zeit2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 1. September 2022, Teil 13

Redaktion

Paris (Weltexpresso) – Die Zeit, die wir teilen“ ist bereits meine zweite Zusammenarbeit mit Isabelle Huppert. Auch die Diderot-Verfilmung „Die Nonne“, die vor neun Jahren auf der Berlinale im Wettbewerb zu sehen war, hatte ich mitproduziert. Dort war Isabelle Huppert in einer starken Charakterrolle zu sehen. In unserer aktuellen Produktion spielt sie die Haupt- und Titelrolle. Für mich war es eine große Freude wieder mit Isabelle Huppert zusammenzuarbeiten, weil sie eine ganz außergewöhnliche Schauspielerin und eine inspirierende Persönlichkeit ist. Eine Ikone des europäischen Films.

Deshalb freut es mich jetzt auch umso mehr, dass sie auf der Berlinale den Ehrenpreis für Ihr Lebenswerk erhält.

Es war schnell klar, dass wir Lars Eidinger für die Rolle Tim Ardenne haben wollten. Darüber gab es auch keine Diskussion, denn er stand auch bei Regisseur Laurent Larivière auf Platz 1 für die Besetzung dieser Rolle. Glücklicherweise war Lars der gleichen Meinung und hat schnell zugesagt. Ich habe Laurent Larivières Debütfilm „I am a soldier“, der in der Sektion Un Certain Regard des Cannes Film Festivals lief, gesehen und war hin und weg. Ein Film, der mich zum Nachdenken angeregte und nicht losgelassen hat. Mein Leben essenziel in Frage gestellt hat. Dann kam das Drehbuch zu „Die Zeit, die wir teilen“ von eben diesem Regisseur. Ich habe es verschlungen, da es ein ebenso essenzielles Thema bearbeitet. Ein ganz anderer Film wie sein Debüt, aber ein ebenso essenzielles Thema. Was ist das Leben? Was uns am Ende bleibt, sind Erinnerungen und diese seziert Laurent in diesem Film in all seine Einzelteile. Das Spannende ist, dass es die ganze Zeit immer nur um die subjektiven Erinnerungen der Hauptfigur geht, bis der Zuschauer ab einer bestimmten Stelle beginnt, Widersprüchlichkeiten festzustellen, und anfängt genauer hinzuschauen, um vielleicht herauszubekommen, was da nicht stimmt an dem, was ihm erzählt wird. Ab da muss er die subjektive Rückbetrachtung Joan Verras in Frage stellen und selbst noch einmal den Film rückwärts lesen.

Der Film wurde über einen Zeitraum von sechs Wochen von September bis Novembber 2020 in drei Ländern gedreht, der Hauptteil in Frankreich, dazu je eine Woche in Köln und Dublin.

2018 war der französische Partner beim jährlich stattfindenden deutschfranzösischen Produzententreffen erstmals mit dem Projekt an mich herangetreten, das auf der Berlinale 2019 weiterbesprochen wurde. Ab Mitte 2019 begannen wir den Film gemeinsam zu finanzieren.

Durch die in den Produktionsjahren 2020/21 herrschenden Corona-Bedingungen ist die Produktion des Films erschwert worden. So fanden etwa die Dreharbeiten im Herbst 2020 statt, als es schon in die zweite CoronaWelle ging und überall unterschiedliche Restriktionen galten. Der Film spielt in drei Ländern, was ohnehin schon einigermaßen komplex ist, aber durch die Restriktionen noch schwieriger wurde.

In Dublin herrschte beispielsweise von heute auf morgen ein kompletter Lockdown. Deshalb wurde hier etwa entschieden, nicht mit einem Haupt-Team einzureisen, sondern ausschließlich mit einem irischen Team zu arbeiten. Nur Regie, Kamera und RegieAssistenz waren davon ausgenommen und blieben personell die einzige Konstante.

Durch die deutsche Produktionsbeteiligung stieß für die Tonmischung der sehr erfahrene Tonmischmeister Matthias Lempert dazu, was der französische Regisseur als ausgesprochen befruchtend erlebte. Die Postproduktion ging bis September 2021, dann war der Film fertiggestellt. Dass „Die Zeit, die wir teilen“ seine Weltpremiere auf den 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin feierte, macht uns sehr stolz.


Fotos:
©Verleih

Info:
Besetzung
JOAN VERRA              Isabelle Huppert
TIM ARDENNE.           Lars Eidinger
JOAN VERRA (70er & 80er).   Freya Mavor
NATHAN VERRA          Swann Arlaud
NATHAN VERRA (80er).         Louis Broust
NATHAN VERRA (90er).         Dimitri Doré
MADELEINE VERRA.       Florence Loiret-Caille

Stab
REGIE             Laurent Larivière
DREHBUCH.   François Decodts & Laurent Larivière

Abdruck aus dem Presseheft