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Kategorie: Film & Fernsehen
selbstbildnis leonardoSerie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 23. Dezember 2021, Teil 3

Andreas Koefoed

München (Weltexpresso) - ca. 1500
Salvator Mundi wird beauftragt, möglicherweise für Ludwig XII. von Frankreich, im Anschluss an dessen Eroberungen von Genua und Mailand. Es existieren keine Beweise aus da Vincis Lebzeiten, dass er selbst das Gemälde gemalt hat.

1900

Die erste sichere Sichtung des Salvator Mundi bei seinem Kauf durch den wohlhabenden Textilhersteller Sir Francis Cook. Dieser kaufte das Gemälde – als Werk von Leonardo da Vincis Getreuem Bernardino Luini – im Jahre 1900 für 120 Pfund von Sir Charles Robinson, dem damaligen Surveyor of the Queen’s Pictures. Kunsthistoriker sind sich noch stets unsicher über den Verbleib des Salvator Mundi zwischen 1500 und 1900. Es existiert ein Foto des Gemäldes aus dem Jahr 1911 mit einer alten und amateurhaften Restaurierung, die es schwierig macht, es als dasselbe Gemälde zu erkennen.


1958

Nachdem das Gemälde bis 1958 im Haus der Familie Cook, dem Doughty House in Richmond, gehangen hat, wird es bei Sotheby’s in London für 45 Pfund an den amerikanischen Geschäftsmann Warren Kuntz verkauft.


2005

Warren Kuntz und dessen Frau Minnie lebten in New Orleans. Nach ihrer beider Tod erbte ihr Neffe Basil Clovis Hendry Sr das Gemälde, der es bis zu seinem Tod im Jahr 2005 in seinem Haus in Baton Rouge bewahrte. Daraufhin wurde es bei der New Orleans Auktion zum Verkauf angeboten, wo es durch den geschulten und auf Spekulationen ausgerichteten Blick des New Yorker Kunsthistorikers und Händlers Alex Parish entdeckt wurde. Parish schließt sich mit Robert B. Simon zusammen, um den Salvator Mundi für nur 1175 US-Dollar zu kaufen.


2006

Die Restauratorin Dianne Modestini beginnt ihre Arbeit am Salvator Mundi. 2008 Die National Gallery in London bittet fünf Leonardo da Vinci Experten, sich an einem Nachmittag den Salvator Mundi anzuschauen. Während des informellen Gesprächs stehen die Fachleute dem Gemälde als Werk Leonardo da Vincis offen gegenüber, jedoch werden sie nicht damit beauftragt, das Gemälde gründlich zu untersuchen oder formale Einschätzungen zu liefern.


2011

Die National Gallery in London präsentiert den Salvator Mundi als Originalgemälde Leonardo da Vincis in ihrer Blockbuster-Ausstellung Leonardo da Vinci: Painter at the Court of Milan. 2012 Das Dallas Museum of Art versucht, das Gemälde zu erwerben, kann die dafür notwendigen Mittel jedoch nicht aufbringen.


2013

Der russische Oligarch Dmitry Rybolovlev kauft den Salvator Mundi am 3. Mai für 127,5 Millionen US-Dollar. Später erfährt Rybolovlev, dass sein Kunstberater Yves Bouvier das Gemälde am Vortag von einem durch Robert Simon geführten Konsortium in einem von Sotheby’s vermittelten Privatverkauf erworben hatte. Bouvier zahlte dem Konsortium 83 Millionen US-Dollar, bevor er das Gemälde mit einem Aufschlag von 44,5 Millionen US-Dollar an Rybolovlev übergab. 


