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Kategorie: Film & Fernsehen
claude3Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 21. Juli 2022, Teil 5

Redaktion

Paris (Weltexpresso) - Wie war es für Sie, noch einmal zu einem dritten Abenteuer aufzubrechen?

Ich habe volles Vertrauen in Philippe de Chauveron. Er ist ein ausgezeichneter Autor, der immer bemerkenswert gut schreibt. Wenn er mir sagt, dass er mich für einen Film engagieren möchte, dann weiß ich, dass ich es machen werde. Wenn auch zunächst die Idee, zum dritten Mal in dieses Abenteuer aufzubrechen, verrückt erschien, so ist es Philippe sehr gut gelungen, die Saga neu zu erzählen: Die Anreise der Schwiegereltern ermöglicht, diese Frische des ersten Teils wiederzufinden. Sie ersetzen gewissermaßen die Schwiegersöhne. Außerdem ist der junge Deutsche eine tolle Idee, denn das Missverständnis seiner Absichten provoziert zwangsläufig Situationskomik. Angesichts dieser Neuankömmlinge ist Claude Verneuil in seinem eigenen Spiel gefangen und seine Überzeugungen und Taten werden ihn teuer zu stehen kommen.


Haben Sie dem Drehbuch Ihre Note hinzugefügt?

Da ich auch als Autor arbeite, fragte mich Philippe gern nach meiner Meinung zum Drehbuch. Manchmal machte ich ein paar Vorschläge, um bestimmte Situationen zu verbessern. Durch meine Ausbildung bei der Schauspielerin Tsilla Chelton habe ich großen Respekt vor Autoren: Während der Schauspiellehre habe ich natürlich die Klassiker bearbeitet. Und es war leicht Shakespeare, Molière, Feydeau oder Bossuet zu respektieren, aber es ist ebenso wichtig bei zeitgenössischen Autoren. Wenn ich der Handlung etwas hinzuzufügen hatte, dann immer im Sinne meiner Figur.


Wie wird man jedes Mal zu Claude Verneuil?

Vier oder fünf Wochen lang mache ich vor den Dreharbeiten eine fast theaterähnliche Textarbeit, die es mir ermöglicht, meinen Text zu lernen, jede Situation aufzunehmen und auch alles zu verinnerlichen, was mit den anderen Figuren zusammenhängt. Es gibt mir eine allumfassende Vision vom Drehbuch und dem Tempo meiner Figur. Wenn ich am Set ankomme, bin ich so vorbereitet, dass ich nicht mehr spiele, ich bin Claude Verneuil! Das ist sehr wichtig, weil es mir erlaubt, Dinge zu erfinden, ihn Sachen außerhalb der Dialoge erleben zu lassen und Situationen so weit wie möglich auszuweiten. Außerdem erlaubt mir Philippe am Ende jeder Szene zu improvisieren oder eigene Vorschläge zu machen. Er gibt mir die Richtung vor und ich biete ihm meine Interpretation an. Wir haben das von Beginn unserer Zusammenarbeit an so gemacht und es hat immer gut funktioniert.


Welche Bindung haben Sie zu Ihrer Rolle aufgebaut?

Um diese Figur zu gestalten, bat ich Philippe darum, mir Fotos von seinem Vater zu zeigen, aber ich dachte auch an meinen. Ich stellte mir Claude Verneuil als jemanden vor, der mir nahe steht, ohne es vollständig zu sein. Er ist eine Autoritätsfigur, aber auch ein einfacher Typ, ein reaktiver Mensch, der in einer Situation instinktiv reagiert. Und seine sehr direkte Art erlaubt ihm zu sagen, was immer er denkt ... auch was er nicht sollte!


Macht es besonders viel Spaß das zu spielen?

Diese Frage stelle ich mir eigentlich nie. Wenn mich die Situation und die Geschichte interessieren, begebe ich mich mit meiner zu spielenden Rolle in den Dienst des Films. Außerdem hätte ich mir von Jacquouille, dem Schurken (DIE BESUCHER), bis zu Jérôme (DIE STRANDFLITZER), Napoleon und auch Claude Verneuil nie vorstellen können, diesen Figuren nahe zu stehen.


