilm: BLACK IS BLACK BRD 1968. R: King Ampaw. 12 Min. Digital
Einführung: Tobias Hering


Samstag , 11. September, 18 Uhr
DIE FÜNFTE WAND
Projektvorstellung und Diskussion
Zu Gast: Merle Kröger, Mareike Bernien


Sonntag, 12. September 15 Uhr
GEDENKEN / ARCHIV I
Filmarchive der Migrationsgesellschaft I
Kurzfilmprogramm und Diskussion
Gäste: Merle Kröger, Mareike Bernien, Moderation: Gaby Babić
u.a. mit:
GASTARBEITER AUS DER TÜRKEI (BRD 1969, R: Kenan Ormanlar)
WIR SIND SINTIKINDER UND KEINE ZIGEUNER (BRD 1981, R: Katrin Seybold, Melanie Spitta)
ICH BIN EIN KANAKE (DE 1991, R: Thomas Draeger)


Sonntag, 12. September, 18 Uhr
GEDENKEN / ARCHIV II
Filmarchive der Migrationsgesellschaft II
Kurzfilmprogramm und Diskussion
Gäste: Merle Kröger, Mareike Bernien, Cana Bilir-Meier (online), Moderation: Gaby Babić
SEMRA ERTAN (AU/DE 2013, R: Cana Bilir-Meier)
THIS MAKES ME WANT TO PREDICT THE PAST (DE/AU 2019, R: Cana Bilir-Meier)
DUNKELFELD (DE 2020, R: Marian Mayland, Patrick Lohse, Ole-Kristian Heyer)
TIEFENSCHÄRFE (DE 2017, R: Mareike Bernien, Alex Gerbaulet)


Dienstag, 14. September, 20:30 Uhr
DIESE SPONTANE ARBEITSNIEDERLEGUNG WAR NICHT GEPLANT
BR Deutschland 1982. R: Yüksel Ugurlu, Thomas Giefer, Karl Baumgartner. 42 Min, Beta-SP
Vorfilm: ALAMANYA, ALAMANYA – GERMANIA, GERMANIA
BR Deutschland 1979. R: Hans Andreas Guttner. 24 Min. 35mm
Zu Gast: Yüksel Ugurlu, Thomas Giefer


Mittwoch, 15. September, 18 Uhr
EKMEK PARASI  Geld fürs Brot
Deutschland 1994, R: Serap Berrakkarasu, Gisela Tuchtenhagen Dokumentarfilm. 100 Min. DCP
Einführung: Gaby Babić


Samstag 18. September, 15:30 Uhr
Podiumsdiskussion: Kino, Geschichte und Archive der Migrationsgesellschaft
Zu Gast: Aurora Rodonò (Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, freie Kulturarbeiterin und Dozentin) Ceren Türkmen (Soziologin, Initiative Duisburg 1984), Martha Prassiadou (Migrationsberatung, Diakonie Hessen), Christine Kopf (Leitung Filmbildung/Co-Leitung Strategische Entwicklung, DFF)


Samstag, 18. September, 18 Uhr
EMPFÄNGER UNBEKANNT
BR Deutschland 1983. R: Sohrab Shadid Saless. 83 Min. Digital
Zu Gast: Bert Schmidt


Dienstag, 21. September, 18 Uhr
OYOYO / MAN SA YAY
OYOYO
DDR 1980. R: Chetna Vora. Dokumentarfilm. 45 Min. DCP
MAN SA YAY  Ich, deine Mutter
BR Deutschland/Senegal 1980. R: Safi Faye
D: Moussa J. Sarr, Yay Sokhna, Yvonne Nafi. 59 Min. Digital. DF


Samstag, 25. September 20:15 Uhr
SPUREN - DIE OPFER DES NSU
Deutschland 2019. R: Aysun Bademsoy. Dokumentarfilm. 81 min. DCP
Zu Gast: Aysun Bademsoy (Online-Gespräch), Marie-Hélène Gutberlet
In Kooperation mit: deutsche fremde nachbarschaft


Sonntag 26. September, 18 Uhr
Kurzfilmprogramm Želimir Žilnik
USTANAK U JASKU  Uprising in Yazak (YU 1973)
ANTRAG (BRD 1974)
INVENTUR METZSTRASSE (BRD 1975)
HAUSORDNUNG (BRD 1975)
ÖFFENTLICHE HINRICHTUNG (BRD 1975/1997)
ICH WEISS NICHT, WAS SOLL ES BEDEUTEN (BRD 1975)
Mit Videointerview: Želimir Žilnik


Dienstag, 28. September, 18 Uhr
Kurzfilmprogramm: OUT OF PLACE
BERLIN (BRD 1969, R: Irena Vrkljan)
MITTELEUROPA (DE 1978, R: Nicos Ligouris)
ONUN HARICINDE; IYIYIM  Other Than That, I'm Fine (DE 2020, R: Eren Aksu)

Foto:
DIESE SPONTANE ARBEITSNIEDERLEGUNG WAR NICHT GEPLANT, BRD 1982, R: Yüksel Ugurlu, Thomas Giefer, Karl Baumgartner
©dff.de

Info:
Weitere Programminformationen auf
www.dff.film/kino/von-hier/