gattoVERSO SUD 28, das Festival des italienischen Films im Deutschen Filminstitut und Filmmuseum Frankfurt (DFF), Teil 7

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Auf Deutsch: WIE EINE KATZE AUF DER AUTOBAHN – DIE RÜCKKEHR aus dem Jahr 2021 - und zu spät hatte ich gelesen, daß der erste Teil dieser Geschichte, die 2017 in die Kinos, leider nur in die italienischen Kinos, kam, direkt davor gelaufen war und „noch viel besser“ sei. Na denn! Man brauchte aber keine Vorkenntnisse, um sich in diesem Film zu amüsieren und sich richtig gut zu unterhalten.

Regie führt Riccardo Milano, der auch am Drehbuch beteiligt ist. Und da VERSO SUD in der diesjährigen 28. Fassung die Arbeit an Drehbüchern in den Mittelpunkt stellt, reibt man sich verwundert die Augen, wenn man sieht, daß neben dem Regisseur noch drei weitere am Drehbuch beteiligt sind: ein weiterer Mann und zwei Frauen.

Der Film steht und fällt mit der famosen Darstellung durch Paola Cortellesi als Monica, die übrigens am Drehbuch beteiligt war. Sie ist die schräge, erotisch durch Kleidung und Verhalten aufgeladene Femme Fatale, allerdings die aus der proletarischen Abteilung, auf jeden Fall aber die mit Herz, wachem Verstand, einem tiefen Gerechtigkeitsgefühl – und dem Mut, dies alles laut auszusprechen!

Letzteres, das Gerechtigkeitsgefühl, wird immer wieder durch ihre Zwillingsschwestern konterkariert, die Kleptomaninnen sind und Schlimmeres und sich für die Lagerung ihrer Diebeszüge ausgerechnet die Clubs, die Monica führt, aussuchen. Kein Wunder, daß nun , nachdem die Polizei diese entdeckte, die unschuldige Monica in Haft sitzt. Aber sie hat da einen, der als ehrbarer Bürger durchgeht, ja ein ausgesprochener wichtiger Mann ist, also Einfluß hat und den bittet sie um Hilfe. Es ist Giovanni (Antonio Albanese), den man, so wie er aussieht, erst einmal für einen Anwalt hält, der aber einfach ein durchsetzungsfähiger und angesehener Kulturmensch ist, der gerade am Aufbau eines bedeutenden Kulturzentrum maßgeblich beteiligt ist. Vor drei Jahren hatten die beiden ein Verhältnis und die frische zupackende Art von Monica und ihre Gesinnung, da muß man ihr einfach helfen. Außerdem würde sie sonst zu laut, das scheut Giovanni dann doch und guckt immer vorsichtig um sich, wer ihn sieht.

So gelingt es Giovanni erst einmal, sie aus dem Gefängnis herauszuholen, zum Preis, daß sie in einer sozial engagierten Gemeinde der Gegend Sozialarbeit machen muß. Aus dieser Figur Monica, die einerseits einen deutlich ordinären touch, gleichzeitig aber ein echtes Herz hat und dies doppeldeutig auch ausstrahlt, ergeben sich nun die komischsten Situationen, wo wir jedes Mal mehr verstehen, wieso dieser Langweiler Giovanni sein Herz an sie verloren hat. Wir würden einer solchen Frau, die nur das Gute in den Leuten fördern will, auch jeden Wunsch erfüllen.

Aus dieser Diskrepanz zwischen Äußerlichkeiten und inneren Einstellung gewinnt dieser Film seine Dynamik, denn es gibt einen Anlass nach dem anderen. Das fängt damit an, daß die Gemeinde, der Monica zugeordnet ist, genau neben dem geplanten Kulturzentrum steht, der ordentliche Giovanni also alle Weile von der offensichtlich etwas zu attraktiven Monica mit dem tiefen Dekolleté und den Stöckelschuhen zu Hilfe geholt wird, was ihm scheele Blicke der Kulturförderer einbringt.

Gleichzeitig wirkt so ein Anzugträger bei der Klientel, für die Monica verantwortlich ist, zum Großen Teil ausgesondert aus der besseren Gesellschaft, Arbeitslose, Verarmte, Geschiedene, Menschen, mit denen es bergab ging, wirkt also so ein Anzugträger eher befremdlich, die einen reagieren mit Abwehr, andere mit Befremden.

Aber wie sie diese Zeit nicht nur übersteht, sondern diese Gemeinde zu einer verschworenen Gemeinschaft macht und im Triumph nach Hause gebracht wird, wo sie wiederum auf derart umwerfende Art von ihren Hausgenossen u.a. empfangen wird, das macht Lust, sie noch weiter im Blick zu behalten, diese Monica. Aber noch wissen wir von keiner Fortsetzung!

Fotos:
© Verleih

Info:
VERSO SUD
28. Festival des italienischen Films | 25.11.-7.12.2022
Das gesamte Programm finden Sie im PDF des Festivalkatalogs und auf der Webseite www.dff.film.
Tickets für alle Vorführungen können Sie ab sofort kaufen.