hive2Serie: Die anlaufenden Filme in deutschen Kinos vom 8. September 2022, Teil 2

Redaktion

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Blerta Basholli, die hier zu Wort kommt,  ist Autorin und Regisseurin, ihr bisheriges Werk zeichnet sich insbesondere durch einen realistischen visuellen Stil aus. Bashollis Geschichten berühren soziale und geschlechterspezifische Themen aus dem Kosovo, wo sie geboren und aufgewachsen ist.

Sie lebte und studierte in New York, wo sie parallel an ersten Filmprojekten arbeitete. Im Jahr 2008 wurde sie mit dem Deans Fellowship des Film Graduate Program an der Tisch School of the Arts der New York University ausgezeichnet. Im Jahr 2011 kehrte sie an ihren Geburtsort zurück, wo sie als Autorin und Regisseurin an zahlreichen Kurz- und Spielfilmen mitwirkte. HIVE ist ihr Spielfilmdebüt, an dessen Entwicklung sie seit 2011 gearbeitet hat.

„Eine Witwe sollte nur Hausarbeit machen, ihre Schwiegereltern respektieren und zu Hause bleiben.“

Das waren die Worte, die Fahrije Hoti jeden Tag hörte, sobald sie begonnen hatte, eigenständig für ihre Kinder zu sorgen, nachdem sie ihren Mann während des letzten Kosovo-Krieges verloren hatte.

Ich saß in meiner Wohnung in Brooklyn, NY, und versuchte, mein Uniprojekt fertig zu schreiben, während ich eine Fernsehsendung aus dem Kosovo verfolgte. Die Frau in der Sendung erzählte, dass sie ihren Führerschein gemacht hatte und das ganze Dorf darüber tratschen würde, wie sie ihre Familie dadurch gedemütigt hatte. Zuerst dachte ich, es sei ein Scherz. Fahrije Hoti, eine Witwe und Mutter von zwei Kindern, musste etwas tun, um zu überleben, und das tat sie auch. Sie machte ihren Führerschein und nahm einen Job an. Alle haben darüber geredet und sich verrückt gemacht, aber sie hat es geschafft. Eines Tages eröffnete sie ein kleines Geschäft, in dem sie andere Witwen beschäftigte und jetzt produziert sie Ajvar und eingelegtes Gemüse, das im ganzen Kosovo verkauft wird.

Abgesehen davon, dass ich selbst eine Frau und Mutter bin, hat mich ihr Wille und ihre Kraft fasziniert, nicht nur zu überleben, sondern etwas Großes zu erreichen und nicht zurückzuschauen. Ihre Positivität und Energie sind faszinierend. Das ist etwas, das ich auf die Leinwand bringen möchte: Eine starke, farbenfrohe Frauenfigur, eine Protagonistin, die im Kosovo und einem breiteren Publikum gesehen werden muss. Ihre Entscheidung, mit ihrem Leben weiterzumachen, egal was passiert, war verwirrend, schmerzhaft, manchmal sogar amüsant, aber vor allem zutiefst inspirierend.

Foto:
©Verleih

Info:
HIVE (Zgjoi)
von Blerta Basholli, Albanien/Nordmazedonien/Kosovo/CH 2021, 84 Min.
mit Yllka Gashi, Çun Lajçi, Aurita Agushi, Kumrije Hoxha, Adriana Matoshi
Drama / Start: 08.09.2022

Abdruck aus dem Presseheft