Für Werte, wie hier die dauerhafte Liebe, mithilfe einer Rolle einzutreten, ist Ihnen das wichtig?

Ob die Werte gut oder schlecht sind, ist mir beim Schauspielen egal. Ich beurteile meine Figuren nie. Das würde Distanz schaffen, die sie unnatürlich erscheinen lassen würden. In meiner langjährigen Karriere musste ich viele Typen voller Fehler glaubhaft spielen, und ich war begeistert, weil mich die glatten Rollen nicht herausfordern. Wir sind hier, um Rollen zu verkörpern, die Autoren schreiben. Wenn Philippe durch seinen Film eine Botschaft über Mischehen vermitteln oder Werte wie dauerhafte Liebe verteidigen möchte, ist das seine Entscheidung, da habe ich nichts dazu zu sagen.


Ist Chantal Lauby noch immer die ideale Partnerin?

Sie ist in der Tat eine tolle Spielgefährtin. Wir beide haben so viel Spaß und großes Vertrauen zueinander. Ich mag sie sehr, sowohl als Frau als auch als Kollegin.


Haben Sie spezielle Verbindungen zu den anderen Schauspielern?

Wir haben mit den Töchtern und den Schwiegersöhnen echte Freundschaften geschlossen und freuen uns immer auf ein Wiedersehen. Ich muss aber sagen, dass ich leider bei diesem Film nur eine kurze Woche mit ihnen gedreht habe. Die Geschichte verlangte, dass ich meist eher mit den Dolmetschern der Schwiegereltern zu spielen hatte. Ich fand sie alle richtig gut und sehr lustig. Wir hatten viel Spaß zusammen. Diese Verbundenheit mit den Schauspielern und die Qualität des Drehbuchs haben es uns ermöglicht, die Frische des ersten Films wiederzuentdecken. Ich muss sagen, dass mich dieser Dreh sehr gefreut hat!


Ist es belebend oder ermüdend, einen Ensemblefilm zu drehen?

Beides! Ermüdend, weil viele Leute am Set sind, aber belebend, weil es sehr unterschiedliche Reaktionen hervorruft, von denen der Film profitiert. Das Duett und der Ensemblefilm sind sehr unterschiedliche Disziplinen, aber wenn sie gut geschrieben sind, machen sie beide gleich viel Spaß.


Sind Sie gegenüber den jungen Schauspielern ein bisschen Patriarch?

Ein kleines bisschen, ja. Junge Leute kommen mit dem alten Hasen zusammen, um von seiner Erfahrung zu profitieren. Das Alter zwingt dies natürlich auf. Es gibt nichts, was man dagegen tun kann. Aber es amüsiert mich, es spornt mich an, es ermöglicht mir, meiner Pfl icht zur Weitergabe nachzukommen. Nachdem ich während meiner Laufbahn die Chance hatte, von großen Namen wie Philippe Noiret, Jacqueline Maillan, Pierre Mondy, Jean Poiret, Michel Galabru, Michel Serrault oder Lino Ventura zu lernen und akzeptiert zu werden, scheint es für mich normal als erfahrener Schauspieler mein Wissen weiterzugeben. Es ist ein fairer Kreislauf der Ereignisse.

Info:
Stab
Regie ....... Philippe de Chauveron
Drehbuch ....... Guy Laurent, Philippe de Chauveron

Darsteller
Claude Verneuil ....... Christian Clavier
Marie Verneuil ....... Chantal Lauby
David Benichou ....... Ary Abittan
Rachid Benassem ....... Medi Sadoun
Chao Ling ....... Frédéric Chau
Charles Koffi ....... Noom Diawara
Isabelle Verneuil-Benassem ....... Frédérique Bel
Ségolène Verneuil-Ling ....... Émilie Caen
Laure Verneuil-Koffi ....... Élodie Fontan

Komödie
Frankreich 2021
98 Minuten

Abdruck aus dem Presseheft