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Kategorie: Film & Fernsehen
Luzifer2Im Rahmen der fantasy filmfest Nights in der HARMONIE. Premieren in Frankfurt 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das war schon ein Ritt über den Bodensee, um 16 Uhr den LUZIFER (103 Minuten, am 22.4. in die Kinos) in der Harmonie in Sachsenhausen und um 18 Uhr die Hessenpremiere von HEIL DICH DOCH SELBST mit Filmgespräch im CINEMA an der Hauptwache (am 21.4.in die Kinos). Dank der 3 Stationen S-Bahn kann man das wirklich in wenigen Minuten bewältigen. Technisch also, aber der Kopf, das Herz? Da hilft nur: Augen auf und durch!

Als ich Filmkundigen sagte, ich käme gerade aus einem Film der Ulrich-Seidel-Produktion, bekam ich mitleidiges Lächeln. Über seine Produktion kann ich wenig sagen, aber die Filme von Ulrich Seidel waren lange meine absoluten Favoriten, aber das liegt schon einige Jahre zurück. Gut, daß er auch als Produzent arbeitet und im Vorspann dankt ihm der Regisseur von luzifer ausdrücklich. Das kann man gut verstehen, denn nicht so sehr der Inhalt dieses filmischen Dramas ist sehr speziell, sondern vor allem die vom Regisseur sicher gewollte Darstellung harte Kost.

luziferDie Geschichte selbst soll einer wahren Begebenheit folgen, die schon für sich furchterregend ist: eine Teufelsaustreibung. Aber was wir hier oben auf einer österreichischen Almhütte erleben, geht weit darüber hinaus und zeigt nicht nur zwei Individuen, die Mutter (Susanne Jensen) und ihren doch mehr als leicht debilen Sohn Johannes (Franz Rogowski) in ihrem religiösen Wahn, der sowohl Maria, Christus und Gottvater gilt, aber auch der Natur schlechthin, was durch grandiose Alpenpanoramen unterfüttert wird, wobei aber Arthur, die Bezugsperson für Johannes eine ganz besondere Rolle spielt: der Adler, der mit stechenden Augen alles beobachtet.

Wir bleiben erst einmal bei Mutter und Sohn, wobei ich lange die Mutter, kurzgeschorene Haare, in einen Arbeitsanzug gesteckt, lange Mutter für den Vater hielt, weil Johannes ständig Papa, Papa ruft. Vieles passiert ohne Zusammenhang, wie halt der Tagesablauf oben auf der Höhe ist. Aber Zentrum ist die schwarze Madonna, eine wie verbrannt aussehende Holzskulptur in einer Baumhöhle, die sie nicht nur anbeten, sondern vor der sie sich auch körperliche Schmerzen zufügen, regelrecht kasteien mit Blut und Wunden. Von der Mutter erfahren wir, daß sie Alkoholikerin war und sie bleibt die stabile Figur für den Sohn, den sie orientiert, weil er immer wieder seine Hilflosigkeit zeigt. Doch im Lauf des Films verändert sich die gegenseitige Beziehung. Und das hat mit dem Eingreifen von draußen zu tun, einem regelrechten Überfall.

Von Anfang an wird die stille Alpenidylle gestört durch schrille Geräusche, orangene Arbeitsanzüge, Kettensägen zum Fällen von Bäumen, aber auch Hubschraubern und vor allem einer aufdringlichen Drohne, die wie ein übles Insekt ständig Johannes verfolgt, umkreist, halb verrückt macht. Doch dann kommt die Gang dazu, brutale Typen, die erst gewalttätig die Einrichtung der Hütte, mitsamt aller Fenster zusammenschlagen, dann aber auch die Mutter verprügeln, mit der Absicht, daß sie Papiere unterschreibt. Was sie tut. Es sind die Gorillas von Investoren, die Grund und Boden aufkaufen, weil sie ein Skigebiet schaffen wollen, was gewinnbringend erscheint.

Es gibt ständig neue Szenen, von denen man gar nicht alle benennen kann, die immer bedrohlicher werden, weil alles auf eine Katastrophe hinausläuft. Es ist die Mutter, die als erste zusammenbricht, wir halten sie für tot, doch dann stöhnt sie und trinkt und trinkt erneut aus der Flasche direkt in den Hals. Was ihr nicht bekommt. Johannes liebt Feuer, es brennt. Alles archaisch, alles mit Wucht, alles in religiöser Verzückung. Alles schwer auszuhalten, weil man sich fragt, warum?

Foto:
©Verleih

Info:
Regie und Drehbuch: Peter Brunner

Darsteller
Johannes.   Franz Rogowski
Mutter         Susanne Jensen

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