2015

Am 25. Februar wird Bouvier in Monaco wegen Betrugs und Beteiligung an Geldwäsche angeklagt. Laut Rybolovlev hatte Bouvier ihn um mehr als 1 Milliarde US-Dollar betrogen, indem er Gemälde oft innerhalb weniger Tage mit Aufschlägen von bis zu 70 % weiterverkaufte. Der Streit um Rybolovlevs Sammlung von 38 Gemälden führte in mindestens fünf Gerichtsbarkeiten weltweit zu zivil- und strafrechtlichen Verfahren – Singapur, Schweiz, Frankreich, Monaco und den Vereinigten Staaten. Der Rechtsstreit läuft noch heute.


2017 

Im Vorfeld der Auktion entwickelt Christie’s eine umfangreiche Marketingkampagne für den Salvator Mundi und schickt das Gemälde auf eine Tour nach Hongkong, London, San Francisco und New York, wo es am 15. November zu einem Weltrekord-Auktionspreis von 450.300.000 USDollar verkauft wird. Nach der Auktion enthüllt die New York Times, dass der Käufer des Salvator Mundi der Kronprinz von Saudi-Arabien, Mohammad bin Salman, war.


2018

Das erste öffentliche Erscheinen des Gemäldes ist für den September im Louvre Abu Dhabi geplant, doch die Präsentation wird in letzter Minute abgesagt. Die Enthüllung wird ohne Angabe von Gründen auf unbestimmte Zeit verschoben. Das Gemälde wird stattdessen zur wissenschaftlichen Untersuchung an das Zentrum für Forschung und Restaurierung der Museen Frankreichs (C2RMF) geschickt.


2019

Im Oktober eröffnet der Louvre in Paris seine Leonardo da Vinci Blockbuster-Ausstellung anlässlich des 500. Todestages des Renaissance-Meisters. Der Salvator Mundi wird nicht ausgestellt.


2020

Das Art Newspaper berichtet über ein geheimes 46-seitiges Booklet mit dem Titel „Léonard de Vinci: Le Salvator Mundi“, das vom Louvre erstellt und im Dezember 2019 gedruckt wurde. Die Veröffentlichung des Buches wurde abgebrochen, als die Salvator Mundi Leihgabe abgelehnt wurde, einige Exemplare des Buches wurden jedoch in der Buchhandlung des Louvre gekauft. Der Sprecher des Louvre bestätigt, dass „das Buch für den Fall vorbereitet wurde, dass der Louvre die Möglichkeit hat, das Gemälde zu präsentieren. Da dies nicht der Fall war, wird es nicht veröffentlicht“. Das Booklet enthält detaillierte Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen des Louvre und folgert: „Die Ergebnisse der historischen und wissenschaftlichen Untersuchung (...) erlauben uns, die Zuschreibung des Werkes an Leonardo da Vinci zu bestätigen“. Der gesamte Inhalt des geheimen Buches wird im April 2021 durch das französische Kunstmagazin "La tribune de l'art" veröffentlicht.

Foto:
Selbstbildnis des alten da Vinci

Info:
The Lost Leonardo (Frankreich, Dänemark, Schweden, Norwegen 2021)
Originaltitel: The Lost Leonardo
Genre: Dokumentarfilm
Filmlänge: ca. 100 Min.
Regie: Andreas Koefoed
Drehbuch: Andreas Dalsgaard, Christian Kirk Muff, Andreas Koefoed
Mitwirkende: Dianne Modestini, Robert Simon, Alexander Parish,Warren Adelson, Yves Bouvier, Luke Syson, Martin Kemp, Maria Teresa Fiorio, Frank Zöllner, Jacques Franck, Evan Beard, Georgina Adam, Bradley Hope, Alexandra Bregman, Kenny Schachter, Jerry Saltz, Stéphane Lacroix, Alison Cole, Antoine Harari, David Kirkpatrick, Robert K. Wittman, Doug Patteson, Bruce Lamarche, Didier Rykner, Bernd Lindemann u.a.
Verleih: Piece of Magic Entertainment
Vertrieb: Die Filmagentinnen
FSK: ab 0 Jahren
Kinostart: 23.12.2021