SOMMER-REBELLEN

Als DVD seit 25. Februar im farbfilm verleih, vertrieben von Lighthouse Home Entertainment, Teil 1//2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dieser Sommerfilm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene kam am 12. August 2021 in die deutschen Kinos – aber er traf auf keine gute Besuchersituation. Das ist schade und Sie sollten diesen Film für alle Generationen als DVD ansehen, denn er gehört zu den wenigen völlig realistischen, natürlichen und endlich mal nicht im gutbürgerlichen Ambiente angesiedelten Filmen, die Wahrheiten über das Leben, die Erziehung und die Schwierigkeiten des Großwerdens bringen.

Entscheidend ist, daß alles Süßliche vermieden ist und knallharte Konflikte auf dem Tisch liegen, mit denen die Erwachsenen und die Kinder auf je ihre eigene Weise umgehen. Das muß man vorausschicken, weil die Handlung nur das eine ist, die geradezu nüchterne und authentische Lebenssituation dieser Familie das andere. Also, Jonas () ist elf Jahre und über seinem Leben lastet der Tod seines slowakischen Vaters, der beim Rafting ums Leben kam. Zur Restfamilie gehört auch der kleine Bruder Elias, der – so empfindet es Jonas – in allem vorgezogen wird. Er will nicht mit ans Meer, sondern seinen Opa besuchen. Das clevere Kerlchen schreibt Opa Bernhard eine Email im Namen der Mutter Beate und kündigt den Besuch von Jonas beim Opa an. Und setzt noch eins drauf. Er bittet den Opa ihn auf halber Strecke entgegenzufahren, was dieser zähneknirschend tut. Denn dieser Opa ist nicht mehr das, was er mal war. Nicht nur der Tod des Sohnes macht ihm zu schaffen, das Alter, das Alleinsein, ziemlich trübe alles.

Etwas irritiert und angeekelt stellt Jonas die Verwahrlosung in Opas Wohnung fest und gleichzeitig muß er lernen, daß er nicht von diesem bedient wird, sondern sich an Abwaschen und Saubermachen beteiligen muß – und das ohne jegliche Erziehungsmaßnahme des Opas, sondern einfach durch seine klare Ansage. Aber andererseits ist Opa so was von müde, kein Schwung, viel Alkohol und dann gibt er zu, daß er seine Arbeit verloren hat. Sohn weg. Arbeit weg. Normalität weg. All diese Dinge machen diesen Film von Anfang an unsentimental, obwohl ja Tod von Eltern mit das Schwierigste für Kinder bedeutet. Und hätte sich Jonas nicht so schnell mit dem Nachbarmädchen Alex angefreundet, dann wäre alles schwieriger geworden. Aber so wird der Aufenthalt eine Erfolgsgeschichte, denn dem lethargisch gewordenen Opa heizen die beiden kräftig ein. Er soll aus seiner Vereinsamung heraus und deshalb planen die beiden ein Dreifachprogramm für den Opa:
ein neues Hobby
eine neue Frau
ein neuer Job!

Daß sich Jonas nicht weiter wundert, von der Mutter nichts zu hören, muß uns nicht wundern. Denn wir Zuschauer haben schon beim Zugfahren mitbekommen, daß, als Jonas aufs Klo muß, die Mutter den Sohn anruft und der Opa den Anruf entgegennimmt und die beiden – das erfährt man am Schluß, ausmachen, daß der Junge den Sommer über beim Opa bleiben soll. Für den Jungen allerdings sind da immer Fragezeichen dabei, was passieren wird. Er selbst hat die guten, gehegten und gepflegten Erinnerungen an seinen Vater und will das wiederholen, was er mit ihm unternommen hatte, wobei dessen Boot, mit dem Vater und Sohn unterwegs waren, das Wichtigste ist. Doch der Opa bleibt rätselhaft in seiner Ansage, mal steckt es auf dem Speicher, mal hat er es verkauft...

Ohne Alex Blumig hätte Jonas das nicht ausgehalten, aber sie auch nicht ohne ihn, denn auch ihre Mutter ist alleinerziehend und auf den Opa nicht gut zu sprechen. Die Kinder brauchen für die Unternehmung Opa und Boot Geld. Die Mutter ist Blumenzüchterin und hält den verlotterten Opa für den Schuldigen, als die beiden Kinder alle Blumen aus Mutters Garten pflücken und auf dem Parkplatz verkaufen und wieder noch einen draufsetzen und die Blumen aus den öffentlichen Anlagen klauen und ebenfalls verkaufen. Doch dann kommt es genauso, wie es nicht kommen sollte. Die beiden wollen ja den Opa verkuppeln und machen ein Date aus. Doch dies ist Mutter Blumig, die auch gerne einen Mann wollte, aber doch nicht den alten lahmen Opa. Empörung, die sich steigert, weil sie ihn für den Blumenklauer hält und außerdem vergessen die Kinder den vielen geklauten Blumen Wasser zu geben und alle vertrocknen. Mißerfolg auf der ganzen Linie.

Doch kann der Opa schnell die Situation retten, in der sich jetzt der Ärger der beiden Kinder in gegenseitigen Anschuldigungen ergeht, indem er zugibt, daß das Boot doch noch existiert und Opa und Enkel aufs Wasser gehen. Dort kann er endlich dem Jungen sagen, daß er sich schuldig am Tod des Sohnes fühlt und als er mit der Bierflasche wedelt, kentert das Boot fast. Das wäre die nächste Katastrophe, die gerade noch verhindert wird, weshalb Opa schwört: nie mehr Alkohol. Daß er dann noch wegen der Blumen verhaftet wird, obwohl er doch unschuldig ist, kommt hinzu.

Nach so viele Dramen, ist allen Friede und Urlaub wichtig. Die Mutter von Jonas holt ihren Sohn ab, aber sie fahren dann sogar alle zusammen ans Meer. Gut gegangen. Schwierige Situationen bewältigt und kindliche und jugendliche Zuschauer waren mit wirklichen Problemen konfrontiert, die sie bewältigt haben.


Extras auf der DVD
Die beiden Hauptrollen Opa und Enkel sind von slowakischen Schauspielern verkörpert. Die gemeinsame Produktion ist sehr erfolgreich gewesen und für die Schauspieler wichtig. Das zeigen die Aufnahmen von den Dreharbeiten, die ausführlich auf der DVD gewürdigt werden, wie anderes auch. 


Foto:
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Info:

Regie    Martina Saková
Drehbuch.  Sülke Schulz & Martina Saková

Darsteller

Jonas  Eliáš Vyskočil
Opa Bernard.     Pavel Nový
Alex.   Liana Pavlíková
Mutter von Jonas.   Kaya Marie Möller
Frau Blumich.       Szidi Tobias
Frau Schmittke.       Jana Oľhová
Stefan.      Michal Kubovčík
Bruder von Jonas.     Lunik Kleinmichel
Polizisten.  Peter Oszlík & Michal Rovňák